Blattmann Albert

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Biografie:
Im 2. Weltkrieg bei einem Luftangriff gefallen
Mitglied des Österreichischen Alpenklubs
Erste Begehung des Südsüdostgrates des Olperer mit R. Gerin und H. Jandasek.
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

Alberi Blattmann (+)
Er fiel einem tragischen Geschick zum Opfer. Bei einem Luftangriff auf Wien wurden er und seine Frau, Kurz vor ihrem 35jährigen Hochzeitstage, am 5. November 1944 durch einen Volltreffer, der in sein Haus einschlug und durch drei Stockwerke bis in den Keller ging, mit noch 14 Personen getötet. Zahlreiche Bergfreunde und Klubkameraden gaben ihm das letzte Geleit.
Auf seinen Lehr- und Wanderjahren kam A. Blattmann in die Heimat seines Vaters, in die Schweiz und dadurch in Berührung mit den Bergen. Seine Besteigung des Säntis in Stadtschuhen und Radfahranzug war der Auftakt seiner alpinen Laufbahn. Nach Wien zurückgekehrt schulte er sich mit Laubheimer in den Klettergärten und auf der Rax, weiter in den Gesäusebergen, wo ihn Laubheimer einführte. Nach dem Todessturz seines Gefährten war er meist Alleingeher, bis er später K. Plaichinger zu seinem Lieblingsbegleiter wählte. Im ersten Dezennium nach der Jahrhundertwende war seine erfolgreichste Bergsteigerzeit, seine Sturm- und Drangperiode und er machte alle Touren, die damals den besten Klang hatten. So Hochtor-Nordwand, Pfannlroute und die meisten Nord- und Südwände der Ennstalerberge, Sparafeldostgrat, Hochtor-Ödsteingrat, Hallermauerngrat usw. Im Kaisergebirge Totenkirchel - Pfannkamin und Botzongkamin. In den Dolomiten seien nur erwähnt Langkofeleck—Langkofelüberschreitung, die kreuzweise Überschreitung der Fünffingerspitze an einem Tage, Vajolett-Türmeüberschreitung, Kleine Zinne-Nordwand, Guglia di Brenta, Sellatürme, Cima della Madonna-Südwand usw. Besonders lag ihm die Palagruppe am Herzen, wo er auch die meisten Erstbegehungen und Ersteigungen zu verzeichnen hat: Cima del Mulaz. erste Begehung des Nordgrates, Cima di Grande, erste Durchkletterung der Nordwestwand. Erste Ersteigung des Kleinen Companile Lastei.
Vornehmlich aber die Erstersteigung des Wienerturmes, 2916 m, dessen Namen er und seine Seilschaft dem noch unbenannten Turm gaben, wäre zu erwähnen. Namhafte Touren in der Adamello- und Presanellagruppe, sowie in der Südlichen Ortlergruppe und die Überschrei­tung der Königsspitze, Suldengrat—Zebru—Hochjochgral—Ortler. In den Zillertalern eine Erstbegehung auf den Olperer und die teilweise neue Überschreitung der Mörchnerschneidspitze— Großmörchner. Die Begehung der damals hochgewerteten Marmolata-Südwand und die dritte Durchsteigung der Triglav-Nordwand sollen nicht vergessen werden.
Lokalgeschichtlich nicht uninteressant ist die Teilnahme an der Erstbegehung des Teufels­grales auf der Hohen Wand vor 50 Jahren und natürlich auch die Eröffnung eines Rax-Steiges, des Kahlmäuergrates. Als tüchtiger Tourenschiläufer, wegen seiner sturzlosen Technik von seinen Freunden oft bewundert, war es ihm vergönnt, sich an der winterlichen Erschließung mancher Alpenteile zu beteiligen, die heute zu den beliebtesten und besuchtesten Schigebieten zählen. Auch schuf er eine Schibindung, die sich der Beliebtheit der damaligen Schibergsteiger erfreute und in einigen Schilehrbüchern unter „Austriabindung" angeführt wurde.
Die im Ö. A. K. und in Vereinen gehaltenen, oft mit Humor gewürzten Lichtbilder- Vorträge mit Eigenaufnahmen über seine Bergfahrten trugen nicht zuletzt zu Blattmanns Popularität bei.
„Blattkofel", wie er im engsten Kreis seiner Kameraden genannt wurde, war stets offen, aufrichtig und hilfsbereit und langjährig im Alpinen Rettungsausschuß aktiv tätig, der damals unter der Leitung Heinrich Krempels stand, welcher große Stücke auf Blattmann hielt.
In uneigennütziger Weise half er oft unter Einsatz seines eigenen Lebens, Kameraden und Bergsteiger aus den schwierigsten Wänden zu retten und bergen.
Ein zäher und überaus fleißiger, wie zielbewußter Mensch, brachte er es, vom Handwerk kommend, bis zu einer ansehnlichen Fabrikswerkstätte, worin er an jeder Maschine ebenso tüchtig Bescheid wußte, wie er sich auch als Kaufmann bewährte.
Seine erst für eigenen Gebrauch hergestellten Ausrüstungsgegenstände wurden später überall bekannt und in den Handel gebracht. So fehlte seine Aluminium-Proviantdose lange Jahre hindurch in keinem Rucksack. Und sein Aluminium-Spirituskocher war stets ein be­gehrtes Hilfsmittel für Beiwacht, schwierige oder winterliche Bergfahrt.
Seine über 40jährige Zugehörigkeit zum Alpenverein und beinahe ebensolange beim Ö. A. K., sowie sein Bestreben, sich in der alpinen Literatur stets auf dem Laufenden zu halten, sind Zeugen seiner bis zuletzt währenden Verbundenheit mit den Bergen, die er beider wegen eines Herzleidens in den letzten Jahren nicht mehr aufsuchen konnte.
So rundet sich das Bild eines rastlosen Lebensweges, wo stets das Ziel, die Tätigkeit, der Weg war, um sich endlich zu verlieren. Fast mögen für ihn die Dichterworte (F. K. Ginzkeg) gelten:
Du köstlicher, Du treuer Weg!
Du führst mich über Fels und Steg
Vorbei am Meilenstein der Jahre
Ganz ohne Ziel ins Wunderbare.
Ins Wunderbare! Zu dem uns ja die Berge stets hinauf führen und über das irdische hinaus, ins göttlich Wunderbare der Unendlichkeit weisen. Noch einmal wollen wir Blattmanns Persönlichkeit im Hellen Lichte der Erinnerung aufleuchten lassen, ehe der immer dichter und dichter werdende Nebel des Vergessens sein einst so heiteres Wesen leise verdämmern läßt.
Wir zogen vor langen Jahren mit ihm hinaus in die lichten Höhen der Berge.
Zu seiner letzten Fahrt jedoch hat ihm das Schicksal seine liebe Ehe- und Weggefährtin Helene zur Begleitung erkoren.
Heinz Jandesek
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1948, Folge 1237, Seite 26-27

