Guberner Karl
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Biografie:
Karl Guberner
*29. Mai 1905 ? (+) 4. Mai 1977
Unser lieber Freund und Klubkamerad Karl Guberner war in seinen jungen Jahren ein sehr aktiver Bergsteiger, der besonders in den zwanziger und dreißiger Jahren eine große Anzahl hervorragender Kletterfahrten unternommen hat. Als Schwager Walchers ist es kein Wunder, daß er auf Grund sorgfältiger Vorbereitungsfahrten auf den Wiener Hausbergen schon frühzeitig an größere Probleme herantreten konnte. Gemeinsam mit seinen Klassenfreunden, Dkfm. Leopold Ackerl, Prof. Dr. Robert Hille und mir, wurden sommers und winters viele frohe Fahrten unternommen. So sind wir einmal zu fünft, Karl, sein Bruder Otto, seine nachmalige Frau Karla Koren, Walcher und ich, den Richterweg in der Stadelwand hinaufgeklettert, bei dem Karl, der ja immer für Humor viel übrig hatte, als Kopfbedeckung den Chapeau-claque seines Vaters benützte, um zu zeigen, daß man den Richterweg auch ?per Zylinder" erklettern kann.
Ein andermal, es war im November 1926, standen wir, Karl, Otto, Walcher und ich im Pfannlkamin und versuchten seine Überwindung; sie gelang uns auf Anhieb nicht; erst Walcher, der den Kamin schon kannte, zeigte uns dann vor, wie man ?elegant" durchkommt. Übrigens hat Karl mit seinem Schwager noch eine Reihe anderer Speziali-täten erledigt, so einen abenteuerlichen Anstieg auf die Weißschrofenspitze (Lechtaler Alpen).
War der Winter vorbei und einige Trainingstouren im Rax- und Schneeberggebiet erledigt, ging es Sonntag für Sonntag mit dem Sportzug ins Gesäuse; auch viele Urlaube haben wir miteinander verbracht. So finde ich in meinem Tourenbuch die Hochtornordwand, die Ödsteinkante, die Festkogelnordwand, den Pichlweg gemeinsam mit Walcher (nach einem Freilager im Haindlkar), die Reichensteinnordwand, die Nordkante des Sparafelds, den Südgrat des Kalblings, den Steinerweg in der Dachsteinsüdwand, den Windlegergrat, im Gosaukamm den damals noch selten bestiegenen Däumling, und im Kaiser die Totenkirchlwestwand und die Fleischbankostwand. Aus den Dolomiten habe ich vermerkt: die Guglia, eine Überschreitung der Vajolettürme, die Südwand der Marmolata und die Nordkante des Langkofels. Weiters finde ich in meinem Fahrtenbuch eine Überschreitung Glocknerwand ? Großglockner, eine Ersteigung des Mittelfelsgrates des Möseler, eine Überschreitung der Mörchnerschneide, des Turnerkamps und eine Ersteigung der Zsigmondyspitze über den Nordwestgrat (Fichtlweg).
Am letzten Augustsonntag des Jahres 1939 war unser gemeinsames Ziel die Nordwestwand der Planspitze; dann unterbrach der Krieg weitere bergsteigerische Tätigkeit. Sein jüngerer Bruder Otto, akademischer Bildhauer und späterer Mitarbeiter im väterlichen Betrieb, der oft sein Seilgefährte war, fiel in Rußland. Karl kam als Leutnant, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz, zwar aus ,dem Feld zurück, hatte aber einen argen Kopfschuß erlitten, der ihm große Schmerzen bereitete und einige Operationen nötig machte. Dennoch konnte er nach Ende des Krieges noch einige schöne, große Fahrten ausführen; er erstieg den Montblanc, das Matterhorn, das Zermatter Weißhorn auf dem Schalligrat, führte noch einige Fahrten in den Tauern aus und erkletterte im Gesäuse noch die Roßkuppenkante.
Allmählich aber verschlechterte sich sein Gesundheitszustand infolge der argen Kriegsverletzung immer mehr; die Berge rückten Jahr für Jahr weiter weg; in den letzten Jahren verließ er kaum mehr die Wohnung und später war er ganz ans Bett gefesselt. In dieser schlimmen Zeit war für Karl die Malerei seine einzige Freude. Als Schüler Professor Andris hatte er sich bald eine eigene Technik angeeignet und saß nun stunden-und tagelang vor der Staffelei, meist irgendwo in der Natur oder später im eigenen Heim; Landschaft und Porträt waren sein Fach.
Nach dem Ableben seines Vaters im Jahre 1930 hat er, nach Absolvierung der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, den väterlichen Betrieb, die Firma Guberner & Hierhammer, übernommen und so lange geführt, bis ihn die Kopfschmerzen zwangen, den Betrieb zu veräußern; seinen letzten Lebensjahren war nicht viel Sonnenschein beschieden; einzig die Freude an der Familie seines Sohnes Georg, der ihn als Arzt auch in den letzten Tagen vor seinem Abschied betreute, half ihn über so manche trübe Stunde hinweg. Wir, seine alten Schulkameraden und alle die ihm als fröhlichen Menschen und ernsten Bergsteiger kennengelernt hatten, werden seiner stets in Freud und Leid gedenken.
Dr. Fritz Huscha
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1977, September/Oktober, Folge 1415, Seite 115-116
Geboren am:
29.05.1905
Gestorben am:
04.05.1977
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