Nigmann Hans
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Biografie:
Gloggnitz, lebte später in Leoben
Hans Nigmann verbrachte seine alpinen Lehrjahre in den Wänden der Rax. Im Gesäuse gelangen
ihm 1946 mit Franz Schauer die erste Winterbegehung der Ödsteinkante ,sowie 1948 die erste Winterbegehung der Reichenstein-Nordwestwand mit Otto Warta.
1946 1.Winterbeg.Großer Ödstein-Nordwestkante „Ödsteinkante“,V,805 HM,2355m, (Gesäuse)
1948 1.Winterbeg.Admonter Reichenstein-Nordwestwand,2251m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
Gerd Schauer, Isny
Hans Nigmann
* 10. November 1912 ? (+) 22. Jänner 1997 Mitglied des ÖAK seit 4. Mai 1950
Da sitze ich in meiner Wohnstube, Beethovens Pastorale klingt leise aus dem CD-Spieler, viel-leicht etwas zu gedämpft, um diese Musik voll genießen zu können; sie soll aber heute nur Hintergrund sein für meine Gedanken und Erinnerungen an einen, mir gut bekannten und wertvollen Menschen, den es nicht mehr gibt: Hans Nigmann.
Vor mir auf dem Tische liegen einige aufgeschlagene Tourenbücher. Mit viel Interesse blättere ich und lese darin und muß feststellen, es gibt viel Unwissenheit meinerseits über seine bergsteigerische Tätigkeit und über die Erfolge, die er in vielen Gebirgsgruppen errungen hat.
Im Jahre 1931 beginnen seine Eintragungen mit Touren in seinem heimatlichen Raxgebiet.
Im vergangenen großen Krieg hatte er das Glück, seine Passion weiter betreiben zu können: Er wurde Ausbildner bei den Gebirgsjägern. In dieser Funktion war es ihm auch möglich, viele Touren zu machen, die nicht im Ausbildungsplan vor-geschrieben waren, sondern seine persönlichen Ziele darstellten, in den Alpen, wie auch weit im Norden Europas. Viele Erstbegehungen sind ihm dabei geglückt, besonders in Norwegen ? alles eingetragen mit feiner, sorgfältiger Schrift. Über-haupt sind seine Tourenbücher mit viel Liebe und Gewissenhaftigkeit ausgestattet, was wiederum seine Liebe zu den Bergen widerspiegelt.
Nach dem Krieg und wieder in der Heimat, verschlug es ihn vom Niederösterreichischen in die Steiermark. In Leoben gründete er eine Familie und war bald auch beruflich hier tätig. Auch dem Aufbau der Alpinistengilde der Naturfreunde hat es sich gewidmet. An dieser Stelle bedarf es einer besonderen Erwähnung, daß Hans sich mit persönlichem Einsatz bemüht hat, jungen fähigen Bergsteigern aus dem steirischen Raum die Teilnahme an Expiditionen nach Afrika und in den Himalaya im Rahmen der Österreichischen Himalaya-Gesellschaft zu ermöglichen.
Nun wieder einen großen Sprung zurück in die aktive Zeit von Hans. Freilich bin ich ein anderer Jahrgang als er und seine Kletterpartner und Bergkameraden entsprachen naturgemäß seinem Alter. Trotzdem hatte ich einmal Gelegenheit, mit ihm eine Bergfahrt in den Julischen Alpen zu machen, den Hornweg in der Jalovec-Nordostwand. Ich kletterte mit meinen neuen Kasparek-Kletterpatschen, Hans ? barfuß. Diese Härte habe ich damals bewundert. Diese Härte wird wohl auch notwendig gewesen sein, als er mit seinem Ka-meraden Franz Schauer die erste Winterbegehung der Ödstein-Nordwestkante durchführte (Jänner 1946). Die Überwindung des Redlich-Stefansky-Überhanges gelang beiden nur mit ausgezogenen Schuhen. Die klobigen Bergschuhe fanden keinen Halt auf dem Eisüberzug. Die feuchten Socken froren vorübergehend an den eisigen Fels und gaben kurzen Halt. Das genügte zur Überwindung. Dieses Erlebnis, von mir nur eingestreut als markantes, aber eines unter vielen im Bergsteigerleben unseres Hans Nigmann. Auch die erste Winterbegehung der Admonter Reichenstein-Nordostwand (Pfannlweg) mit Otto Warta geht auf sein Konto.
Inzwischen hat Hans sicher ein fröhliches Wiedersehen gefeiert mit jenen Bergkameraden, die ihm bereits vorausgestiegen sind auf die unendlichen Berge. Wir anderen, die wir derzeit noch die irdischen Höhen besteigen und ihm einst folgen werden, sichern ihm ein ehrendes Gedenken.
R.E.
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1997, Folge 1533-1534
Geboren am:
10.11.1912
Gestorben am:
1997