Richter Eduard
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Biografie:
Richter Eduard Dr., * in Mannersdorf am Leithagebirge, (Niederösterreich),
später Wiener Neustadt, 1871 bis 1886 Salzburg,ab1886 Graz
† gestorben in Graz, (Steiermark)
Prof. Dr. E. Richter in Graz ist von Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I. zum k. k. Hofrat ernannt worden. Hofrat Prof. Dr. E. Richter ist 1. Präsident des Zentral-Ausschusses Salzburg und II. Präsident des Zentral-Ausschusses Graz unseres Vereins gewesen und hat sich um diesen so vielfach verdient gemacht, daß die Kunde von der Auszeichnung des angesehenen Gelehrten gewiß allseits mit großer Freude aufgenommen wird.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1904, Seite 139
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1905, Seite 49 ff
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1905, Seite 29 ff
Unser Dr. Eduard Richter, Hofrat, Universitätsprofessor, der schon am 6. Februar 1905 allzu früh dahinschied, könnte am 30. Oktober das 90. Geburtsfest feiern. Was sein Name dem Alpenverein bedeutet, ist allbekannt, und der Dank des Vereins fand sichtbaren Ausdruck in der Eduard Richter-Stiftung. Er bahnte die Gletschervermessung in den. Ostalpen an, und was der D.u.Ö.A.V. im Laufe der Jahre für die Gletscherforschung getan hat, geht auf seine Anregung zurück, ebenso die Herausgabe von Karten, die zuletzt „Meisterwerke der kartographischen Technik" wurden, sowie die Errichtung einer Wetterwarte auf dem Sonnblick. Er war 1. und 2. Vorsitzender des D.u.Ö.A.V. und ist heute noch bekannt als Redakteur der „Erschließung der Ostalpen". Er war die Seele und die treibende Kraft aller wissenschaftlichen Unternehmungen des Alpenvereins, der sein Gedenken allzeit in hohen Ehren halten wird.
A. D.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1937, Folge 10, Seite 272
Quelle: Berge und Heimat 1948, Seite 300 -301 (siehe Anhang)
Eduard Richter ? Zum 50. Todestag des Alpenforschers
Vor einem halben Jahrhundert verlosch die Sonne über einem Leben, das sie ein halbes Jahrhundert unablässig er-hellt hatte. Sie verlosch über einem Leben, dem der Deutsche und Österreichische Alpenverein zum Lebensweg und die gesamten Alpen zur Lebensbestimmung wurden. Nicht im Sinne bergsteigerischer Lebensform, sondern viel-mehr als Betätigungsfeld eines ruhelosen, universellen Geistes.
In Mannersdorf in der Nähe Wiens erblickte Eduard Richter am 3. Oktober 1847 das Licht der Welt. Eine glückliche Jugend im Hause der Mutter in Wiener-Neustadt weckte alle die Eigenschaften, die, in der Luft der alten Kaiserstadt, beim Studium der Geschichte reiften: der natürlichen Frische, der Fröhlichkeit, der Harmonie des Herzens und der Aufgeschlossenheit für das ästhetische Erlebnis. Besonders dieses Erlebnis weiß die Mutter durch Theater- und Konzertbesuche und große Alpenreisen zu geben. Kein Wunder, daß eine Liebe zur Alpenwelt erwächst, die den Salzburger Gymnasiallehrer der jungen Geographie und dem ebenso jungen Alpenverein zuführen. Noch zwei Begabungen von Mutters Seite kommen in Salzburg zum Durchbruch: Freude an wissenschaftlicher Arbeit und Freude an literarischem Schaffen. Neben seiner lebensnahen und kurzweiligen Lehrtätigkeit findet er als Vorstand der aufblühenden Sektion Salzburg ein weites Betätigungsfeld, neben heimatkundlicher Forschung erübrigt er genügend Zeit für ausgedehnte Bergfahrten.
