Koerting Walther
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Biografie:
gestorben in München (Deutschland)
Dr. med. Walther Koerting 75 Jahre.
Am 19. Juni 1962 hat Dr. Koerting in München in erstaunlicher Rüstigkeit sein 75. Lebensjahr und fast gleichzeitig das 50. Jahr seiner Mitgliedschaft bei der Sektion Prag vollendet, einer Mitgliedschaft, die unermüdlichen Dienst an der alpinen Sache bedeutet hat.
Nach dem ersten Weltkrieg, in einer Zeit, in welcher der Bestand der Sektion Prag durch die neue Grenzziehung gefährdet erschien, stellte sich Dr. Koerting seiner Sektionsleitung zur Verfügung. Es galt damals, durch tätige Mitarbeit aller Mitglieder die vom Hauptverein abgetrennte Sektion zu erhalten und die unheilvollen Folgen des Krieges zu überwinden. Die Berufung in den Vorstand im Jahre 1922 leitete für Dr. Koerting mehrere Jahrzehnte intensivster Tätigkeit ein, die insbesondere für die Sektion Prag äußerst ersprießlich war. Erst 1958 ist Dr. Koerting infolge Alters aus dem Vorstand ausgeschieden.
Die Tätigkeit Dr. Koertings war sehr vielseitig. Oft sah man ihn am Vortragspulte, gern griff er zur Feder. Auch als Leiter von Kletterkursen — er war weit in den Alpen herumgekommen — konnte man ihn praktischen Alpinismus demonstrieren sehen. Seine besondere Liebe aber galt dem Führer- und Rettungswesen. Hier übernahm er als Referent eine sehr schwierige Aufgabe. Um sie richtig zu würdigen, muß rückblickend daran erinnert werden, daß die Geschichte des Führerwesens in den Ostalpen mit der Sektion Prag auf das innigste verknüpft ist, war es doch ihr Gründer Johann Stüdl, der als erster den in so glänzender Weise gelungenen Versuch unternahm, das Führerwesen in den Ostalpen zu organisieren.
Nach dem ersten Weltkrieg lag die Führerorganisation in Trümmern. Die Führeraufsichtsgebiete in den Ötztalern und im Ortlergebiet waren durch den Friedensschluß an Italien gefallen. In den verbliebenen Führerstandorten Kals, Matrei i. O., Prägraten und St. Jakob im Defereggen aber setzte Dr. Koerting an. Und es gelang ihm, den Wiederaufbau des Führer- und Rettungswesen in einer auch für andere Gebiete beispielhaften Weise durchzuführen.
Es überrascht nicht, daß Dr. Koerting nach dem zweiten Weltkrieg als treuer Paladin der Sektion Prag wieder zur Verfügung stand, sobald es darum ging, die aus der alten Heimat vertriebenen Mitglieder wieder um die Alpenvereinsfahne zu sammeln. Auch diese wohl schwierigste Aufgabe ist ihm unter tätiger Mithilfe seiner bei den Sektionsmitgliedern unvergessenen Gattin, die ihm leider schon wenige Jahre später durch den Tod entrissen wurde, und mit Unterstützung einiger gleichgesinnter Bergkameraden gelungen. Anfang 1950 konnte die Sektion in München wieder ihre Tätigkeit aufnehmen. Mit Dr. Koerting an der Spitze begann eine neue Ära. Seinen rastlosen Bemühungen war es dann zu danken, daß die Sektion schon einige Zeit vor der Rückgabe des deutschen Hüttenbesitzes wieder die Verwaltung ihrer österreichischen Hütten übernehmen konnte. Leider war er, als nach seinem 70. Geburtstag neue Wahlen fällig waren, nicht mehr zu bewegen, seine Funktion als Vorstandsvorsitzender beizubehalten.
Möge es Dr. Koerting gegönnt sein, noch recht viele Jahre in gleicher beneidenswerter Schaffenskraft, die jetzt vor allem der Geschichte der medizinischen Fakultät der Prager deutschen Universität gewidmet ist, zu erleben!
Sektion Prag
Quelle: Mitteilungen des DAV 1962, Heft 7, Seite 120
Dr. Walther Koerting 80 Jahre.
