Köll Lois
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Biografie:
geboren in Ampaß (Österreich)
gestorben in Innsbruck (Österreich)
Lois Köll — ein Siebziger.
Der in Bergsteigerkreisen als „Ortler"- oder „Cevedale-Köll" bekannte Innsbrucker wurde kürzlich 70 Jahre alt. Besondere Verdienste erwarb er sich um die winterliche Erschließung der Ordergruppe. Durch seine Veröffentlichungen über die skiläuferischen Möglichkeiten in diesem höchsten Gletschergebiet der Ostalpen trug er wesentlich zur Förderung der Wintertouristik rund um den Ortler bei. Das „Jahrbuch des DAV" 1955 enthält einen Beitrag von Lois Köll über seine Hausberge.
Quelle: DAV Mitteilungen 1956, Heft 3, Seite 40
Lois KöII - 70 Jahre.
Der „Ortler" - oder „Cevedale-Köll“ vollendete am 7. Jänner in Innsbruck das 70. Lebensjahr. Neben seiner verdienstvollen 1932 begonnenen und seither unermüdlich fortgesetzten schriftstellerischen Erschließungstätigkeit für die bis dahin als Skiparadies gänzlich unbekannten Ortlerberge, über die er 1952/53 auch einen Kurzführer für Skiläufer und als jüngste Arbeit eine zusammenfassende Erschließungsgeschichte im eben erschienenen Alpenvereins-Jahrbuch 1955 schrieb, hat Köll durch zahlreiche Vorträge in Österreich
und Deutschland so viel für das Bekanntwerden seiner „Hausberge" getan, daß er als einzigartiger Gebietskenner wohl mit Recht den ihm in Bergsteigerkreisen taxfrei verliehenen obigen „Ehrentitel“ führt.
Dabei ist sein als Nachfolger des „Hochtourist" vorbereiteter Ortler-Sommerführer - infolge seiner beharrlichen Weigerung, die Berg- und Geländenamen verwelschen zu lassen (der „Hochtourist" war doch auch nur einsprachig deutsch!) - noch gar nicht erschienen.
Um den Alpenverein hat sich der rüstige und vielseitig interessierte Siebziger, der den Lesern des „Bergsteigers“ als Verfasser zahlreicher bergsteigerischer, geschichtlicher und sonstiger Beiträge gut bekannt ist, auch als kommissarischer Vorsitzender des Zweiges Innsbruck nach dem letzten Krieg und als jahrelanger ehrenamtlicher Betreuer von sechs reichsdeutschen Hütten im Lechtal und Stubai besonders verdient gemacht. Ad multos annosl
G.
Quelle: Der Bergsteiger 1955-56, Heft 05 Februar 1956
Lois Köll 75!
Diesem Namen muß man wohl hinzufügen: „Die Ortlerberge und der Alpenverein." Denn erstens ist Köll der „Erschließer der winterlichen Ortlergruppe", kurz der „Ortler-" oder „Cevedale-Köll". Und zwar in den Augen und in der Erinnerung unzähliger Skifahrer und Winterbergsteiger. Er wurde dies durch seine vier organisatorischen, in Führer-Kurzform gehaltenen Aufsätze „Als Skifahrer im Martell" - „Suldener Winterberge" - „Die südlichen Ortlerberge als Skigebiet" - „Vom Cevedalepaß zum Stilfserjoch, die Ortler-Hauptkette im Winter", in den „Mitteilungen" des Alpenvereins zwischen dem März 1933 und dem Jänner 1935. Denn sie wurden so stark gebraucht, wie wohl kein Skiführer nach ihnen.
Sie galten der höchsten Gebirgsgruppe in den Ostalpen östlich der Schweizer Grenze, der einzigen, die am Anfang der dreißiger Jahre für den Skilauf nach nicht beschrieben war. Den vier Aufsätzen, den bedeutsamst gebliebenen über das Gebiet im Winter, folgten bis 1959 50 weitere und ergänzende in 20 verschiedenen Veröffentlichungen, die wichtigsten im „Bergsteiger'.
