Sydow Reinhold von

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Biografie:
geboren in Berlin (Deutschland)
gestorben in Berlin (Deutschland)

Herr R. Sydow, der Vorsitzende der S. Berlin, ist von Sr. Majestät dem deutschen Kaiser zum Unterstaatssecretär im Reichspostamt und zum stellvertretenden Bevollmächtigten beim Bundesrathe ernannt worden.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1901, Folge 20, Seite 249


Exzellenz R. Sydow,
Staatsminister a. D., derzeit 1. Vorsitzender unseres Alpenvereins, feierte am 14. Januar 1921 seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar, Ehrenvorstand der S. Berlin, die er ein Jahrzehnt lang (von 1898 - 1908) in mustergültiger Weise leitete, gehört seit 1900 unserem Hauptausschusse an und erwies sich hier als ein eifriger Förderer des Hütten- und Wegbaues. Das Vertrauen der Mitglieder berief ihn 1910 zum 3. Vorsitzenden und 1912 an die Spitze des Gesamtvereins. In denkbar schwerster Zeit hatte er die Führung des D. u. Ö. Alpenvereins übernommen und seiner nimmermüden Tatkraft, seinem glühenden Eifer für die alpine Sache und seinem hervorragenden Geschick als Versammlungsleiter gelang es, unser Vereinsschifflein durch alle drohenden Klippen glücklich hindurchzuleiten. Seine hohen Verdienste um unseren Verein brauchen wir nicht einzeln zu schildern. Sie stehen ja in der dankbaren Erinnerung aller Vereinsgenossen, die ihrem bewährten Führer zu seinem Jubiläum ein herzliches Bergheil zurufen.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1921, Seite 11

Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1928, Seite 205 ff

Zum 90. Geburtstag Exzellenz v. Sydows am 14. Januar 1941
Zum 90. Geburtstage des Herrn Ehrenvorsitzenden des Hauptausschusses des D. A.V., Exzellenz von Sydow, hat der Vereinsführer des D.A. V., Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete, Reichsminister Dr. A. Seyß-Inquart, an Exzellenz von Sydow folgende Glückwunsch-Depesche übermittelt:
„Exzellenz von Sydow, Staatsminister a. D.,
Berlin:
Zur Vollendung des 90. Lebensjahres übermittle ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche.
Heil Hitler! Ihr Seyß-Inquart.
Den Haag, 14. Januar 1941."

Gleichzeitig hat der Stellvertretende Vereinsführer des D.A.V., Landesstatthalter a. D. Dr. R. Knöpfler, Innsbruck, namens des D.A.V. folgendes Glückwunschschreiben übermittelt:
„Eure Exzellenz!
Mit besonderer Freude und Herzlichkeit beglückwünschen wir Sie zur Vollendung des 90. Lebensjahres.
Der Deutsche Alpenverein nimmt in besonderem Maße Anteil an Ihrem Wohlergehen als dem getreuen Ekkehard der deutschen Bergsteiger und dankt Ihnen anläßlich der Vollendung des neunten Jahrzehntes Ihres reich gesegneten Lebens für all die Liebe und unendliche Sorgfalt, die Sie unermüdlich für das deutsche Bergsteigertum aufgewendet haben.
Die Vereinsführung des Deutschen Alpenvereins ist glücklich. Sie auch jetzt zu ihren Beratern zählen zu dürfen und gibt dem Wunsche Ausdruck, daß Sie auch weiterhin in so regem Maße wie bisher Anteil an unserer Arbeit nehmen und uns Ihren Rat leihen zu Aufgaben, die dem Deutschen Alpenverein im Dienste der körperlichen Ertüchtigung und bei der Lösung kultureller Aufgaben für das ganze deutsche Volk gestellt sind.
Mit deutschem Bergsteigergruß!
Keil Hitler!
Dr. N. Knöpfler,
Stellvertreter des Vereinsführers."

Exzellenz von Sydow hat sich beim Herrn Reichsminister und bei der Vereinsführung in Innsbruck in sehr herzlichen Worten für diese Glückwünsche bedankt, wobei er zum Ausdruck brachte, daß es ihn aufrichtig freue, zu sehen, wie der alte gute Bergsteigergeist in den neuen Formen fortlebt und im erweiterten Rahmen des Großdeutschen Reiches die Einheit aller Deutschen, der auch wir früher zustrebten, mit stärkeren Mitteln verwirklicht wird.
Die Vereinsführung benutzte außerdem einen zufälligen Wehrmachtsurlaub ihres früheren 3. Vorsitzenden und nunmehrigen Führers des Zweiges Berlin, Major i. G. Dr. Borchers in Berlin, um durch ihn noch persönlich dem Jubilar ihre Glückwünsche und ein Angebinde überreichen zu lassen. Der Deutschlandsender gab am 11. Januar in seinem Nachrichtendienst folgende Mitteilung durch:
„Staatsminister a. D. Dr. ehrenhalber Reinhold von Sydow begeht am 14. Januar seinen 90. Geburtstag. In seiner hohen Stellung im Reichspostdienst hatte er hervorragenden Anteil
am Aufbau des überseeischen Kabelnetzes und an zahlreichen Neuerungen. Seit Herbst 1918 lebt er im Ruhestand, ist aber in dieser Zeit noch als Ehrenvorsitzender des Deutschen AlpenVereins hervorgetreten."
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, Deutscher Bergsteigerverband im NS.Reichsbund für Leibesübungen 1940-41, Seite 70-71

