Hörhager Alfons

(Bearbeiten)

Biografie:
Bergführer, * Dornauberg im Zillertal, + Ginzling bei Mayrhofen

Alfons Hörhager war länger als 50 jahre Bergführer und 56 Jahre Hüttenwirt des Sektion Berlin gehörenden Furtschaglhauses im Schlegeistal. Er hatte sich durch hervorragende Führerqualitäten und seine vorbildliche Bergkammeradschaft ein bleibendes Denkmal geschaffen.
Er beherrschte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts das Skifahren. 1906 gelang ihm die erste Skibesteigung des Großen Möseler.
Für seine vorbildlichen Verdienste bei Bergungen von verunglückten Bergsteigern erhielt er die Rettungsauszeichnung das „Grüne Kreuz“.
Alfons Hörhager starb im Alter von 87 Jahren in seinem Heimatort Ginzling bei Mayrhofen.
1904 Best.Matterhorn,4478m, (Walliser Alpen)
1904 Best.Jungfrau,4158m, (Berner Alpen)
1906 1.Beg.Hochfeiler-Nordflanke „Grüngrat“,III,3509m, (Zilletaler Alpen)
1911 1.Beg.Furtschaglspitze-Südwand,3188m, (Zilletaler Alpen)
1940 Best.Großer Möseler,3480m, (Zillertaler Alpen)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Auszeichnung.
Der Zillertaler Bergführer Alfons Hörhager in Dornauberg hat vom HA. des D. u. Ö.A.-V. über Antrag der S. Berlin die Rettungsauszeichnung, das „Grüne Kreuz“, erhalten, als Anerkennung seiner vorbildlichen Verdienste bei der mühevollen Bergung von zwei am Hochfeiler zum Schlegeisferner abgestürzten Innsbruckern.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1928, Seite 131

50 Jahre Hüttenwirt im Zillertal ist der 75jährige Alfons Hörhager auf dem Furtschagelhaus. Zur Feier erschienen auch der AV-Sachwalter Dr. Lauer und Abg. Kröll von Mayerhofen. Der Jubilar hat zahlreiche Touristen aus Bergnot gerettet.
Quelle: Berge und Heimat 1950, Heft 9 September 1950

Bergführer Hörhager konnte seinen 70. Geburtstag und das 50jährige Jubiläum als Bewirtschafter der Furtschaglhütte im Zillertal feiern. Hörhager ist ein Bergführer der alten Garde, ein sehr beliebter Hüttenvater und hat sich durch zahlreiche Rettungen aus Bergnot große Verdienste erworben.
Quelle: DAV Mitteilungen 1950, Heft 11, Seite 174


