Seerainer Viktor

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Biografie:
Viktor Seerainer
* 14. Oktober 1893, (+) 11. März 1962
Einer der Stillen und Treuen ist von uns gegangen. Ein ideales Familienleben, vorbildliche Pflichterfüllung im Beruf, die ihm Achtung und Ehre brachte, und glühendes Bergsteigertum bester Art erfüllten ihn. Er ist nie ein Greis geworden, denn ein plötz￾licher Tod hat ihn im 68. Lebensjahre bei voller Rüstigkeit buchstäblich überrascht.
Er hatte schwere Zeiten durchzumachen, man hat ihm manches Unrecht angetan. Er litt darunter, aber er haßte nicht. Das darf auch in einem alpinen Nachruf gesagt werden, denn es zeichnet einen Charakter. In den Bergen aber vergaß er und lebte auf, selbst wenn‘die Zeit der großen Fahrten bereits zur Neige ging.
In seinem alpinen Tagebuch steht manche Fahrt. Stolz trug er jahrzehntelang das Abzeichen unseres Klubs durch alle Berge. Die großen Wände seiner Zeit, von den Dolomiten über den Watzmann bis hinaus ins Gesäuse und viele prächtige Eisfahrten waren ihm zum bleibenden und formenden Erleben geworden. 27 Erstbegehungen, oft zusammen mit Fritz Rigele, fallen in die Zeit von 1920 bis 1936. An der Entwicklung
des Eishakens, den Rigele und Welzenbach dann erstmals in der Wiesbachhorn NW-Wand verwendeten, nahm er lebhaften Anteil. Manch große Wand wurde mir aus seinen Erzählungen schon in den Kinderjahren zum Begriff. Unvergessen bleiben die Fahrten mit ihm, von früher Jugend an, als er mich erstmals ans Seil nahm, bis zu den Jahren, da ich dem Vater und Gefährten vorausgehen durfte. Schwierige Jahre vor und im Krieg zwangen ihn zu manchen Verzicht. Er war nicht verbittert, sondern suchte die Berge der Nähe, in den letzten Kriegsjahren wieder die Dolomiten, in deren Gebiet er versetzt wurde. Die Nachkriegsjahre sahen ihn wieder auf allen Bergen der Heimat vom Karwendel bis zum Gesäuse, auf mancher schönen Fahrt in den Hohen Tauern.
Seine Leistungsfähigkeit war ungebrochen, wenn auch bitteres Unrecht an ihm nagte.
1955 wurde ihm eine große Fahrt nach Spitzbergen noch zum großen und fast unerwarteten Erleben. Wenig später aber schon setzte eine Stimmbandlähmung als Operationsfolge dem rüstigen Mann harte, wenn auch nicht absolute Grenzen. Kleinere Fahrten waren ihm noch bis zum Schluß gegönnt; er liebte und erlebte sie. Den großen Bergen aber kam er seiner Sehnsucht folgend immer noch mit anderen Mitteln nahe. Fahrten mit seinem Wagen über die großen Paßstraßen Österreichs, Italiens und der Schweiz, die großen Bergbahnen zum Montblanc und viele andere ließen den ungebrochenen Bergsteiger seine Welt suchen und finden. Der Winter sah ihn Jahr für Jahr rüstig und fröhlich auf seinen Brettern, denen er bis wenige Tage vor seinem Tode treu blieb.
Mitten aus diesem vollen Leben ging er, völlig unerwartet, aus unserer Mitte. Nicht dem Dahingegangenen, sondern dem Menschen und Gefährten, der unter uns bleibt, gelte unser letztes Berg Heil!
Helmut Seerainer
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1962, Folge 1324, Seite 86-87

Geboren am:
14.10.1893
Gestorben am:
11.03.1962

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