Haff Heinrich
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Biografie:
Heinrich Haff
Still wie er gelebt verschied am 7. Mai dieses Jahres Heinrich Haff im 48. Lebensjahr. Eine leichte Erkältung, die er, wie gewohnt, mißachtet hatte, warf ihn aufs Krankenlager, von dem er sich nicht mehr erheben sollte. Um ihn trauern mit seinen Freunden die Witwe und zwei unmündige Kinder.
In jungen Jahren schon, unmittelbar nach Vollendung seiner Studien als Vermessungsingenieur an der Technischen Hochschule in München, trat er in das väterliche Geschäft, die altbekannte Fabrik mathematischer Instrumente in Pfronten, ein, dessen Leitung ihm nach 1 ½-jähriger praktischer Ausbildung in New York, wo er fast ganz auf sich gestellt, als einfacher Mechaniker arbeitete, anvertraut wurde. Er hat das Unternehmen aus eigener Kraft zu einem modernen Großbetrieb ausgestaltet und sein erfolgreiches Wirken auf industriellem Gebiet wurde 1927 durch Verleihung des Titels eines Kommerzienrats anerkannt. Die karge Muße, die ihm sein Beruf ließ, war der körperlichen Ertüchtigung gewidmet, dem Sport im guten und weitesten Sinne des Worts. Er war Bergsteiger, pflegte Ski- und Radfahren, trieb Leichtathletik. Noch als 45jähriger erwarb er das goldene Sportsabzeichen zum Vorbild für die Jugend seines Heimatsortes. Am nächsten standen ihm aber die Berge seiner schönen Heimat, in welchen er seinen Ruf als hervorragender Kletterer begründete schon bevor er Fühlung zum A.A.V.M. gewann.
Erst seit er im Sommer 1903 Mitglied unseres Vereins geworden, läßt sich seine alpine Tätigkeit einigermaßen überblicken. Am besten war er in den Nördlichen Kalkalpen vom Lechtal bis zum Kaisergebirge zuhause, sein Lieblingsgebiet aber waren die Tannheimer, seine Heimatberge. In ihrer touristischen Erschließung wirkte er bahnbrechend, teils als wagemutiger Alleingänger, teils in Gemeinschaft mit seinem Bruder Robert. Aus der stattlichen Reihe von Erstersteigungen seien hervorgehoben: Gimpel (Nordwestwand), Kölleschrofen (Nordwand), Köllespitze (Nordwestwand), Gimpel (direkte Südwestwand), welch letzte Fahrt er als die damals schwierigste der Allgäuer Alpen ansprach. Im Kaisergebirge führte er als Alleingänger den ersten Abstieg über die Nordwestwand der Kleinen Halt durch, im Karwendel erklomm er die Nordwand der Grubenkarspitze, im Wetterstein die Wetterspitze über die Wetterkante. Dass ihm auch die gewaltigsten Aufragungen der Alpen, selbst auf außergewöhnlichen Routen, zugänglich waren, bewiesen seine schönen Erfolge im Wallis: Dent Blanche, Monte Rosa—Ostwand, Matterhorn - Zmuttgrat, Weißhorn - Schalligrat. Sein letzter Besuch der Schweizer Hochalpen galt der Bernina im Herbst 1928. Er war nicht von Erfolg gekrönt, aber wie er die tiefverschneiten, nach dem trockenen Sommer des Jahres völlig vereisten und unterhöhlten Seraks des Labyrinths im Auf- und Abstieg meisterte, zeigte den vollendeten, jeder Lage gewachsenen Eismann. In Heinrich Haff steckte die Fähigkeit zu Unternehmungen großen Stils in außereuropäischen Hochgebirgen. Sie blieben ihm versagt, aber nicht nur in Worten bekundete er sein reges Interesse an den rühmlichen Taten der Jungmannschaft unseres Vereins in diesen Gebieten.
Niemals hat Haff das Rednerpult bestiegen, niemals ist er, von kurzen sachlichen Tourenberichten abgesehen, alpin-literarisch hervorgetreten. Es lag ihm nicht, von Dingen viel Aufhebens zu machen, die seine Urlaubstage verklärten. Nur im engsten Freundeskreise taute er zuweilen auf und dann konnte er lebhaft erzählen von Episoden auf seinen Bergfahrten, von kühnem Wagen und frohem Rasten. Nicht selten griff er dann zur Zupfgeige und unter Gesang und Becherklang war er der Sitz- und Trinkfestesten einer. Wer solche Stunden mit ihm verleben durfte, erkannte, dass unter der ernsten rauhen Schale eine warm fühlende Kameradschaftlichkeit und Sinn für heiteren geselligen Lebensgenuß schlummerte.
L. Distel
Quelle: 38. Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1929/1930, Seite 7-8
Geboren am:
1882
Gestorben am:
07.05.1930
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