Diehl Emil
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Biografie:
Emil Diehl.
Noch empfindet man in Alpinistenkreisen lebhafte Trauer über den jähen Verlust zweier Männer wie Albrecht v. Krafft und Josef Enzensperger, die in fernen Weltteilen ihr Leben lassen mußten, während sie in unseren Alpen so vielen Schwierigkeiten und Gefahren siegreich getrotzt haben. Und schon wieder hat das tückische Klima der Tropen einen der besten Münchner Alpinisten dahingerafft: Emil Diehl, der seit drei Jahren als kaiserlicher Richter in Kamerun in deutschen Kolonialdiensten stand und, von schwerem Fieber ergriffen, in die Heimat zurückkehren wollte, um die Genesung zu suchen, starb - wie die "M. N. N." melden - während der Überfahrt auf hoher See. Herr Diehl, Mitglied des Akademischen Alpenvereins München, hat namentlich in den Jahren 1895-1896, da er als Rechtspraktikant in Garmisch weilte, viele Aufsehen erregende Erstlingstouren im Wetterstein- und Karwendelgebirge ausgeführt, die seinen Namen rasch in die vorderste Reihe der tüchtigsten Felsgeher und Pfadfinder in sehr schwierigem Felsterrain rückten. Aus mancher kühnen Unternehmung hat ihn nur seine ungewöhnliche Tüchtigkeit, Ausdauer und Widerstandskraft heil zurückkehren lassen. In Erinnerung dürfte noch jene winterliche Bergfahrt sein, bei welcher auf dem Gipfel der Zugspitze - wo noch das Münchnerhaus nicht stand - eine schreckliche Nacht verbracht und welche für den Rechtsanwalt Schmidt aus München so verhängnisvoll wurde.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1903, Seite 235
Emil Diehl.
Schmerzliche Lücken reißt der Tod in die Reihen derer, auf die der Akad. Alpenverein stolz ist. Noch unvergessen ist v. Krafft, frisch noch die Wunde, die Enzenspergers Tod den Herzen seiner Freunde geschlagen; und nun trauern wir um Diehl, und es ist uns versagt, ihm die letzte Ehre zu erweisen, denn seine sterbliche Hülle liegt im dunklen Grunde der Atlantis. Sie alle, die die Gefahren der Alpen kannten und nicht fürchteten, hat in fernen Landen ein Feind dahingerafft, der, scheint es, gerade die Besten sich auswählt. Durch den Alpinismus und über ihn hinaus hohen Zielen zustrebend, ist auch Diehl den Tropen, denen er als kaiserlicher Bezirksrichter in Duala (Kamerun) jahrelang Widerstand geleistet, zum Opfer gefallen. Diehl, von Geburt ein Pfälzer, war keine vielgekannte Persönlichkeit; sein in sich gekehrter Charakter - er war nicht nur als Alpinist Alleingeher - ließ ihn vor der breiten Öffentlichkeit Scheu empfinden. Dennoch brachte bereits das zweite Jahr seiner alpinen Tätigkeit, in welchem er als Rechtspraktikant in Garmisch weilte, seinen Namen in die alpinen Blätter; schon damals hatte er alle alpinen Fähigkeiten, die ihm innewohnten, zu einer Entwicklung gebracht, die seine Touren, besonders im Wetterstein, zu bahnbrechenden machten. Seihe kleine, aber äußerst kräftige Gestalt trotzte den äußersten Strapazen; über Hunger und Kälte hob ihn große Bedürfnislosigkeit hinweg und seine zielbewußte Energie kannte keine Hindernisse. Gratwanderungen im Wetterstein, Gratwanderungen im Winter, vielfach allein mit der oft feindlichen Natur - das war ihm eine Freude. Und hätte er diesen eisernen Körper nicht gehabt, auch er wäre dem Sturme erlegen, in dem einst sein Begleiter den Tod fand. Sein unermüdliches Streben, Wetterstein und Mieminger immer genauer kennen zu lernen, hat es mit sich gebracht, daß er als bester Kenner dieser Gebiete zur Mitarbeit zum „Hochtouristen" herangezogen wurde. Sonst aber wird man seinen Namen nur selten in den Blättern finden; und es war ihm auch nicht daran gelegen, in Vorträgen von seinen Taten zu erzählen. Nur wenige seiner Freunde erfuhren Genaueres hievon, und er hat stets mit einer einfachen, fast trockenen Selbstverständlichkeit von seinen größten Leistungen berichtet. Auch als er im Frühjahre 1900, der engen Schranken seines Vaterlandes müde, neuen Taten im heißen Klima zueilte, nahm er die Begeisterung für alpinen Sport unvermindert mit hinüber nach Kamerun. Soviel ihm möglich war, hat er auch dort, teils als Tourist, teils als Forscher, die höchsten Höhen des Landes aufgesucht. Zweimal betrat er den Gipfel des "Götterberges", die Vulkanspitze des Kamerunberges. Im Innern des Landes hat er als Zweiter die Vulkankegel des Küpe, 2500m, in den Bakossibergen, des Epoche, 2400 m, und als erster das Manengubengebirge besucht, und seine Briefe enthalten begeisterte Schilderungen dieser tropisch-alpinen Landschaften. Schon die Malariakeime in sich tragend, besuchte er in seinem Heimaturlaube 1902 seine geliebten Alpen wieder; von seiner Wiederausreise sollte er nicht mehr zurückkehren. An Gehirnhautentzündung, die teilweise von einem bei der Jagd erhaltenen Sonnenstich herrührte, schwer erkrankt, wurde er im September auf das Schiff gebracht. Ehe der Kiel heimatlichen Boden berührte, tat Diehl nach entsetzlichem Leiden und wiederholten Anfällen von Tobsucht am 22. September auf der Höhe von Lagos den letzten Atemzug. In die deutschen Farben gehüllt, wurden seine sterblichen Reste dem Ozean anvertraut. Ein Deutscher von echtem Schrot und Korn, ein pflichttreuer Kämpe für Vaterland und Kultur ist auch er auf dem Felde der Ehre gefallen. Friede seinen Gebeinen!
Dr. R. Hermann-Dachau.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1903, Seite 276
1896 1.Beg.Vorderer Drachenkopf-Südwestgrat,2301m, (Mieminger Berge)
1896 1.Beg.Grünstein von Norden durch die Schneerinne,2661m, (Mieminger Berge)
1896 1.Beg.Östliche Marienbergspitze aus dem Schwärzkar,2561m, (Mieminger Berge)
1896 1.Best.Wampeter Schrofen-Nordgipfel von Osten aus dem Schwärzkar,2511m, (Mieminger Berge)
1896 1.Best.Schöneckspitze,2258m, Gratübergang von der Schönangerspitze,2273m, (Wetterstein)
1896 1.Best.Vollkarspitze,2630m, (Wetterstein)
1896 1.Beg.(Alleinbeg.)Grat zwischen Zugspitze,2962m, u. Innerer Höllentalspitze,2741m, (Wetterstein)
1896 1.Beg.Lamsenspitze-Hauptgipfel- Nordwand,2508m, (Karwendel)
1896 1.Beg.Gratübergang Großer Waxenstein,2277m, zum Zwölferkopf,2232m, (Wetterstein)
1897 1.Beg.Gratübergang Zwölferkopf,2232m, zum Großen Waxenstein,2277m, (Wetterstein)
1899 1.Beg.Hermannskarspitze vom Putzschartl,2527m, (Allgäuer Alpen)
1899 1.Beg.Großer Hundsstallkopf aus dem Oberreintalkar,2559m, (Wetterstein)
Gestorben am:
1903
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