Lirscher Ludwig

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Biografie:
Ludwig Lirscher - „Guck-Naz“ - zum Gedenken!
Anfangs September dieses Jahres verstarb mit 77 Jahren im „Juchaza-Häusl" im Lumpigraben bei Großraming im oberösterreichischen Ennstal LudwigLirscher, der als volkstümlicher Bergsteiger unter dem Namen
„Guck-Naz“ landauf, landab bekannt war. Lirscher war ein Original als Mensch und als Volkskünstler und ein Bergwanderer und Heimatfreund aus Herzensgrund. Der alte Junggeselle hatte sich eine heitere, kindlichfromme Seele bewahrt, und in seiner glühenden Natur- und Bergliebe konnte er jedem Vorbild sein. Fast dreißig Jahre lang zog er als Landbriefträger durch die Berge und Gräben um Großraming, und die Freizeit gehörte wiederum dem Wandern und Bergsteigen, und als die Pensionierung kam, noch viel mehr. Viele Alpengipfel bestieg er und war in allen Alpentälern bekannt, er wanderte zu Fuß bis nach Zermatt und zu Dr. Julius Kugy nach Triest und stand noch mit 75 Jahren auf dem Gipfel des Traunsteins. Seiner Gewohnheit, mit einem Fernrohr, das er mit einem Stativ auf seinen vielen Bergwanderungen meistens mitführte, nach den Sternen und der schönen Welt auszuschauen, verdankte er seinen freundlichen Beinamen „Guck-Naz“. Er konnte nicht nur jodeln und juchzen, sondern war ein oft gesuchter Reimschmied, und bei keinem festlichen Anlaß im Ennstal fehlten seine Verse. Am 11. September d. J. wurde Lirscher von einer großen Volksmenge in Großraming zu Grabe geleitet. Der Zeitungsberichter schreibt: „Es war keine Trauerkundgebung, sondern ein Fest der Berge und Bergsteiger, der Holzknechte und Jäger und der Bergbauern und kleinen Leute." Totenmesse und Nachruf für den heimgegangenen Bergfreund hielt das bekannte AV-Mitglied Dechant Dorner aus Gmunden, namens des AV sprach Direktor Wurzer aus Losenstein. Lirscher war Mitglied der Sektion Steyr und Träger des silbernen Edelweißes. Das letzte Wort hatte sich der „Guck-Naz" aber
persönlich vorbehalten: Ein Sprecher trug am offenen Grab sein seit zehn Jahren vorbereitetes „Abschiedsgedicht" vor. Die Worte dieser letzten Botschaft eines Volkspoeten und Volksphilosophen ergriffen in ihrer ernsten Fröhlichkeit auch die rauhesten Gemüter. Das Alpenland und unser Alpenverein haben durch den Heimgang dieses alten Bergwanderers und wahrhaften Bergfreundes einen schmerzlichen Verlust erlitten.
Sepp Wallner, Linz a .d. D.
Quelle: Der Bergsteiger 1955-1956 - 01 Oktober 1955, Seite

Geboren am:
1878
Gestorben am:
09.1955