Nur einmal ziehen dunkle Wolken über den Horizont. Nach einem glücklichen Jahre trägt der junge Ehemann seine Frau zu Grabe. Schwer leidet er an diesem Schlag. Aber seinen Alpenwanderungen entspringen immer neue Anregungen zu wissenschaftlicher Arbeit. Besonders fesseln ihn die Glet-scher. Er beschäftigt sich mit den Gletscherkatastrophen, untersucht die Gletscherschwankungen und schreibt über Gletschergeographie. Nach dem Muster des Schweizer Alpenklubs vermißt er das Karlinger- und das Obersulzbachkees und regt die Bildung einer internationalen Gletscherkommission an, deren Leitung er 1899 in Gletsch übernehmen darf. Energisch tritt er für den Zusammenschluß des Österreichischen mit dem Deutschen Alpenverein ein. Als man 1883 Salzburg zum Vorort wählt, übernimmt er bis 1885 den 1. Vorsitz des Gesamtvereins und löst die neue Aufgabe mit ?Zielbewußtsein und Tatkraft, mit Geschick und Eleganz". Unter seiner Ägide wachsen dem Verein nicht nur neue Mitglieder und neue Sektionen zu, der Verein unternimmt auch die Ausgabe selbstvermessener Alpenkarten, errichtet die erste meteorologische Hochstation der Alpen auf dem Sonn-blick, führt den Pflichtbezug der ?Mitteilungen" ein und vollzieht die Ehe des Alpenvereins mit der Gletscherforschung, die sich seither als so fruchtbar und dauerhaft erwiesen hat. Das wissenschaftliche Werk seiner Salzburger Zeit krönt die Arbeit über ?Die Gletscher der Ostalpen". Richter bezeichnete sie später oft als diejenige Arbeit, die er zur Rechtfertigung seiner Ernennung zum Professor geschrieben habe.
Was Richter nie zu hoffen gewagt, trifft ein. Sein wissenschaftlicher Ruf war so gestiegen, daß man ihn 1886 auf den Lehrstuhl für Geographie der Universität Graz beruft. Jetzt liegt der Weg frei für wissenschaftliche Forschung. Richter bleibt .der Gletscherkunde treu. Durch Auslandsreisen sucht er sein Blickfeld zu erweitern, daneben widmet er sich der Seenkunde und kann im ?Österreichischen Seenatlas" die Wissenschaft um manche Erkenntnis bereichern. Auch als Rektor der Universität Graz sorgt er im wissenschaftlichen Beirat für das Wohl und Wehe des Alpenvereins, er bindet neue Kräfte an den Verein, plant und organisiert. Seiner Lebensarbeit aber setzt er drei Ziele: Überarbeitung von Heims ?Handbuch der Gletscherkunde", Herausgabe des ?Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer" und eine Länderkunde der österreichischen Okkupationsgebiete. Doch seine Kräfte lassen nach. Eine Kur zu Nauheim kann seine Leiden nur mehr mildern, und am 6. Februar 1905 nimmt der Tod dem Nimmermüden die Feder aus der Hand.
Schon zu Lebzeiten erfuhr Richters wissenschaftliche Arbeit sachliche Kritik, und außer seiner dreibändigen ?Erschließungsgeschichte der Ostalpen" hat kaum ein Werk ihn überlebt. Überlebt jedoch haben ihren Schöpfer die Gedanken und Anregungen, die er der Wissenschaft gegeben hat. Überlebt hat ihn die Art des wissenschaftlichen Alpinismus, die er in den Alpenverein hineingetragen hat, durch die dieser groß wurde und von der er noch heute zehrt. Besonders unser österreichischer Bruderverein.
Darum sollte man Eduard Richter nicht ganz vergessen.
Peter Grimm.
Benutzte Literatur:
Erben, Wilhelm: E. Richter, In: Neue Oster. Biographie. Bd. 8. Frischauf, Johann: Der Alpinist und Geograph Ed. Richter. Laibach 1905.
Günther, Siegmund: Nachruf in ?Mitt. d. Geogr. Ges. in München". Bd. 1, Heft 3.
Penck, Albrecht: Nachruf in ?Mitt. d. DÖAV", 1905.
Quelle: DAV Mitteilungen 1955, Heft 2, Seite 28
Quelle: ÖAV Mitteilungen 1982, Heft 6, Seite 35
Geboren am:
03.10.1847
Gestorben am:
06.02.1905
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