Tafel Albert
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Biografie:
Dr. Albert Tafel
Mit Albert Tafel verliert der A.A.V.M. eines seiner älteren Mit-glieder, nur wenige der heute noch lebenden werden ihn gekannt haben. Er war im Jahre 1899 zu uns gekommen, hat aber rein bergsteigerisch nie besondere Fahrten gemacht. Zu Pfingsten 1900 unternahm eine damals junge Gruppe vom A.A.V.M. eine Dolomitentur, bei der Fermedaturm, Rosengartenspitze, Vajolet-Nordturm und einige andere erreicht wurden. Im Sommer des gleichen Jahres konnte ich mit ihm einige Bergfahrten in unserer damals so beliebten Hornbachkette machen, darunter die II. Ersteigung des Marchspitze-Südgrats, Kreuzkarspitze und einige andere. Schon damals zeigte sich bei ihm das Interesse für größere Unternehmungen, die er plante. Im darauffolgenden Winter studierten wir zusammen in Berlin Medizin, Tafel aber war mehr in den Vorlesungen über Geographie und verwandte Gebiete zu treffen, seine Begeisterung über den großen Richthofen, Drygalski und andere war groß. Er hatte große Reisen vor und sein ganzes Interesse galt den Vorbereitungen dazu, seine ganze Zeit galt schon damals China und Tibet. Als Vorübung sollte eine Kaukasusfahrt unternommen werden, die aber nicht viel weiter gedieh, als daß wir in unseren Schlafsäcken bei 15 Grad Kälte am offenen Fenster schliefen, und die mit dem Zuschnüren des väter-lichen Geldbeutels ein vorzeitiges Ende fand.
Auch nur als Vorbereitung für etwas größere Höhen ist seine Fahrt ins Berner Oberland zu werten, die er 1903 mit Dr. Hamm und mir unternahm und bei der es Mönch und Jungfrau galt. Mit dem Matterhorn endeten dann seine eigentlichen Turen in den Alpen, größere Höhen erreichte er später in Persien und in Tibet, wo er eine große Expedition mit Filchner unternahm, auch selbständig setzte er auf einer weiteren Reise die damals begonnenen Forschungen fort.
Kurz vor dem Krieg war er wieder in Deutschland, in München sah ich ihn zum letzten Male. Lange Jahre wußte niemand etwas näheres über ihn, erst später, von 1924 ab, erwähnen ihn die Jahresberichte des A.A.V.M. in Borneo, 1934 war er noch in Pecking. Das lange Leben in dem oft ungesunden Klima hat wohl auch den Kern zu seinem schweren Leiden gelegt. Er mußte sich mehrfach einer Operation unterziehen, zuletzt im Frühjahr in der Heimat, aber selbst seine zähe Natur konnte die Krankheit nicht mehr überwinden. Mit Dr. Tafel ist ein ausgezeichneter Charakter, ein unglaublich zäher und energischer Mann von uns gegangen, ich selbst verlor in ihm einen lieben Freund aus der Jugendzeit.
Dr. Conrad Schraube.
Quelle: Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1934/35, Seite 5-6
Gestorben am:
1935