Wyss Ulrich

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Foto gesucht!
Biografie:
geboren in Zürich (Schweiz)
abgestürzt am Eiger (Schweiz)

Zum Tode von Uli Wyss
In B. u. H. 1953, Heft 10, S. 394, haben wir auf den Unglücksfall in der Eiger-Nordwand hingewiesen, bei dem Uli Wyss den Tod fand. Inzwischen wurde bekannt, daß sein Begleiter kein Österreicher, sondern ein junger Deutscher aus Garmisch war. Das Unglück verlief um so tragischer, als die beiden nach zwei Biwaks und nach einem heroischen Ringen mit schwerem Unwetter bereits aus der Wand heraus und auf den obersten Mitteleggigrat dicht unterm Gipfel ausgestiegen waren. Weil ihnen offenbar dieser Grat vom Neuschnee zu gefährlich überwächtet schien, querten sie nochmals in den Gipfelhang der Nordwand, Dort ereilte sie ¬nur 30 m unterm Gipfel! - das Unheil in Gestalt eines Schneerutsches, der sie mitriß und über die ganze in dreitägigem Ringen so mutig durchstiegene 2000-m-Wand in die tödliche Tiefe warf.
Wir geben nun unserem Mitarbeiter Toni Hiebeler aus Bludenz, jetzt in Stuttgart, dem Seilgefährten von Uli Wyss auf zahlreichen seiner schwierigsten Fahrten zwischen Gesäuse und Dauphiné, das Wort zu einem Nachruf:
Meinem Freunde Uli Wyss zum Gedenken
Uli Wyss, am 4. August 1923 in Zürich geboren, stürzte mit seinem bedeutend jüngeren Kameraden Karli Gonda aus Garmisch am 22. August 1953 in der Eiger-Nordwand tödlich ab. Am 20. August stiegen sie in die Wand ein und kamen rasch höher. In der Nähe der sogenannten Rampe bezogen sie ihr erstes Biwak. Der darauffolgende Tag brachte schlechtes Wetter und ihr Tempo verlangsamte sich beträchtlich. Oberhalb der Spinne wurden sie zum zweiten Biwak gezwungen, das ihnen angesichts des schlechten Wetters sehr zugesetzt haben muß. 22. August: Sturm und Schneefall. Um 14.50 Uhr wurden die beiden (von der kleinen Scheidegg aus) kurz unterhalb des Gipfels gesehen, worauf sie wieder von Nebel eingehüllt wurden. Einige Minuten später lüftete die Natur ihren düsteren Vorhang, als wollte sie eine Trauerszene in einem riesigen Amphitheater freigeben. Das Schicksal der beiden jungen Stürmer war besiegelt. Sie fanden am Fuße der Wand, der ihre ganze Sehnsucht gegolten hatte, ihre letzte Ruhe. - Uli Wyss zählte in den letzten Jahren zu den erfolgreichsten Bergsteigern der Schweiz. Er war Mitglied des Alpinen Skiclub Zürich und des "Alpenclub Berggeist" München.
Alle, die mit Uli einmal zusammen waren, wissen, was mit ihm dahinschied. Seine ganze Lebenskraft gab er in einer staunenswerten Selbstlosigkeit den Bergen. Schwerster Kampf und wildestes Abenteuer waren ihm die große, ersehnte Erfüllung; das tiefe, innige Erleben in der Natur war sein Lebensatem, ohne den er nicht sein konnte. War es nun ein grausiger Bergsturz oder eine vom Winde umkoste Blume — es erfüllte ihn ganz und gab ihm jenen Zug, der den Menschen edel macht. Nein, er war nicht ein wilder, draufgängerischer Gefährte, er barg in sich ein seltenes Feingefühl, welches eine hohe Kameradschaft wiedergab. Keiner, der Uli kannte, wird ihn vergessen können, er wird im Geiste aller weiterleben, obwohl sein Körper in der grausigen Riesenwand zerschellt ist.
Wenn man nun einen ausführlichen Überblick auf Ulis Bergsteigerlaufbahn geben möchte, müßte man fast ein eigenes Buch schreiben. Doch nur um eine kurze Rückschau zu geben, möchte ich in Stichworten seine glanzvolle Entwicklung schildern.
1943 begann Uli Wyss seine alpine Laufbahn in den Kreuzbergen (Säntisgruppe) ob dem Rheintal mit kurzen, leichten Fahrten. So bewegte er sich einige Jahre im leichten Fels, was ihm die grundlegende Bindung zu den Bergen verlieh. Langsam drang er im Wallis ins Land der Viertausender ein. Das Matterhorn war Krönung und Ritterschlag zum Bergsteiger. In den Nachkriegsjahren wagte er sich in schwierigste Rätikonwände, und mit dem Sollederweg an der Civetta schloß er 1948 seine zweite Etappe würdevoll ab. 1950, nachdem er meine neu-begangenen Führen im Rätikon wiederholt hatte, setzte er sich mit mir in Verbindung, und bald darauf waren wir zu einer Seilschaft vereint. 1951 gelangen Uli die Große-Zinne-Nordwand, Kleinste-Zinne-Südostwand (Cassinführe), Schüsselkarspitze-Südostwand und die allerschwierigsten Kaiserfahrten. Den Abschluß des Jahres bildeten vier herrliche Neufahrten an den Pflunspitzen im Verwall. Das folgende Jahr begann er mit der ersten Winterbegehung der Sulzfluh-Südwestwand (Stanekführe) im Rätikon. Nun folgte der erfolgreichste Sommer Ulis. Hier seien nur die größten Fahrten erwähnt: Alle schwierigsten Wettersteinwände; Mühlsturzhorn, dir. Südkante, VI+, 10. Beg.; Dachl-Roßkuppen-Verschneidung, VI+, 6. Beg.; Tofana, dir. Süd-wand (Tissiweg), VI, 6. Beg.; Torre di Valgrande-Nordwestwand, VI A+, 6. Beg.; Piz Badile-Nordostwand, VI; Grandes Jorasses, Walkerpfeiler, VI; Grand Pic de la Meije, dir. Südwand, VI-, und zum Abschluß die 7. Begehung der dir. Westwand der Aiguille Noire (Ratti-Vitali) VI+.
Uli Wyss war ohne Zweifel der einzige Bergsteiger der Schweiz, der in den Ost- und Westalpen derartige Leistungen vollbrachte. Er war auch sicher der erste Schweizer, welcher sich an die allerschwierigsten Wände der Ostalpen wagte.
All dies, die glanzvollen Erfolge und seine Vorzüge als Mensch, machen Uli Wyss zum Vorbild für die junge Bergsteigergeneration.
Quelle: Berge und Heimat 1953, Seite 471-472