Am 19. Juni 1967 hat Dr. med. Walther Koerting in beneidenswerter körperlicher und geistiger Frische in München das 80. Lebensjahr vollendet. Dies ist Anlaß, der Verdienste zu gedenken, die sich der Jubilar um die alpine Sache im allgemeinen, insbesondere jedoch um die Sektion Prag erworben hat.
Seit 1912 Mitglied der damaligen Sektion Prag des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins hat Dr. Koerting gleich nach Beendigung des ersten Weltkriegs erfolgreich mitgeholfen, den Fortbestand der Sektion als „Deutscher Alpenverein Prag" zu sichern. Seit 1922 gehörte er dem Vereinsvorstand als Referent für das Führer- und Rettungswesen an. In dieser Eigenschaft setzte er die Tätigkeit des Gründers und langjährigen Vorsitzenden. der Sektion Johann Stüdl, des Pioniers des ostalpinen Führerwesens, erfolgreich fort. Dank seiner reichen bergsteigerischen Erfahrungen hat die Osttiroler Führerschaft bald wieder eine maßgebende Stellung unter den Bergführern der Ostalpen erreichen können. Beispielhaft auch für andere Ostalpengebiete war seine Organisation des Rettungswesens, das ihm eine Reihe von wertvollen Anregungen zu verdanken hat. In gleicher Weise verdienstvoll wirkte er auch schon damals im internen Sektionsleben.
Die schwierigste Aufgabe meisterte Dr. Koerting jedoch nach dem zweiten Weltkrieg, als es galt, die aus der alten Heimat vertriebenen und in alle Teile der Bundesrepublik zerstreuten Sektionsmitglieder wieder zu sammeln. Seinen unermüdlichen Bemühungen ist es zu danken, daß er mit Unterstützung seiner bald dahingegangenen Gattin und des im Vorjahr verstorbenen Dr. Fritz Repp schon 1950 die Sektion Prag des Deutschen Alpenvereins, zunächst als Alpenverein Prag e. V., Sitz München, wieder ins Leben rufen konnte, die er dann bis 1958 als 1. Vorsitzender geleitet hat. Seine ganze Energie galt sodann der Rückgabe der in Österreich liegenden Hütten der Sektion. Er erreichte es auch, daß die Sektion schon einige Zeit vor der Rückgabe des deutschen Hüttenbesitzes - als Verwalter ihrer Hütten eingesetzt wurde. In dieser Zeit gehörte er auch durch eine Reihe von Jahren dem Unterausschuß für Hütten und Wege des Deutschen Alpenvereins an. In dieser Funktion hat er als Betreuer der Angelegenheiten der nach dem Krieg in das Eigentum des Österreichischen Alpenvereins übertragenen Hütten maßgeblich dazu beigetragen, daß diese Frage in befriedigender Weise geregelt wurde. Nach Vollendung des 70. Lebensjahres war Dr. Koerting leider nicht mehr zu bewegen, seine Wiederwahl an die Spitze des Sektionsvorstands anzunehmen. Er hat sich seither vollständig von der Tätigkeit im Alpenverein zurückgezogen, um sich ausschließlich seinen literarischen Neigungen, insbesondere der Geschichte der medizinischen Fakultät der Prager Deutschen Universität zu widmen.
Die Sektion wünscht dem hochverdienten Jubilar, daß es ihm gegönnt sein möge, noch viele Lebensjahre in ungebrochener Schaffenskraft zu vollenden und die sich selbst gesetzte Auf-gabe erfolgreich zum Abschluß zu bringen.
Dr. Koerting, der mit großem Erfolg als Fachschriftsteller auf dem Gebiet der praktischen Medizin und der Geschichte der Medizin tätig war (s. „Prager Nachrichten" Nr. 5-7/67), hat auch eine Reihe von Arbeiten über alpine Themen geschrieben.
S. Prag
Quelle: Mitteilungen des DAV 1967, Heft 6, Seite 172-173
Quelle: Alpenland-Schutzhüttenrundschau 1968. Heft 4, Seite 23
Quelle: Mitteilungen des DAV 1971, Seite 174 f
Geboren am:
19.06.1887
Gestorben am:
13.08.1971