Alfons Hörhager 80 Jahre
Zur Erinnerung an einen alten Bergsteiger
1906 Erstbegehung des Grüngrates durch die Hochfeiler-Nordwand.
1908 Vollständige Begehung des Hochfeiler-Nordgrates.
1911 Furtschaglspitze-Südwand.
Durchsteigung der Hochfeiler-Eiswand in 1 Stunde und 50 Minuten. Spät kriechen wir in der Berliner Hütte aus den Schlafsäcken, war uns doch vergangene Woche nicht vergönnt gewesen, einmal ordentlich auszuschlafen. Als wir nach kargem Frühstück endlich unsere Siebensachen beisammen haben, wissen wir auch, daß wir den Wettlauf mit den Sonnenstrahlen nicht mehr gewinnen können und die Annehmlichkeit des längeren Schlafes mit einer ermüdenden Hatscherei durch tiefen Firn gründlich bezahlen werden. Bei strahlendem Sonnenschein
spuren wir, Hans Lang, Wolfgang Steffan und ich, das letzte Stüde auf einem Lawinenkegel über das Waxeggkees zum Bergschrund des Schneedreiecks hinauf. Dank der günstigen Verhältnisse gelingt uns die rasche Durchsteigung der etwa 300 m hohen Firnwand. Beim Vereinigungspunkt des Nordwestgrates und Waxegggrates auf den Mösele queren wir eine vom Furtschaglferner heraufziehende Wand und fahren abseits des Normalweges, steile Schneerinnen ausnutzend, in einigen Minuten zum Ferner hinunter. Die staunenden Fragen ausländischer Besucher des Furtschaglhauses, welche unsere Abfahrt durch die in der Draufsicht senkrecht scheinenden Schneerinnen beobachtet hatten, wo wir unsere Ski hätten, mit denen wir uns eine Abfahrt zwischen den Blöcken wohl überlegt hätten, können wir leider nicht beantworten.
Lange beobachten wir eine Zweierseilschaft in der Hochfeiler-Nord­ostwand. Und wie wir so über diese eindrucksvolle Wand, unser morgiges Ziel, sprechen, kommt ein alter Mann — schneeweißes Haar, ein mächtiger Bart umrahmt sein ausdrucksvolles Gesicht, die ganze Gestalt ist etwas gebeugt — aus der Hütte, geht zum Fernrohr und verfolgt die beiden in der Eiswand. Verstummt ist unser Gespräch, und irgend etwas Ehrfurchtgebietendes läßt uns den Berg vergessen und lenkt unsere Gedanken auf den Mann am Fernrohr. Das
Ehrenzeichen für Rettung am zerschlissenen Rock gebietet uns Achtung, und leise und bescheiden, so als ob wir seine Zustimmung erst einholen müßten, fragen wir ihn um den besten Zustieg zur Nordwand, den er uns mit der Gegenfrage, ob wir in die Wand wollen, bereitwillig und genau erklärt. Erst als er die beiden aus der Wand weiß, geht er in die Hütte zurück. Wir aber legen uns zu einem Schläfchen neben den Weg zum Schönbichler Horn, denn hier muß unser vierter, Sepp Lißl, vorüberkommen. Viel zu früh für unser Ruhebedürfnis werden wir von ihm geweckt. Die Hüttenwirtin lehnt es ab, uns um 2 Uhr früh zu wecken. Wir seien narrisch, stellt sie fest; aber — meint sie — sagt es dem Vater. Das kann nur unser alter Mann sein. Wir finden ihn beim Kühe melken. Mit einer Selbstverständlichkeit, die wir gar nicht erwartet haben, verspricht er, uns aus dem Schlaf zu rütteln.
Zeitig legen wir uns nieder. Als wir uns kurz nach 2 Uhr aus den Decken schälen, kostet es uns trotzdem Mühe und Überwindung, die Augen offenzuhalten. In den Strümpfen schleichen wir runter in die Küche. Hier sitzt unser guter Geist, den wir um den ungestörten Schlaf des Alters gebracht haben. Etwas schuldbewußt wünschen wir
ihm einen guten Morgen. Tee hat er für uns im Backrohr warm gestellt. Dann verabschieden wir uns vor der Hüttentür von ihm. Lauer Wind umfängt uns. Mit ernsten Mahnungen und dem Hinweis auf einen etwaigen Wettersturz entläßt er uns. Im Dunkeln tappen wir uns zum Schlegeisferner durch. Um 6.30 Uhr stehen wir am Bergschrund. Und in der Hoffnung, daß das Wetter trotz der tiefhängenden Wolken und des warmen Windes durchhalten wird, überschreiten wir die gähnende Kluft. Durch tiefen Firn steigen wir abwechselnd höher. Die zweite Seilschaft folgt einige Seillängen später nach. In der Wandmitte wird die Firnauflage sehr dünn; dann krallen wir uns mit den Eisen Seillänge um Seillänge im harten, zähen Blankeis höher. Wir haben keine Haken verwendet und nur über den durch Schulterschlinge und im Eis verankerten Pickel gesichert. Um 8.30 Uhr
steigen wir durch einen engen Schlupf zwischen zwei mächtigen Wächten auf den Grat knapp östlich des Hochfeilergipfels. Sturm empfängt uns hier, und als die zweite Seilschaft bei uns einlangt, hasten wir auf den Gipfel und (da wir in der herrschenden „Waschküche" kaum Hoffnung haben die Untere Weißzintscharte zu finden) gleich weiter zur Wiener Hütte hinunter. Die Hütte ist unbewirtschaftet, der Schlüssel hängt an der Tür. Das Innere der Hütte befindet sich in scheußlichem Zustand. Für die getrunkene Limonade legen wir Geld auf den Tisch. Wir überqueren den Gliederferner und gelangen von der Oberen Weißzintscharte, einen Hang mühsam querend, in die gleichnamige untere Scharte. Gegen Mittag betreten wir die Edelrautehütte. Für
lange Rast haben wir keine Zeit, wollen wir das Furtschaglhaus heute noch erreichen. Den Besitz einer Karte 1:25000 dieses Ge￾bietes vermissen wir sehr, und so lassen wir nach vergeblichen Su￾chen nach dem Neveser Sattel die letzte Hoffnung auf einen Abstieg über das Schlegeis fahren. Der ehemalige AV-Weg ist verfallen, und wir können uns des Eindruckes, uns im Niemandsland zu bewegen, nicht erwehren. Die Hüttenwirtin der Edelrautehütte, ein italienisches Ehepaar und eine Herde Schafe sind die einzigen Lebewesen, denen wir auf dem ganzen langen Weg begegnet sind. Oft bleibt uns als einziger Ausweg nur die Durchquerung herabstürzender Gletscherwasser für den Weiterweg. Müde sind die Füße, und langsam bewegen wir uns über den Neveser Ferner in die östliche Möselescharte hinauf. Stolpernd und rutschend taumeln wir das Waxeggkees
hinunter, und um 5.30 Uhr abends, 36 Stunden nach dem wir sie verlassen haben, betreten wir die Berliner Hütte.
Und hier erzählt uns Hörhager, der Hüttenwirt, über seinen Vater, Alfons Hörhager, unseren alten Mann vom Furtschaglhaus. Und wie wir hören, daß er im Jahre 1953 allein den Hochfeiler erstiegen hat und am 16. Dezember 1954 80 Jahre alt ist, sagt Sepp, du da müssen wir was unternehmen. Über den Hochfeiler haben wir Alfons Hörhager kennengelernt, und unser in den wenigen Zeilen geschildertes Erlebnis brachte uns diesen trefflichen alten Mann näher, so nahe, daß wir ihm ganz einfach zur Vollendung seines 80. Lebensjahres herzlichst gratulieren müssen und ihm Glück und Zufriedenheit und noch viele schöne Jahre bei rüstiger Gesundheit dort oben in den
Bergen wünschen wollen.
Carl J. Anderle, Austria BG, Arsenal, Objekt 5/IV/2.
­Quelle: Der Bergsteiger 1954-55, Heft 05 Februar 1955


