Eller Johann Curat

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Biografie:
(+) Curat Eller in Sulden.
Ein hochverdienter Freund der Alpenwelt und ein warmer Freund aller Bergwanderer, der weit über die Marken deutscher Zunge hinaus rühmlichst bekannte Curat Eller von Sulden, ist am 7. Februar im
72. Lebensjahre nach kurzem Leiden gestorben. Mit ihm ist eine der bekanntesten Gestalten aus der denkwürdigen Zeit des vorher ungeahnten alpinen Aufschwunges dahingegangen. Eller war, wenn er auch in früheren Jahren ao und zu Bergfahrten ausführte, kein Mann des Eispickels, seine Hauptverdienste erwarb er sich als wahrer Schutzgeist und Vater seiner zweiten Heimat, des Suldenthales, dem er ebenso ein echt väterlicher Priester wie für die wirtschaftliche Wohlfahrt unermüdlich thätiger Freund war. Curat Eller wurde am 18. August 1829 zu Langtaufers geboren und am 16. Juli 1854 zum Priester geweiht. Hierauf wirkte er als Cooperator in den Pfarreien Fliess, Nauders, Agums und Taufers und kam am 6. November 1862 als Curat nach Sulden, woselbst er nach Aufhebung der Curatien zum Pfarrer ernannt wurde. Durch über 37 Jahre versah er sein edles Amt, das in dem früher so einsamen, weltverlassenen Hochthale, insbesondere zur rauhen Winterszeit, oft die höchsten Anforderungen an seine Selbstlosigkeit und seinen Opfermuth stellte. Daneben aber fand er doch noch die Zeit und scheute keine Mühe, für die Hebung des Verkehres im Suldenthale thätig zu sein, den er schon zu einer Zeit, als noch niemand an eine nur annähernd den heutigen Verhältnissen nahekommende Entwicklung dachte, als einen Segen für die armen Bewohner des dürftigen Hochthales und damit als einen volkswirtschaftlichen Factor von höchster Wichtigkeit erkannt hatte. Durch viele Jahrzehnte war das trauliche Widum von St. Gertraud das Heim und die Sammelstätte der Ortlerfahrer, und bis heute ist das dann von Ellers Geschwistern vergrösserte und erweiterte Hotel Eller ein gemüthlicher, immer wieder gern aufgesuchter Standort in der Ortler Gruppe geblieben, in dem alttirolische Einfachheit und herzliche Gastfreundschaft das Bleiben angenehm machten. - Eller hatte reichen Antheil an dem Zustandekommen des durch die S. Austria und Meran durchgeführten Strassenbaues nach Sulden. Ihm dankt es auch unser Verein, dass es seinen Sectionen möglich geworden, die herrliche Ortler Gruppe, die grossartigste Gletscherwelt unserer deutschen Ostalpen, den Bergfreunden in so reichem Masse systematisch zu erschliessen, wie dies bis heute geschehen und noch im Zuge ist. Hand in Hand mit Ellers unermüdlicher Rührigkeit ging aber auch dessen edle Selbstlosigkeit, die er aufs schönste erwies durch die Anregung und Durchführung der Errichtung einer Gedenktafel für den hochverdienten Vorstand unserer S. Prag, Herrn Joh. Stüdl, für dessen Verdienste um das Suldenthal. Es wird eine Ehrenpflicht sein, die Erinnerung an den unvergesslichen Mann auch durch ein äusserliches Zeichen an der Statte seines verdienstvollen Wirkens wach zu erhalten!
Eine seiner letzten Schöpfungen bildet ja wohl auch ein rühmliches Denkmal für ihn: die neue, in schönem romanischen Stile erbaute Kirche von St. Gertraud, die das letzte Ziel seiner Wünsche war. Im heurigen Jahre hätte dieses neue Gotteshaus fertiggestellt werden sollen. Eller war es nicht mehr beschieden, den ersten Gottesdienst in der neuen Kirche abzuhalten. Möge dem würdigen Manne die Erde leicht sein!
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1901, Folge 4, Seite 49-50

Curat Eller (+)
Am 11. d. M. hat man einen Mann zu Grabe getragen, der sich unvergängliche Verdienste um das schöne Suldenthal und damit um ganz Tirol erworben hat. Wie man uns aus St. Gertraud im Guldenthale meldet, ist Curat Johann Eller am 7. d. M. nach kaum dreiwöchentlicher Krankheit verschieden, und tiefe Trauer erfüllt die Einwohnerschaft des Thales, die in ihm nicht nur ihren glaubensstarken Seelsorger, sondern einen herzenswarmen Freund verloren hat, der ihr durch fast vier Jahrzehnte stets hilfbereit in allen ihren Nöthen zur Seite gestanden ist. Als Curat Eller im Winter 1862—1863 nach Sulden kam, da fand sich in dem blutarmen Dörfchen genug an bitterer Noth und trübem Elende vor, die er mit seinem geistlichen Zuspruche tröstend lindern sollte. Eller war aber ein Priester, der mit klaren Augen in die Welt blickte, und der seinen Beruf dahin auffasste, dass er nicht nur ein Tröstet, sondern auch ein Helfer der Armen sein solle. Er erkannte schon zu einer Zeit, wo noch gar viele seiner Amtsbrüder in Tirol im Fremdenverkehre nichts als eine Gefahr für das Seelenheil ihrer Pfarrkinder erblicken wollten, die Segnungen, die ein entsprechender Fremdenzuzug seiner Pfarrgemeinde, die an Naturschönheiten so reich wie arm an Erdengütern war, bringen musste. So kam es denn, dass die Alpinisten der Sechziger- und Siebzigerjahre, die — als erste Vorläufer des folgenden mächtigen Aufschwunges der alpin-touristischen Bewegung — das einsame Pfarr- widum am Fusse des Königs der Ostalpen aufsuchten, bei Curat Eller die herzlichste und beste Auf­ nahme fanden und sicher sein konnten, bei ihm volles Verständnis und eifrige Förderung aller ihrer Wünsche zu finden. Darum war Eller mit fast allen älteren Alpinisten durch Bande persönlicher warmer
Freundschaft verbunden, und darum wurde auch jeder, der einmal seine Gastfreundschaft genossen, zum beredten Apostel für Sulden und seine Schönheiten. Das zielbewusste Wirken des alten ehrwürdigen „Gletscherpfarrers“ hat Früchte getragen: immer grösser wurde die Zahl der Bergfreunde, die ihre Schritte dem Suldenthale zuwandten, und jeder einzelne hat mitgeholfen, Noth und Armuth daraus zu vertreiben. Seiner Initiative war es auch zu verdanken, dass in der Mitte der Siebzigerjahre der elende Steig, der bis dahin nach Sulden führte, durch einen praktikablen Saumweg ersetzt wurde. Die fast $000 fl. betragenden Baukosten hat Eller grösstentheils aus eigenen Mitteln bestritten. Die Suldener wussten aber ihren Curaten auch gar hoch zu schätzen und waren ihm in treuer Anhänglichkeit ergeben; die Worte: „der Verstorbene sei geliebt und geschätzt worden von allen, die ihn kannten“, die so oftmals nichts als eine leere Phrase zu bedeuten haben, sind in diesem Falle der Ausdruck lauterer Wahrheit. Eller’s Verdienste aber sollen nicht der Vergessenheit anheimfallen; wenn ein Name würdig ist, gemeinsam mit dem Franz Senn’s genannt zu werden, so ist es der seinige!
H. B.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1901 (21. Februar), Folge 576, Seite 50-51

Geboren am:
18.08.1829
Gestorben am:
07.02.1901