Alles dies schlossen ab: der „Ski-Kurzführer" 1952, der große Sommer-„Führer durch die Ortlergruppe" 1959; im Frühjahr 1961 erscheint der „Sommer-Kurzführer". In allen drei Führern ist erstmals die beigelegte Karte nunmehr im deutschen Sprachraum einseitig deutsch.
Zweitens war Köll nach 1945 Betreuer von sechs deutschen Sektionen gehörenden Hütten, vier bis zehn Jahre lang. Er zählte zu den in diesem Belange Meistbeschäftigten. Und er wurde Ehrenmitglied der DAVS „Starkenburg", Darmstadt. Drittens war Köll 1946-1947 kommissarischer Obmann des AV-Zweiges Innsbruck. Sein stilles Wirken wurde allseits als „gut getan" anerkannt.
Viertens erschloß Köll durch seine Aufsätze unter anderem die „Brenner-Skiberge im Mai", laut „Berge und Heimat' des ÖAV 1948, abgesehen vom Flaurlinger Tal. Zudem stellte er das „Skiparadies Österreich", gegliedert nach den Bundesländern, erstmals in einem Aufsatz geschlossen dar. Und zwar 1955 im großen Werk „Heimat", München-Basel, das im ganzen deutschen Sprachgebiet stark verbreitet wurde. Weiters veröffentlichte Köll rund 20 landeskundliche Aufsätze über das Vinschgau, dem das Ortlergebiet angehört; ebenso viele über andere Teile Süd- und Nordtirols. Als „Schlernschrift" 162 erschien 1954 „Der Krieg auf den südlichen Ortlerbergen 1915-1918", allseits als vorzüglich begutachtet. Als weiterer Sonderdruck erscheint demnächst der „Laaser Marmor", d. h. eine Werksgeschichte des volkswirtschaftlich ungemein wertvollen weißen Werksteines aus dem Vinschgau, am Fuß der nördlichen Ortlerberge. Und zwar als „Wirtschaftsstudie" der Tiroler Handelskammer. Univ.-Prof. v. Webeisberg nannte sie „ein Werk von landeskundlich einmaligem Wert". — In diesen beiden Druckwerken erweist sich Köll auch als Geschichtswissenschaftler.
Nach all dem zuletzt Angeführten bleibt sein Erschließen der winterlichen Ortlerberge für den Skilauf durch die Veröffentlichungen des Alpenvereins und die der „Führer" wohl sein für die Skifahrer und Bergsteiger sowie damit auch für die Wirtschaft Südtirols bedeutendstes Werk.
Quelle: Der Bergsteiger 1960-61, Heft 5 Februar, Seite 293-294
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1961, Seite 10
Lois Köll (+)
Es war eine große Trauergemeinde, die am 16. 5. 1963 auf dem Innsbrucker Westfriedhof dem an den Folgen eines wenige Tage vorher erlittenen Verkehrsunfalles im 78. Lebensjahr verstorbenen „Ortler-Köir das letzte Geleit gab. Kameraden der Bergsteigerriege der Turnerschaft Innsbruck trugen den mit Blumen geschmückten Sarg ihres Ehrenmitgliedes, so nochmals sinnfällig Zeugnis gebend von der in ihm verkörperten engen Verbundenheit jener beiden Lebenskreise, deren Idealen sich Lois Köll von früher Jugend an verschrieben hatte und denen er bis in seine letzten Tage mit ganzem Herzen zugetan blieb: dem Turnen und dem Bergsteigen. Die so zahlreiche ehrende Teilnahme an seinem jähen Heimgang und die warmherzigen Nachrufe seiner Freunde am offenen Grab und in der Innsbrucker Tagespresse bewiesen eindrucksvoll, wie schwer allen, die ihn kannten, der Abschied fiel, und welch hohes Ansehen weit über seine Vaterstadt und seine engere Heimat Tirol hinaus der Tote-vor allem dank seines fruchtbaren schriftstellerischen Schaffens - genoß. Gerade diese letztgenannte Tätigkeit sichert ihm, mit dessen Namen die Erschließung der Ortlerberge für den Skilauf für immer verbunden bleibt, auch bei uns Bergsteigern ein ehrenvolles Gedenken. Lois Köll, der alle seine Geschwister um viele Jahre überlebte, wurde am 7. 