Reuter Philipp
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Biografie:
Philipp Reuter — 85 Jahre.
Bei der diesjährigen Hauptversammlung in Memmingen wurde Dipl.-Ing. Philipp Reuter als der wohl älteste Teilnehmer begrüßt. Kurz vorher konnte er in Unterschönau bei Berchtesgaden, seinem Altersruhesitz, seinen 85. Geburtstag feiern. Zu diesem Anlaß übermittelten der 1. und 2. Vorsitzende des DAV dem Jubilar folgendes Glückwunschschreiben:
„Zur Vollendung des 85. Lebensjahres übermitteln wir Ihnen namens des ganzen Deutschen Alpenvereins besonders herzliche Glückwünsche. Wir tun dies mit lebhafter Freude, weil wir in Ihnen einen Bergkameraden achten, der nun schon durch fast ein Menschenalter hindurch im Alpenverein lebt, der schon vor Jahrzehnten nicht nur seiner Sektion Essen, sondern auch dem Gesamtverein lebhafte Impulse gab und der nach zwei Weltkriegen entscheidend am Wiederaufbau seiner Sektion wie des ganzen Vereins beteiligt war.
Auch erfüllt es uns mit lebhafter Genugtuung, Sie wieder nach Ihrer schweren Erkrankung im letzten Winter wohlauf zu sehen, so daß es Ihnen möglich war, auch in diesem Sommer weite Reisen durch Ihre geliebten Berge zu unternehmen.
Wir möchten hoffen, daß Sie in solcher Gesundheit und mit solchem Interesse wie bisher auch in der kommenden Zeit am Geschehen im Alpenverein Anteil nehmen."
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Heft 12, Seite 220
Philipp Reuter (+)
Der Ehrenvorsitzende der Sektion Essen, Philipp Reuter, ist am 13. September 1962 im 89. Lebensjahre in Berchtesgaden gestorben. Philipp Reuter wurde am 31. August 1874 in Nürnberg geboren. Nach dem Abiturientenexamen studierte Reuter an der Technischen Hochschule München Maschinenbau. Schon als Student trat er 1893 dem Du ÖAV bei, dem er fast 70 Jahre lang bis zu seinem Tode die Treue bewahrte. Nach Beendigung des Studiums und nach einer Tätigkeit bei verschiedenen Unternehmungen kam Reuter 1914 als beratender Ingenieur für Turbinenfragen nach Essen. Seit 1917 gehörte Reuter als Berater des Vorstandes für Turbinenfragen zur Rheinisch-Westfälisdien Elektrizitätswerk AG in Essen. Bei Errichtung neuer Kraftwerke leistete er dieser Gesellschaft wertvolle Dienste. Als 72jähriger trat Reuter 1946 in den Ruhestand. Seinen Wohnsitz verlegte er nach Berchtesgaden, wo er schon lange zuvor ein Heim erworben hatte. Seine geistige und
körperliche Frische erlaubte ihm noch weitere Jahre, bei besonderen Gelegenheiten für die Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk AG tätig zu sein.
Mit seiner Übersiedlung nach Essen im Jahre 1914 trat Reuter der Sektion Essen als Mitglied bei; ihr blieb er
bis zu seinem Tode fast 50 Jahre treu. Seit 1919 stellvertretender Vorsitzender, übernahm Reuter am 10. 5. 1922
das Amt des 1. Sektionsvorsitzenden, das er nahezu 25sterten und zielbewußten Mannes ging die Entwicklung der Sektion stetig voran. Auch in der Zeit des politischen Umbruchs und während des zweiten Weltkrieges führte er sicher die Geschicke der Sektion.
Die Sektion Essen verlor durch den ersten Weltkrieg ihr Arbeitsgebiet in Südtirol und damit die erste Essener
Hütte im Seebertal, im hintersten Passeier. Durch Reuters Bemühungen konnte die Sektion Essen als neues
Arbeitsgebiet das schöne Umbaltal in der südlichen Venedigergruppe übernehmen. Seiner Initiative ist der Wiederaufbau der Ruine der Clarahütte (früher Sektion Prag) und der Neubau der „Neuen Essener Hütte" zu verdanken. Der Bau der Sauerlandhütte, einer Mittelgebirgshütte der alpenfernen Sektion Essen, ist Reuters Werk. Seine besondere Sorge galt der Jugend und ihrer alpinen Ausbildung.
Als Reuter seinen Wohnsitz in Berchtesgaden — auch der dortigen Sektion gehörte er an — nahm, legte er im Jahre 1946 den Vorsitz in der Sektion Essen nieder. Die Mitgliederversammlung ernannte ihn einstimmig zum Ehrenvorsitzenden. Auch nach seinem Wegzug aus dem Ruhrgebiet nahm Reuter sehr regen Anteil an dem Geschehen der Sektion. Vor allem galt seine Sorge dem ihm lieb gewordenen Arbeitsgebiet der Sektion im Umbaltal. Noch im Alter von 86 Jahren besuchte er das Umbaltal und die Clarahütte.
Schon 1921, als stellvertretender Vorsitzender der Sektion Essen, ging Reuters Interesse im Alpenverein über den Rahmen der eigenen Sektion hinaus. Er erkannte damals, daß ein regionaler Zusammenschluß der Sektionen notwendig und vorteilhaft ist. Aus dieser Erkenntnis heraus veranlaßte er 1921 die Gründung einer „Vereinigung der Sektionen im Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet". Diesem später in „Rheinisch-Westfälischer Sektionenverband" umbenannten ersten regionalen Zusammenschluß innerhalb des Alpenvereins folgten bald weitere. Reuter übernahm den Vorsitz der Vereinigung, den er bis 1938 beibehielt. Als Vorsitzender dieses Verbandes wurde er Mitglied des Hauptausschusses des DuOAV, in dem er während mehrerer Wahlperioden rege mitarbeitete. Nach dem Zusammenbruch hat er sich sehr für den Wiederaufbau des Alpenvereins eingesetzt und bis in das hohe Alter mit großem Interesse dessen Weiterentwicklung verfolgt.
Der gesamte Alpenverein, seine Sektion Essen und die Bergwelt waren für Philipp Reuter Lebensinhalt. Sie verlieren mit Philipp Reuter eine markante Persönlichkeit, die sich für ihre ideellen Ziele stets zu persönlichem
Einsatz und Opfern bereitfand.
In Dankbarkeit nehmen sie Abschied von dem Entschlafenen und werden seiner stets in Ehren gedenken.
Quelle: Mitteilungen des DAV 1962, Heft 10, Seite 220
Geboren am:
31.08.1874
Gestorben am:
13.09.1962