Noe Heinrich

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Biografie:
geboren in München (Deutschland)
gestorben in Bozen (Italien)

Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1896, Seite 219 f
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1896, Seite 297 ff

Dr. Heinrich Noe
In Bozen Ist am 25. August d. J. der Schriftsteller Heinrich Noe im Alter von 61 Jahren gestorben. Was Heinrich Noe für die alpine Sache durch seine unüber troffenen, in die weitesten Kreise gedrungenen alpinen Naturschilderungen geleistet hat, bedarf keiner Erörterung. Wir beklagen in aufrichtiger Trauer sein unerwartetes Hinscheiden. Die vorgerückte Zeit (kurz vor Schluss des Blattes), in welcher uns die Nachricht seines Todes zuging, gestattet uns nicht dem Verewigten heute schon einen seinen grossen Verdiensten entsprechenden Nachruf zu halten und auf seine alpin-literarischen.Leistungen einzugehen, doch behalten wir uns vor, dies in einer der nächsten Nummern in ausführlicher und würdiger Weise zu thun.
Quelle: Österreichische Touristenzeitung 1896, Nr.17 , 1. September 1896, Seite 207

Quelle Mitteilungen des DÖAV 1935, Seite 193 f

Heinrich Noe zum Gedenken
Die Auflassung des Friedhofes in Gries bei Bozen, der nach Schließung des alten Kirchhofs rings um die alte Pfarrkirche 1886 an der stillen Berglehne errichtet worden war, forderte die Schaffung einer neuen Grabstätte für den auf ihm ruhenden Schriftsteller Heinrich Noe.
Der Bürgermeister von Bozen gab die Einwilligung, daß Heinrich Noes sterbliche Reste statt auf dem Friedhof von Oberau eine würdige Ruhestätte an der Pechhofwand des alten Grieser Kirchhofs finden. Am 12. Februar wurde in Anwesenheit von Vertretern des Alpenvereins Südtirol, des Südtiroler Künstler-bundes und des Heimatschutzvereins die Umbettung vor-genommen. Der Redakteur der Tageszeitung der Südtiroler, ,,Dolomiten", Dr. Franz Hieronymus Riedl, hielt dabei eine kurze Gedenkrede.
Heinrich Noe und Ludwig Steub haben unvergängliche Verdienste um die Erschließung und Verherrlichung der Alpen-Welt und vor allem der Schönheiten Tirols erworben. Die topographischen und historischen Arbeiten von Beda Weber, Johann Jakob Staffler, Adolf Schaubach und früher Reisender waren eine wichtige Grundlage, aber die richtige Aufdeckung der Schönheiten Tirols und die Hinlenkung weitester Kreise auf sie geschah durch die beiden Bayern Ludwig Steub (1812 bis 1888) und Heinrich Noe (1835 bis 1896).
Heinrich August Noe wurde am 16. Juli 1835 in München geboren, studierte seit 1853 in Erlangen Naturwissenschaften
und vergleichende Sprachwissenschaften und war 1857 bis 1863 an der Hof- und Staatsbibliothek in München angestellt. Dann wandte er sich ganz der Schriftstellerei zu und schrieb im Ablauf von drei Jahrzehnten ein halbes hundert Reisebücher. In farbengesättigter Schilderung, in liebevoller Kleinmalerei ersteht in den Büchern Noes das Bild der Landschaft, Werden und Vergehen der Natur, Ablauf der Geschichte und Wesen der Bevölkerung.
Eine tiefe Liebe zu Tirol beflügelt die Feder Noes, der den größten Teil seines Lebens auf Wanderungen in Tirol verbrachte, das er nach eigenen Worten besser als seine bayerische Heimat kannte. Es gibt wohl keinen der Tirols Talschaften verbindenden Pässe, den er nicht überstiegen, keinen Talwinkel, den er nicht besucht hat. Viele schöne Gegenden und Kurorte danken Noe weltweites Bekanntwerden und Emporblühen, so Cortina d'Ampezzo, Gries, Gossensaß, Toblach, Vahrn, Arco, Görz und andere. In vielen Büchern warb er für diese Orte und für Tirol, zu einer Zeit, wo das Gastgewerbe blühte und es noch keine Fremden- und Hotelindustrie gab, wo man noch geruhsam reiste und wanderte; so in seinem ?Frühling von Meran", ?Edelweiß und Lorbeer", ?Brennerbuch", ?Bilder aus Südtirol und Gardasee", ?Berg-fahrten und Raststätten", seinen Alpen-, Seen- und Wander-büchern. Wahre Kabinettstücke landschaftlicher Schilderung verlocken die Leser, denen er in einem Büchlein ?Wie soll man die deutschen Alpen bereisen?" auch praktisch an die Hand gegangen ist. Diesen Handweiser für Fußwanderer können übrigens auch die heutigen Autoreisenden mit Genuß lesen und werden vielleicht angeregt, den Fuß gelegentlich vom Pedal zu nehmen und ans Wandern zu denken.
Tirol und der Süden waren sein liebster Aufenthalt. Zu Ludwig von Hörmann sagte er ein Jahr vor seinem Tod: ?Meran ist einzig schön, aber ich weiß nicht, ich kann nur in Bozen leben. Die Großartigkeit der Gegend imponiert mir, und dann bin ich näher dem Zauberreiche König Laurins, wo ich meine Tochter wandeln sehe." Seiner tragisch verstorbenen Tochter Maria Walpurgis folgte der nimmermüde Wanderer bald nach. Er starb am 26. August 1896 in Bozen.
Die Stadt Bozen errichtete ihm ein Denkmal, das heute in den Anlagen vor dem Bahnhof nach zeitweiliger Entfernung unterm Faschismus wieder aufgestellt ist. Diese Feier anläßlich seiner Umbettung in den alten Grieser Friedhof, der unterm Guntschnaberg und angesichts der im Morgenlicht leuchtenden Mendelwand und des im abendlichen Alpenglühen strahlenden Rosengartens um die Kirche mit dem prachtvollen Erasmus-Altar von Michael Pacher liegt, bezeugt, daß Heinrich Noe als Mensch und als Künder der Schönheiten Tirols unvergessen ist. So möchten wir in dieser Gedenkstunde ihm danken mit dem Gedicht, das der deutsche Dichter Martin Greif 1896 dem Toten widmete:
Der nur dem Ruhme seiner Alpen lebte,
Die ruhelos er zu durchmessen strebte,
Er hat in ihnen letzte Rast gefunden;
Wir aber, die auf allen seinen Fahrten,
Im Geist gefolgt, ihn stets voran gewahrten,
Wir trauern, daß der Führer uns entschwunden.
Wie seinem Aug' sich leuchtend offenbarten
Der Bergwelt Wunder, die ihm eng vertrauten,
In denen er mit allem Fühlen webte:
So bleiben wir ihm dankbar fort verbunden
Dafür, daß er das seelenvoll Geschaute
Zu dauerndem Genusse auferbaute.
(?Dolomiten")
Quelle: DAV Mitteilungen 1957, Heft 4, Seite 73-74