1. 1886 als achtes von neun Kindern einer Handwerkerfamilie in Ampaß bei Hall in Tirol geboren. Er verlebte seine Kinder- und Jugendjahre in zeitweilig drük- kender Not, vermochte sich aber aus eigener Kraft, ohne besondere Schulbildung, dank glücklicher Anlagen und unermüdlichen Vorwärtsstrebens im Laufe seines durch Fleiß und Genügsamkeit ausgezeichneten und durch eine zwar kinderlose, aber überaus harmonische 26jährige Ehe beglückten Lebens nicht nur eine geachtete Berufs- und Gesellschaftsstellung zu erwerben, sondern daneben auch noch ein schriftstellerisches Werk von beachtlichem Umfang und Wert zu schaffen. Über 150 Arbeiten und Aufsätze, vor allem bergsteigerischer, heimatkundlicher und kultur- wie kriegsgeschichtlicher Art zählt sein Schriftenverzeichnis. Sie er schienen in rund 30 verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen sowie in 10 in Buchform ausgegebenen Veröffentlichungen. Daß er auch als Gitarrist von Ruf diesem Musikzweig in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg sowohl als Lehrer wie auch als Organisator von Konzerten zeitgenössischer Virtuosen in seiner Heimatstadt viele Freunde gewann und zeitlebens den bildenden Künsten mit großer Aufgeschlossenheit verbunden blieb (er hatte ursprünglich, dem Beispiel seines Lieblingsbruders folgend, die Bildhauerei angestrebt), rundet das Bild eines musisch begabten Menschen, der seine Gaben zu anderer und seiner eigenen Freude wohl zu nutzen verstand. Gottvertrauen, Lebenstüchtigkeit, ein allzeit gesunder Humor und vor allem die unerschütterliche innere Stütze durch seine geliebte „Moidl" ließen ihn auch einen vorübergehend erzwungenen Berufswechsel gelassen und gut überstehen. Für uns vom Alpenverein ist Köll, der sich schon seit 1910 publizistisch für das Turnfach betätigt hatte, vor allem durch seine anfangs der dreißiger Jahre in den „Mitteilungen des DuöAV“ erschienenen Aufsätze in Kurzführerform über die winterlichen Ortlerberge weitum bekannt geworden und in der Folge durch viele weitere Veröffentlichungen im „Bergsteiger" und im „Jahrbuch" (siehe z. B. Band 80 von 1955) mit diesem „seinem" Gebiet so zum festen Begriff verwachsen, daß ihm der gern gehörte Ehrenname „Ortler- Köll" wohl mit gutem Recht gebührte. Er selbst war, trotz mancher durch Alter und angegriffene Gesundheit bedingten Behinderung, noch in seinen letzten Lebensjahren geradezu rührend bemüht, ihn als Autor der im Auftrag des Bergverlages Rother in München mit größter Gewissenhaftigkeit bearbeiteten drei Ortlerführer (Skikurzführer, großer und kleiner Sommerführer) stets aufs neue zu recht- fertigen. Es bereitete ihm deshalb großen Kummer, daß er für die schon nach drei Jahren notwendige Neuauflage des großen Sommerführers, an dessen Überarbeitung er bis zuletzt rastlos tätig war, mit seiner Bitte um Unterstützung auf seiten der örtlichen Bergführerschaft und im Kreise der Führerbenützer so wenig Gehör fand. Seine Vorliebe für den „König der Ostalpen" und die ganze Bergwelt der Ortlergruppe, deren Schönheit Köll auch in zahlreichen Vorträgen - vor allem bei den AV-Sektionen in Deutschland - oft gepriesen hat, beschränkte sich jedoch keineswegs auf das rein Touristische, sondern sie bezog auch die Geschichte, Kultur und Wirtschaft der engeren Umgebung, ja der ganzen dazugehörigen Talschaft, des Vinsch- gaues, mit ein. In größeren Abhandlungen beschrieb er u. a. die denkwürdigen letzten Kampfereignisse auf diesem höchstgelegenen Schauplatz des Ersten Weltkrieges („Der Krieg auf den südlichen Ortlerbergen", gedruckt als Band 162 der von Univ.