Der Deutsche Alpenverein hat in ihm einen überragenden Führer durch Jahrzehnte/ einen seiner Besten, den bisher ersten und einzigen Ehrenvorsitzenden und das erste Ehrenmitglied verloren.
Außerordentlich wie die Person des Verstorbenen sind auch seine Verdienste um unsere Bergsteigergemeinschaft.
1868 kam der damals Siebzehnjährige erstmals in die Berge und blieb ihnen seither treu bis an sein Lebensende. Sein Berufsweg führte ihn aus dem richterlichen Dienst an hohe Stellen des Reichspostamtes, in das Reichsschatzamt und in die preußische Regierung, in der er als Staatsminister das Ministerium für Handel und Gewerbe innehatte. Trotz seiner vielen, aus dem Beruf entstandenen Verpflichtungen nahm er sich die Zeit, um seine Liebe zu den Bergen auch durch umfangreiche organisatorische Arbeit innerhalb des D. A.V. zum Ausdruck zu bringen. Seit 1890 war Reinhold v. Sydow im damaligen Weg' und Hüttenbauausschuß des Gesamtvereins tätig. In einer Zeit, die mit dem Übergang zum führerlosen Bergsteigen die Haupterschließungstätigkeit mit starker Dynamik und großem Idealismus einleitete, konnte v. Sydow eine Tätigkeit entwickeln, die dieser geborenen Führerpersönlichkeit schon damals ihr starkes Gepräge gab.
Zugleich stand er von 1898 bis 1908 an der Spitze der Sektion Berlin. Die Führung eines der größten und angesehensten AV.-Zweige brachte ein gewaltiges Arbeitsgebiet mit sich, das sich vor allem, örtlich gesehen, auf die Zillertaler Alpen, auf Berge der Ortler- und der Brentagruppe und verwaltungsmäßig auf einen sich stets vermehren den Hüttenbesitz erstreckte. Während seiner Tätigkeit als preußischer Staatsminister und als Minister für Handel und Gewerbe widmete er sich der Vorarbeit des Umbaues des D. u. O. A.V., nahm maßgebenden Einfluß auf die Gestaltung der neuen, am 1. Januar 1910 in Kraft getretenen Satzung, die ihre Belastungsprobe in den Jahren des ersten Weltkrieges und in den nachfolgenden Revolutionsjahren bestand.
1910 und 1911 war v. Sydow 3. Vorsitzender des Gesamtvereins, am 1. Januar 1912 wurde er 1. Vorsitzender. Erst nach 16 Jahren legte er dieses Amt, in der Zwischenzeit durch alljährlich spontan bekundetes Vertrauen gestärkt, damals schon im hohen Alter von 77 Jahren, am 31. Dezember 1928 aus der Hand.
Die ersten AV.-Expeditionen in außereuropäische Gebirge, darunter die Pamir-Expedition 1913, sind auf seine Initiative zurückzuführen. Ein neues Betätigungsgebiet für den Verein wurde damit eröffnet, das 1928 wieder aufgenommen und seither in steigendem Umfange gepflegt und gefördert wurde. Der ihm zu Ehren eingerichtete R.v.-Sydow-Stock des D.A.V. hält dauernd seinen Namen mit der Förderung der Auslandsbergfahrten durch den D. A. V. verbunden. Der Weltkrieg 1914 bis 1913 machte für die Großzahl der Hauptausschußmitglieder die Mitarbeit in der Vereinsführung unmöglich und überbürdete in hohem Maße Verantwortung und Entschlutz allein dem 1. Vorsitzenden und seinen wenigen Mitarbeitern in Wien und Berlin. Schwerer und schlimmer aber war es, daß in den schönsten und wertvollsten Arbeitsgebieten der Krieg in seiner härtesten, wildesten Form des Kampfes im Hochgebirge tobte. Später, zur Zeit der Novemberrepublik, im Strom des marxistisch-jüdisch verseuchten «Zeit» geistes", scharte, v. Sydow um sich jene Männer
und Kräfte, die, erfüllt von gutem Bergsteigersinn und der Verantwortung für das deutsche Volk, durch die „Tölzer Richtlinien", durch die Entfernung der eingedrungenen Juden ein starkes Hindernis aufrichteten gegen die Verseuchung wahrer Bergsteigerart, gegen Ungeist und Zerstörung. Sie halfen auf ihrem Tätigkeitsgebiet, freudig unterstützt von den Zweigen, besonders in der heutigen Ostmark, das mit vorzubereiten, was durch Adolf Hitler zur Erfüllung gebracht wird: einen Grundstein zur Einheit aller Deutschen zu legen.
So stehen die letzten zehn Jahre seiner Tätigkeit von 1919 bis 1928 als Vorsitzender des inzwischen auf die doppelte Mitgliederzahl angewachsenen D. u. O. A. V. im Zeichen der Gesund- und Reinerhaltung und der Abwehr alles Fremden einerseits, des Wiederaufbaues und der Wiedergutmachung der ungeheuren Weltkriegsschäden andererseits. Es muß heute als das größte Glück für den D. A. V. bezeichnet werden, daß er damals diesen Mann, der gewinnende Aufgeschlossenheit mit großer Sachkenntnis, souveräne Beherrschung der Verhandlungspraxis mit lauterster Gesinnung und, wenn nötig, mit rücksichtsloser Entschlossenheit vereinte, zum Führer hatte.
Der Dank hiefür kam in der Wahl zum EhrenVorsitzenden zum Ausdruck, als v. Sydow 1928 eine neuerliche Wiederwahl endgültig ablehnte. Doch betrachtete weder er sich selbst noch der Verein ihn als „in Ruhe befindlich". Auch in der Folge blieb er keiner wichtigen Tagung, keiner Entscheidung fern und unvermindert gehörte seine Sorge und die trotz des hohen Alters ungebrochene Kraft, gehörte sein Herz dem Alpenverein.
Ihm konnte als dem ersten die Ehrenmitgliedschaft des nunmehrigen D. A.V. verliehen werden, die er als eine Ehrung auch für uns 1938 annahm. Bis zu seinen letzten Stunden hat er uns seine Treue bewahrt. Er war glücklich, noch zu erleben, „wie der alte gute Bergsteigergeist im gewaltigen Nahmen des Dritten Reiches und die Einheit aller Deutschen, der auch wir immer zustrebten, mit starken Mitteln verwirklicht wird".
Wir nehmen Abschied von einer einmaligen Persönlichkeit. Wir tun es von dem, was an ihr sterblich war — niemals aber von dem Geist, in dem Reinhold v. Sydow wirkte und der für uns Verpflichtung bleibt.
Den Haag, 27. Januar 1943.
Vereinsführer des D. A. V.
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, Deutscher Bergsteigerverband im NS.Reichsbund für Leibesübungen 1942-43, Seite 49f


