Paulmichl Ernst
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Biografie:
Ernst Paulmichl
*9. November 1920 — (+) 28. Mai 1972
Nach kurzer Krankheit ist er von uns gegangen. Der Mann, von dem unser Dr. Goedel einmal sagte „er sieht aus, als könne er Felsen mit seinen Händen zerbrechen!". Der strahlende, blonde Hüne mit seinem bescheidenen, bezaubernden Siegerlächeln, mit seinen freundlichen guten Augen, ist nicht mehr. Fassungslos, mit ungläubigem Staunen, mußte diese Nachricht von seinen Kameraden zur Kenntnis genommen werden.
Ein Gefährte herrlicher, gemeinsamer Bergfahrten, welcher mir die Nachricht vom Tode Ernstls überbrachte, fragte kopfschüttelnd: „Warum haben wir eigentlich bei unseren Fahrten so aufgepaßt, wenn das Ende doch unabwendbar ist?" Ein Ende, das sich auf diese Weise keiner von uns wünscht.
Bei Gipfelrasten, bei Biwaks auf schmalen Leisten, unendlich müde, aber ebenso glücklich, hat Ernst immer gesagt „ein solcher Tag möge mein letzter sein"
Es ist anders gekommen. Aber ich, der Ernst so gut kannte wie kaum ein anderer, glaube, daß er auch bei seiner letzten Fahrt, die er ganz allein antreten und beenden mußte, Sieger geblieben ist. Er ist zurückgekehrt zur Natur, die er so sehr liebte.
Als Ernst im Jahre 1945 aus dem Krieg heimkehrte, lernte ich ihn auf der Fölzalm im Hochschwab kennen. Seine Persönlichkeit war einfach nicht zu übersehen. Ausge-mergelt und ausgehungert, gezeichnet von jahrelangen Entbehrungen, mit alten und geflickten, aber sauberen Militärhosen war er da. Ohne Ausrüstung, bloßfüßig, machte er seine Wege, meist im Alleingang. Sein ruhiges, liebes Wesen nahm mich sofort gefangen. So wurden wir Gefährten vieler herrlicher Jahre.
Unser Klubkamerad vom ÖAK, Gogiatti, dem wir zu vielem Dank verpflichtet sind, organisierte die wunderbarsten Ausrüstungen, von denen wir uns in der damaligen Zeit nicht einmal zu träumen trauten. Der Dachstein mit seinen Südwänden wurde unser Revier.
Da erzählte Ernst einmal von wiederholten, ergebnislosen Versuchen zur Erst-begehung der Höllkamp-Ostkante im nördlichen Hochschwab. Diese über 1100m hohe Felskante ist in ihrer Wildheit und Schönheit einmalig. Wir fuhren hin und nach zwei-tägigem Studium der Kante mit zehnfachem Feldstecher gehörte sie uns.
Die Höll mit ihren einsamen Wänden wurde auf drei Jahre unser bevorzugtes Quartier. Die schönsten Wände dieses Gebietes durchstiegen wir. Erste Begehung des Severinkogel-Nordpfeilers, erste Begehung der Schneekarmauer, erste Besteigung der markanten Felsnadel des Großen Heuschobers waren die wichtigsten Daten.
Dann kam die Liebe über Ernst! Er heiratete und war durch den Aufbau seiner Existenz und durch den Bau seines Häuschens so blockiert, daß sich unsere bergsteigerischen Wege etwas trennten. Doch die mit Ernst verbrachten Jahre zählen zu den schönsten meines Lebens.
Tieftraurig und erschüttert stehen wir, die ihn mochten, an seinem Grab. Und wer mochte ihn nicht?
Terminus vitae sed non amoris!
Dipl.-Ing. Fritz Webern
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1972, September/Oktober, Folge 1385, Seite 126-127
Paulmichl Ernst „Ernstl”, Kapfenberg
Bergpartner und Freund von Fritz Webern aus Graz
Die Hochschwabgruppe und der Dachstein mit seinen Südwänden wurde sein Revier.
1941 1.Beg.Stangenwand-Südostwand „Südostverschneidung“,VI+/A3,300 HM,2139m, (Hochschwab)
1948 1.Beg.Höllkamp-Ostkante,1100 HM,1952m, (Hochschwab).
1948 1.Beg.Severinkogel-Nordpfeilers,2038m, (Hochschwab)
1948 1.Beg.Schneekarmauer-Nordostwand „Paulmichl-Webern-Führe“,2050m, (Hochschwab)
1948 1.Best.Großen Heuschober über Nordostwand „Paulmichl-Webern-Führe“,1500m, (Hochschwab)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Geboren am:
09.11.1920
Gestorben am:
28.05.1972