-Prof. Dr. R. v. Klebeisberg beim Universitätsverlag Wagner in Innsbruck herausgegebenen „Schlernschriften") und die „Geschichte des Laaser Marmors", deren Drucklegung im Rahmen der „Tiroler Wirtschaftsstudien'' (einer Schriftenreihe der Kammer der Gewerblichen Wirtschaft für Tirol) bereits für 1961 geplant war, die er jedoch leider nicht mehr erlebte. Sie ist nach Prof. v. Klebelsbergs Urteil ein Werk von einmaligem landeskundlichem Wert und wird sicherlich mit dazu beitragen, Kölls Namen im Tiroler Heimatschrifttum einen Platz für die Zukunft zu erhalten. In Dankbarkeit für diese und viele andere einschlägige Arbeiten ernannte ihn, der nach der Herkunft beider Elternteile
aus Roppen im Oberinntal stammte, der „Verein der Vinsch- gauer in Innsbruck" anläßlich der Vollendung seines Siebzigers zu seinem Ehrenmitglied. Seine Bereitschaft, für die ihm teueren Ideale auch aktiv einzutreten, bewies Lois Köll nicht nur von Jugend auf bis ins hohe Alter in der Turnerschaft, wofür ihm die österreichische Turn- und Sportunion ihr goldenes Ehrenzeichen verlieh, sondern gerade auch im Rahmen des Alpenvereins, wo er in den kritischen Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg bei seinem Heimatzweig Innsbruck wie selbstverständlich in die Bresche sprang und 1946/47 als kommissarischer Obmann mit Hilfe der unter seiner Verantwortung weiter tätigen alten Ausschußmitglieder die schweren Nachkriegszeiten nach besten Kräften überbrücken half. Daneben betreute er als einer der vielen ehrenamtlichen Unterverwalter unseres unvergessenen Hofrates Busch ein halbes Dutzend deutscher Hütten in den Lechtaler und Stubaier Alpen bis zur Rückgabe an ihre rechtmäßigen Eigentümer. Für diese mühevolle und vielfach unbedankte Tätigkeit während eines Jahrzehnts ernannte ihn die Sektion Starkenburg in Darmstadt zu ihrem Ehrenmitglied. Und niemand, der die in ihrer Schlichtheit besonders zu Herzen gehenden Abschiedsworte des Vorsitzenden, Oberbaurat a. D. Müller, mit angehört hat, kann an der Aufrichtigkeit dieser über die Grenzen hinwegreichenden kameradschaftlichen Bindung zweifeln. Das Bild des Menschen Lois Köll wäre unvollständig ohne Erwähnung seines stillen, aber die üblichen Grenzen weit übersteigenden Wohltuns gegenüber Armen und Bedürftigen, das er-wohl in Erinnerung an die eigene harte Jugendzeit - in seinem gesicherten und von den Schwestern des Malfattiheimes in Innsbruck bestens betreuten Alter als besondere Gnade empfand. So bleibt die Erinnerung an einen im vollen Wortsinn herzensguten, natur- und heimatverbundenen Mann, dem die Berge, zumal jene Nord- und Südtirols, wesentlicher Lebensinhalt waren, sicherlich nicht nur in seiner weitläufigen Verwandtschaft, die ihm eine bis 1300 zurückreichende Familien- und Sippengeschichte verdankt, sondern wahrscheinlich auch weit über den Kreis seiner Freunde von Turnerschaft und Alpenverein hinaus in vielen Herzen lebendig, auch wenn wir Bergsteiger nun trauernd zur Kenntnis nehmen müssen: der „Ortler-Köll“ hat uns für immer verlassen. Er ruhe in Gottes Frieden!
Dr. Richard Grumm
Die Schriftleitung des „Bergsteigers" wird ihrem langjährigen Mitarbeiter ein herzliches Gedenken bewahren.
Quelle: Der Bergsteiger 1962/63, Seite 714-716
Geboren am:
07.01.1886
Gestorben am:
06.1963