Alfons Hörhager (+) am 3.11.1962.
Mit Alfons Hörhager, der am 16. Dezember 1875 geboren wurde und seit 1905 Bergführer war, ist einer der letzten von der alten Bergführergarde von uns gegangen. 56 Jahre war er Hüttenwirt am Furtschaglhaus der Sektion Berlin und hat als solcher noch die Zeiten erlebt, als die Bergsteiger mit dem Kutschwagen ins Zillertal kamen.
In den langen Jahren seines Schaffens hat er sich die verschiedensten Verdienste erworben und wurde dafür auch mehrmals ausgezeichnet. 1928 verlieh ihm der Bundespräsident die silberne Medaille für Verdienste um die Republik Österreich. Im gleichen Jahr wurde er vom Hauptausschuß des Deutschen und österreichischen Alpenvereins mit dem „Rettungszeichen des Alpenvereins" ausgezeichnet, das für Rettung aus Bergnot gestiftet ist. Es wurde verliehen mit dem Dank und der Anerkennung für die unter Lebensgefahr vollbrachten Leistungen alpiner Treue und Kameradschaft. 1950 folgte die silberne Ehrenmedaille der Kammer der Gewerblichen Wirtschaft für Tirol. Schließlich würdigten die Gemeinden Finkenberg und Mayrhofen seinen Bürgersinn, seine Heimattreue und sein Wirken auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens durch die Verleihung einer Ehrenurkunde.
Alfons Hörhager war der erste Zillertaler, der das Bergsteigen mit dem Skifahren verband. Gerade in der heutigen Zeit, in der das Skifahren zum Volkssport und zum wichtigen Faktor im Wirtschaftsleben Mayrhofens geworden ist, ist es sicher interessant, die Anfänge des Skisports im Zillertal kennenzulernen.
Auf dem Sommerwege zum Schwarzenstein befindet sich die Gedenktafel für einen durch eine Lawine verunglückten Münchner Bergsteiger. Seinerzeit versuchten zwei Münchner mit den Skiern den Schwarzenstein zu erreichen.
An der Unfallstelle wollte der eine wegen Ermüdung umkehren und zur Hütte abfahren. Sein Kamerad wollte ihm den Hüttenschlüssel bringen, schnallte seine Ski ab und wurde dabei von einem Schneebrett weggerissen und
getötet. Bei der Bergungsmannschaft befand sich auch Alfons Hörhager. Da man in unserer Gegend die Ski damals noch nicht kannte, ließ man sie einfach den Berg hinunterlaufen, wobei einer beschädigt wurde. Das beschädigte Paar Ski erhielt unser Alfons als Geschenk. Schon nach drei Wochen machte er sich mit den reparierten Skiern auf den Weg über das Pfitscherjoch nach St. Jakob. Auf der Südtiroler Seite erschreckte er durch sein Auftauchen und eine sausende Schußfahrt einen Mann, der gerade Schnatlinge hackte und den skifahrenden Hüttenwirt für einen Geist hielt. Auch in St. Jakob erregte er großes Aufsehen, und die Leute bestaunten ihn hinter den Gardinen heraus wie ein Weltwunder.
Der Schreiber dieser Zeilen ist ein langjähriger Freund des Zillertales und des nun verstorbenen Alfons Hörhager. Bei jedem Besuch der Berliner Hütte hat er auch bei Alfons vorbeigeschaut. Galt es Abschied zu nehmen, sagte er immer: „Na, Alfons, dann bis auf den Sommer", worauf dieser regelmäßig antwortete: „Ja, und wenn ich nimmer bin, wenn ich am Friedhof bin, dann tust du beim Vorbeigehen einen Juchzer."
Er war ein bescheidener, gottergebener Mann und ein Vorbild in allem. Seine Liebe zu den Bergen kam wohl am deutlichsten in den Worten zum Ausdruck, die bei jeder passenden Gelegenheit über seine Lippen kamen:
„Nicht nachlassen mit Bergsteigen, nicht nachlassen mit Bergsteigen."
Sicher gäbe es noch vieles zu berichten, dies soll aber einem Berufeneren vorbehalten bleiben. Den Schluß unseres kurzen Erinnerns an den unvergessenen Bergpionier soll die letzte Eintragung aus seinem Führerbuch bilden, die wohl als Leitgedanke für sein langes Bergführerleben gelten kann:
8. September 1954: Herr Hörhager hat mich heute trotz unsichtigen Wetters in kurzer Zeit auf den Großen Möseler geführt, eine für sein Alter außerordentliche Leistung. Seine Umsicht und Zuvorkommenheit sind vorbildlich und lassen den Bergführer alter Schule erkennen. Ich wünsche ihm aufrichtig, daß er noch viele Touren bei voller Gesundheit in seiner schönen Bergheimat durchführen kann, denn die Erinnerung ist ein bleibendes Gut.
Quelle: Mitteilungen des DAV 1962, Heft 12, Seite

