Mayer Eduard

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Biografie:
Eduard Mayer
*7. März 1885 - (+) 13. August 1963
Nach dem ersten Weltkrieg schlossen sich sieben Bergsteiger zur „Kameradschaft vom Berge" zusammen und gaben diesem Bunde halb im Ernst und halb im Scherz bestimmte Regeln. So suchte sich jeder Kamerad sein Prädikat nach jenem Berge, der eine besondere Rolle in seinem Leben gespielt hatte. „Unser Edi" war der „Kamerad vom Obergabelhorn".
Auf einer versteckten Waldwiese des Schneeberges hatten wir unsere eigene Kameradschaftshütte. Dort droben haben wir, wenn nicht höhere Berge lockten, viele schöne Stunden verlebt.
Dipl.-Ing. Eduard Mayer wunde am 7. März 1885 in Gröbming geboren, wo er die Mittelschule besuchte um später in Graz an der Technischen Hochschule zu studieren, die er im Jahre 1908 als Bauingenieur verließ, Daher hatte er auch in Grazer Bergsteigerkreisen seine Berggefährten gefunden.
Mit Dr. Richard Weitzenböck besuchte er erstmals 1906 Zermatt und erstieg Jahr für Jahr in den Ost- und Westalpen alle bedeutendsten Hochgipfel. Über 50 Viertausender und fast 1000 Ostalpenberge konnte er in seinem Fahrtenbuch verzeichnen. In den Österreichischen Alpenklub trat er im Jahre 1912 ein und fand hier in Holzgruber und Dr. Hermann Schneck gleichgesinnte Tourengefährten,
Unsere „Kameradschaft vom Berge" deren Zeichen ein kleines, aber echt goldenes Schild mit einem Rubin war, schloß sich erst nach 1918 zusammen, und hier fand Eduard Mayer gleichgesinnte Freunde. Nachdem er sich schon an der Verfassung des Montblancführers von Dr. Richard Weitzenböck beteiligt hatte, gab er 1921 mit Dr. Ludwig Obersteiner einen Hochschwabführer heraus.
Trotz aller Not der Zeit waren es fröhliche Sonntage, an denen die Kameraden vom Berge in den Hochschwabbergen mit Ing, Eduard Mayer umherkletterten und vergessen gebliebene letzte Problemchen lösten. Da gab es häufig abendliche Wettmärsche mit den Grazer Freunden, um in Seewiesen noch ein Bett zu erjagen. Auch in unserer Kameradschaftshütte wollte Edi an seinem Führer arbeiten und trug ein schweres gußeisernes Tintenzeug durch die steile Eng hinauf. Es hat leider nie einen Tropfen Tinte gesehen. Als unser im Beruf anerkannter Konstrukteur den Hüttentisch aus rohen Stämmen und Brettern baute und dieser schließlich doch wackelte, nagelte Rudi Hamburger zusätzlich einen Querbalken fest und meinte ironisch: „Siechst Edi, mir brauchen kan Ingenieur net."
In seinem Beruf aber hat sich Ing. Eduard Mayer einen geachteten Namen errungen. Er war Konstrukteur der Brückenbauanstalt Ig. Gridl und hat nach einer höheren theoretischen Ausbildung als Assistent der Technischen Hochschule zum Stahlbauer eine große Anzahl bedeutender Stahlkonstruktionen im In- und Ausland durchgeführt.
Im ersten Weltkrieg war Ing. Eduard Mayer als Konstrukteur der Firma. Gridl an großen militärischen Bauvorhaben maßgeblich beteiligt. Aus seiner unermüdlichen Tätigkeit nach Ende des Krieges seien nur die gesamte Dachkonstruktion des Linzer Domes, eine Bekohlungsanlage mit Portalkran für die Graz-Köflacher Bergbaugesellschaft sowie Hangars für die Eisenbahn in Konstantinopel erwähnt.
Am 18. November 1931 reiste er mit Professor Krippel, dem Schöpfer des an die siegreiche Schlacht gegen die Griechen erinnernden großen Reiterstandbildes via Konstantinopel nach Samsun, wo er die Konstruktion und Montage des sich nur auf den Hinterfüßen frei aufbäumenden schweren Schlachtrosses durchführte.
Als die Firma Gridl an die Waagner-Biro AG. überging, lehnte Ing. Eduard Mayer die ihm angebotene Stelle als Direktor ab, weil er als jüngster Oberingenieur seine um vieles älteren Kollegen nicht übergehen wollte. Ein Beweis seiner bewundernswerten, aber wie so oft lebensfremden idealen Einstellung.
Im Verlaufe seiner nunmehr ergriffenen selbständigen Unternehmertätigkeit bewies er hohe fachliche Tüchtigkeit, es fehlte ihm, dem Idealisten, jedoch immer ein ehrlicher kaufmännischer Berater.
Im Jahre 1945 brach für unseren lieben Edi eine Welt zusammen. Ungerechte Behandlung, den geschäftlichen Ruin und die drückende Not der Zeit überwand er mit bewunderungswürdiger Energie. Aber den Verlust seines Sohnes, der nach schwerer Verwundung zu Weihnachten 1944 in einem Feldspital gestorben war, und den Tod seiner Tochter am 30. Juli 1946 konnte er, der mit inniger Liebe an seiner Familie hing, nie mehr verwinden.
Wie wenig wissen wir Bergsteiger doch so oft vom Alltagsleben unserer besten Gefährten. Wir ziehen zusammen in die Berge und erleben gemeinsam Stunden der Gefahr und des Glückes, wir treffen uns von Zeit zu Zeit, um schöne Erinnerungen auszutauschen, aber sein Berufsleben mit all seinen Schicksalschlägen, kämpft jeder für sich allein durch. Das kam mir zum Bewußtsein, als ich,- im Namen unseres Österreichischen Alpenklubs, an dem Ing. Eduard Mayer mit treuer Liebe hing, diesen Nachruf für unseren Kameraden vom Obergabelhorn schrieb. Seine Frau gewährte mir Einblick in die von ihm selbst verfaßte Lebensgeschichte. Und so lernte ich unseren lieben Freund, den unverbesserlichen Idealisten und weltfremden Träumer erst in der harten Schule des Lebenskampfes bewundern, So wie er sich als vorzüglicher Lichtbildner an seinen zahllosen Farb-Diapositiven erfreute, sah er auch in der nüchternen Welt nur das Schöne, das Leuchtende. Darum gelte der eigenartige Gruß unserer „Kameradschaft vom Berge" — er lautet: „Zum Bessern" — für ihn über sein Grab hinaus.
L. Sinek
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1964 Mai/Juni, Folge 1335, Seite 82-83

Ing. Eduard Mayer
erstieg 50 Viertausender und über 800 Ostalpenberge. Vor allem hat er an Westalpenerfolgen von Dr. R. Weitzenböck, als dessen langjähriger Seilgefährte im Mt. Blanc, großen Anteil, bedeutende Skibergfahrten in den Ost- und Westalpen, Skispringer, Verfasser des „1. Hochschwabführer" (herausgegeben mit Dr. Obensteiner).
Quelle: Jahresbericht der Hochtouristischen Gruppe „Bergland“ der Sektion Wien des ÖAV (1970-1973), Seite 13


Geboren am:
07.03.1885
Gestorben am:
13.08.1963

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