Jandesek Heinz

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Biografie:
Heinz Jandesek
* 4. April 1885, (+) 30. September 1961
Er fühlte sich mit seinen vielgeliebten Bergen so sehr verbunden, daß er sich zu Zeiten als er sich noch seiner gesunden Glieder erfreuen durfte, in seinem schönen Garten in Atzgersdorf eine kleine Schutzhütte errichtete, um dort nach Herzenslust, eingeschränkt durch seinen Beruf als vielbeschäftigter und gewissenhafter Dentist,
seiner romantischen Neigung nachgehen und mit den Bergen gedanklich Rücksprache halten zu können. Ein grausames Schicksal riß ihn aber* aus diesem Idyll, als ihn 1926 im Nachhange an eine Italienreise eine Kinderlähmung befiel, die ihn bis an sein Lebensende an den Rollstuhl band. Jetzt war es wieder seine Hütte, in der er zwar keine weiteren Bergfahrten mehr aushecken konnte, aber mit Hilfe von ernster alpiner Literatur weiter mit den Bergen verbunden blieb. Eih großes Glück in seinem Unglück war ihm seine Frau Maria, die ihn durch fast 36 Jahre mit unendlicher Geduld betreute, neben ihr und nach ihrem Tod (Frühjahr 1960) seine Nichte und deren Gatte. Nach dem Tod seiner Frau verließ ihn der restliche Lebenswille; er stellte mir schon damals Unterlagen zu einem Nachruf für ihn in der OAZ zur Verfügung.
Seit dem Jahre 1907 war er Mitglied unseres OAK, wahrscheinlich schon früher Mitglied der ?Reichensteiner" und Bergfahrtenkamerad so mancher bekannten Männer dieser beiden Vereinigungen. Sein Bergfahrtenbuch berichtet seit dem Jahre 1903 von vielen, zu seiner Zeit als schwierig bezeichneten Fahrten. Mit dem Stüdlgrat beginnend, beging er dann die von Ed. Pichl eröffnete Dachstein-Südwandroute, den Pfann-Kamin, des Totenkirchl, erstieg er den Winkler-Stabeler- und Delagoturm, überkletterte den Olperer-Fußsteingrat, überschritt alle Mörchnergipfel, und erkletterte die Fünffingerspitze durch den Schmittkamin. Fast alle der damals schwierigen Gesäusefahrten waren ihm bekannt (Pappweg 3. Begh. 1. dir. Ausstieg) und ebenso viele Gipfel der Ortler-Gruppe. In dieser Gruppe leistete er auch seinen Kriegsdienst in Gesellschaft von bekannten Ortlerfront-Verteidigern des OAK und der Reichensteiner.
Doch seine Stärke waren nicht die gewiß sehr vielen und schwierigen Bergfahrten, sondern das Schifahren. 1903 ist er Schüler bei Zdarsky. Den Schi-Pionieren ist er insoferne zuzuzählen, als er eine außerordentlich große Zahl von Bergen, so manche erstmals, als Schi-Bergsteiger erstieg. Wenn man seinen Tourenbericht über seine Schifahrten liest, gibt es nur eine Frage: Wann hat der Mann das alles gemacht? Dieser Bericht schließt 1926 mit einer Saalbacher Runde.
Er selbst schrieb einmal: ?Ist es doch gerade für einen Bergsteiger besonders hart, die Zeit seines weiteren Lebens nur mehr im Rollstuhl zu verbringen. Darum waren mir Bergbücher und alpine Zeitschriften so wertvoll, um mich im alpinen Geschehen, über Entwicklung und Wandlung auf dem laufenden zu halten. Meine reichhaltige Bücherei enthält eine namhafte Sammlung von Bergbüchern der alpinen Klassiker, die mir stets ein geistiger Ersatz für das nun verschlossene Reich der Bergwelt waren."
Ein Schöngeist, ein Romantiker, ein lieber Bergkamerad mußte uns verlassen!
Berg Heil!
Emerich Hofer
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1961, Folge 1320, Seite 182

Geboren am:
04.04.1885
Gestorben am:
30.09.1961

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