Alfons Hörhager (+)
Am 3. November 1962 starb in seinem Heimatort Ginzling bei Mayrhofen der Senior der Zillertaler Bergführer und ehemalige Hüttenwirt des der Sektion Berlin gehörenden Furtschagelhauses im Schlegeistal, Alfons Hörhager, im fast vollendeten 87. Lebensjahre. Mit ihm schloß ein Mann für immer die Augen, dessen Name weit über seine engere Heimat und weit über die Grenzen seines Heimatlandes Tirol hinaus einen guten Klang hatte. Alfons Hörhager hatte seinen Beruf als Bergführer nicht nur gewählt, um sich damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern die Liebe zu den Bergen trieb ihn dazu, eine Liebe, der er bis in seine letzten Tage hinein treu geblieben ist. Hunderten, ja Tausenden von Bergfreunden, die sich seiner vielfach bewährten Führung anvertrauten, hat er die Augen geöffnet für die Schönheiten der Bergwelt, vielen in Bergnot Geratenen hat er unter Einsatz des eigenen Lebens das Leben gerettet. Mancherlei Ehrungen wurden dem auf vielen Gebieten verdienten Manne zuteil. Der Verleihung der „Silbernen Medaille für Verdienste um die Republik Österreich“ folgte die Auszeichnung mit dem „Rettungszeichen" des DuöAV, um nur einige zu nennen. Alfons Hörhager war mehr als fünf Jahrzehnte hindurch Pächter des Furtschagelhauses, das dem nunmehr Verstorbenen ein zweites Heimathaus wurde. Die Sektion Berlin des Deutschen Alpenvereins dankt dem Heimgegangenen für die beispielhafte Treue, die er ihr fast zwei Menschenalter hin durch gehalten hat. Solange man vom Furtschagelhaus spricht wird man auch Alfons Hörhagers in Dankbarkeit und Verehrung gedenken.
Schi
Quelle: Der Bergsteiger 1962/63 Heft 4, Jänner 1963

Geboren am:
16.12.1875
Gestorben am:
03.11.1962

Erste Route-Begehung