Wöll Fritz
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Biografie:
Fritz Wöll
*19. Mai 1896 — (+) 23. März 1969
Am 23. März 1969 komme ich abends von einer herrlichen Schiwoche aus dem Dachsteingebiet zurück und erfahre, daß mein jahrzehntelanger Bergkamerad und Turnbruder Fritz Wöll am Morgen des gleichen Tages in eine bessere Welt abberufen wurde. Ich konnte es kaum fassen, hatten wir uns doch kurz vorher am Monatsabend der Alpenklub-runde St. Pölten noch so viel des Frohen und Ernsten des Lebens zu erzählen gewußt. Eine böse Krankheit hatte meinen Freund nach kurzem Leiden plötzlich dahingerafft.
Fritz Wöll entstammte einer kinderreichen Wiener Familie. Sein Vater, an dem er mit abgöttischer Liebe hing, konnte ihm nicht jene Schulbildung angedeihen lassen, die seinen Fähigkeiten entsprochen hätte. An seiner Wiege standen Entbehrung und Entsagung. Die Liebe zu den Bergen, die ihm sein Vater ins Herz gelegt, wurde zu seinem Leitstern, der ihm späterhin durch die Höhen und Tiefen des Lebens Richtung und Ziel gab. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig und konnte nach steter Bewährung auf verschiedenen Kriegsschauplätzen, mehrfach ausgezeichnet, wieder gesund in die Heimat zurückkehren. Beruflich konnte Fritz in der schicksalhaften Nachkriegszeit niemals ständig Fuß fassen und erst sein Talent und seine organisatorischen Fähigkeiten auf turnerischem Gebiet ließen ihn in den späteren Jahren hoffnungsvoller in die Zukunft schauen. Mit Freuden folgte er der Aufforderung des Turnvereines St. Pölten 1863, außer einer erfolgversprechenden Tätigkeit in der Privatwirtschaft die Stelle eines Turnlehrers zu übernehmen. Das unselige Ende des zweiten Weltkrieges warf ihn unverschuldet in Nacht und Finsternis. Doch das Bewußtsein jeglicher Schuldlosigkeit gab ihm die Stärke, auch diesen Schicksalsschlag zu überwinden, und in der Turn- und Sportunion seiner zweiten Heimatstadt fand er wieder den Weg aufwärts zu Erfolg und Anerkennung, bis ihm ein Höherer seine Tatkraft und Schaffensfreude für immer lähmte.
Schon in jungen Jahren fand Fritz den Weg zu den Bergen und vom Wienerwald bis zum Monarchen bot sich ihm viele Jahre hindurch ein überreiches Betätigungsfeld, das sein ganzes Leben ausfüllte und in dem er Trost und Zuversicht suchte und fand für ein Leben, das für ihn wenig Sonnenschein hatte. Im November 1925 fand er auch den Weg zu unserem Klub, dem er bis an sein Ende in aufrichtiger Liebe und Treue zugetan war. In den Wänden und Graten der Julier und des Wilden Kaiser, im Gesäuse und in: Dachsteingebiet wurde eine Kameradschaft gegründet, die erst ein unerbittliches Geschick jäh zu beenden vermochte.
Fritz war ein Schöngeist im wahrsten Sinne des Wortes. In seinem literarischen Nachlaß finden sich Gedichte, die sein innerstes Empfinden in den Bergen widerspiegeln, ernste und heitere Erlebnisse mit seinen Bergkameraden auf schwierigen Fahrten zeigen so recht, daß ihn die Härte des Lebens nicht brechen konnte. Sein Glaube an Recht und Gerechtigkeit war unerschütterlich trotz der Unbill, die er im Bestreben, für Volk und Heimat im besten Sinne gewirkt zu haben, erleiden mußte.
Fritz Wöll ist tot. Doch vom Wünschen und Sehnen bis zur Erfüllung durch die Tat schließt sich stets der Kreis in der Erinnerung, die Erinnerung an Dich vom Fähnlein Deiner St. Pöltner Kameraden und darüber hinaus all Deiner Weggefährten, die Dich ein letztesmal grüßen!
Toni Ableidinger
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1969, November/Dezember, Folge 1368, Seite 153-154
Geboren am:
19.05.1896
Gestorben am:
23.03.1969