Albert Blattmann:
großzügige Dolomitenfahrten mit K. Plaichinger und H. Teifel, im Zillertal mit R. Gerin und H. Jandesek, im Gesäuse und Julischen Alpen mit F. Riebe. Darüber hinaus: Planspitze N-Wd., Inthalerkamin + Keidel-kamine + Pichlweg → Übergang zum Hochtor (Abstieg Peternpfad) in einem Tag; Tamischbachturm N-Wd., Zimmer 2. B., Planspitze + Hochtor + Ödstein Üb. im Alleingang, Gr. Buchstein dir. N-Grat 3. B., Hallermauerngrat 4. vollst. Üb. (2. Alleingang), Kl. Buchstein S-Wd., Papp 2. und 3. B., dir. Ausstieg 1. B., Südl. Vajolettürme (frühz. Üb.), Kl. Zinne Üb. N-S + Gr. Zinne Üb. W-O in einem Tag, Mörchnergrat 1. Üb., Totenkirchl Üb., Pfannkamin-SO-Grat, Triglav N-Wand 4. B., Hochtor N-Wand. im Abstieg.
Quelle: Jahresbericht der Hochtouristischen Gruppe „Bergland“ der Sektion Wien des ÖAV (1970-1973), Seite 7-8
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Gestorben am:
05.11.1944

Erste Route-Begehung