Reinhold v. Sydow zum 100. Geburtstag.
Im Berliner Hause eines Bruders meines Vaters, der Direktor und Leiter der Personalabteilung im Reichspostamt war, traf ich öfter dessen Kollegen, den Leiter der Telegraphenabteilung Reinhold Sydow, den späteren Unterstaatssekretär im Reichspostamt und nachmaligen geadelten preußischen Handelsminister. Er war ein ungewöhnlich vielfach interessierter, immer unverdrossen beweglicher Geist, ein aufrechter Mann von bezwingender Liebenswürdigkeit, nie versagendem Humor und schlagfertiger Rednergabe, ein ebenso beliebter Tisch- wie fesselnder parlamentarischer Redner.
Schon in jungen Jahren hatte er sich dem Alpenverein an-geschlossen und wurde ein genauer Kenner der Zillertaler, Ötztaler und Stubaier Alpen. Es war ein besonderes Vergnügen, ihn erzählen zu hören von seiner genauen Kenntnis dieser Bergwelt und seinen Ersteigungen zahlreicher Hochgipfel. Die Errichtung der Ortler-Hochjochhütte, der Hütte am Tuckettpaß und mehrerer anderer Hütten, die nun leider zu Italien gehören, haben die Alpinisten seiner Initiative zu verdanken. Ein Jahr-zehnt hat er die Sektion Berlin des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins als 1. Vorsitzender und von 1912-28 als Präsident den Gesamtverein geleitet. Viele in- und ausländische Forschungsexpeditionen hat Sydow veranlaßt oder doch hervor-ragend gefördert.
Als Sohn des Präsidenten der preußischen Staatsschuldenverwaltung in Berlin geboren, hatte er die Universitäten Berlin und Heidelberg zum juristischen Studium besucht. Dann war er als Landrichter, nebenher als Justitiar bei der Oberpostdirektion in Halle tätig, und 1883 ins Reichspostamt eingetreten, wo er bis zum Unterstaatssekretär aufgestiegen war. Dann wurde er im Jahre 1908 Staatssekretär des Reichsschatzamtes, als der er eine große Reichsfinanzreform vorzunehmen versuchte, die jedoch vom Reichstag nicht genehmigt wurde. 1909 wurde er preußischer Handelsminister. Der Umsturz 1918 machte seiner amtlichen Laufbahn ein Ende. Schon im Jahre 1911 hatte ihm die Albertina in Königsberg die juristische Ehrendoktorwürde verliehen für seine vorzüglichen Handausgaben der Zivil-prozeßordnung, des Gerichtsverfassungsgesetzes, der Konkurs-wie der Rechtsanwalts- und Notariatsordnung.
Im Jahre 1943 ist Reinhold v. Sydow als 88jähriger verstorben.
Paul Wittko.
Quelle: Mitteilungen des DAV 1951, Heft 2, Seite 28

1898 1.Beg.Talggenköpfe-Ostflanke im Abstieg,3176m, (Zillertaler Alpen)




Geboren am:
14.01.1851
Gestorben am:
16.01.1943

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