Uli Wyss und Karl-Heinz Gonda sind am 22. August in der Eiger-Nordwand abgestürzt. Uli Wyss war ein hervorragender Schweizer Kletterer und Mitglied der "AV.-Sektion .Berggeist", München. Karl-Heinz Gonda kam aus der Ostzone, vor allem der Berge wegen, denen sein ganzes Sehnen galt. Er fand bei Franzi Fischer in Garmisch bzw. auf der Oberreintalhütte Arbeit. Er bestieg in diesem Sommer die Große-Zinne-Nordwand und die Civetta-Nordwestwand im Alleingang. Die beiden durchstiegen die Eigerwand bis hinauf zur .Spinne" in gerader Linie, dann gingen sie die bisher übliche Route weiter. 200 Meter unter dem Gipfel war ihr zweites Biwak. Die Nacht brachte einen Wettersturz mit starker Kälte und Schnee fall. Trotzdem erreichten sie die Grathöhe. In Gipfelnähe verließen sie den Grat wieder, vermutlich weil dieser wegen des Neuschnees stark überwächtet war, und benützten die nordseitige Schneeflanke für den letzten Anstieg. Nur noch etwa 30 Meter unterm Gipfel riß sie ein sich lösendes Schneebrett in den Abgrund. Die Leichen konnten noch nicht geborgen werden.
Im nächsten Heft folgt ein Nachruf von seinem Freund Toni Hiebeier mit einem Bild des Verunglückten.
Quelle: Der Bergsteiger Heft 01 Oktober 1953, Seite

Mein Freund Uli Wyss, am 4. August 1923 in Zürich geboren, stürzte mit seinem bedeutend jüngeren Kameraden Karli Gonda aus Garmisch am 22. August 1953 in der Eiger-Nordwand tödlich ab. Am 20. August stiegen sie in die Wand ein und kamen rasch höher. In der Nähe der sogenannten Rampe bezogen sie ihr erstes Biwak. Der darauffolgende Tag brachte schlechtes Wetter, und ihr Tempo verlangsamte sich beträchtlich. Oberhalb der Spinne wurden sie zum zweiten Biwak gezwungen, das ihnen angesichts des schlechten Wetters sehr zugesetzt haben muß. 22. August Sturm und Schneefall. Um 14.50 Uhr wurden die beiden von der Kleinen Scheidegg aus
kurz unterhalb des Gipfels gesehen, worauf sie wieder von Nebel eingehüllt wurden. Einige Minuten später lüftete die Natur ihren düsteren Vorhang, als wollte sie eine Trauerszene in einem riesigen Amphitheater freigeben. Das Schicksal der beiden jungen Stürmer war besiegelt, und sie fanden am Fuße der Wand, der ihre ganze Sehnsucht gegolten hatte, ihre letzte Ruhe.
Uli Wyss zählte in den letzten Jahren zu den erfolgreichsten Bergsteigern der Schweiz. Er war Mitglied des Alpinen Schiclub Zürich und des Alpenklub Berggeist, München. Alle, die mit Uli einmal zusammen waren, wissen, was mit ihm dahinschied. Seine ganze Lebenskraft gab er, in einer bestaunenswerten Selbstlosigkeit, den Bergen. Schwerster Kampf und wildestes Abenteuer waren ihm die große, ersehnte Erfüllung; das tiefe, innige Erleben in der Natur war sein Lebensatem,, ohne den er nicht sein konnte. War es nun ein grausiger Bergsturz oder ein vom Winde umkostes Blümlein, es erfüllte ihn ganz und gab ihm jenen Zug, der den
Menschen edel macht.
Er war nicht ein wilder, draufgängerischer Gefährte, er barg in sich ein seltenes Feingefühl, welches eine hohe Kameradschaft wiedergab. Keiner, der Uli kannte, wird ihn vergessen können, er wird im Geiste aller weiterleben, obwohl sein Körper an der grausigen Riesenwand zerschellt ist. Wenn man einen ausführlichen Überblick auf Ulis Bergsteigerlaufbahn geben möchte, müßte man fast ein eigenes Buch schreiben. Doch nur um eine kurze Rückschau zu geben, möchte ich in Stichworten seine glanzvolle Entwicklung schildern.
1943 begann Uli Wyss seine alpine Laufbahn in den Kreuz bergen ob dem Rheintal mit kurzen, leichten Fahrten. So bewegte er sich einige Jahre im leichten Fels, was ihm die grundlegende Bindung zu den Bergen verlieh. Langsam drang er im Wallis ins Land der Viertausender ein. Das Matterhorn war seine Krönung und der Ritterschlag zum Bergsteiger. In den Nachkriegsjahren wagte er sich in schwerste Rätikon wände, und mit dem Durchstieg des Sollederweges an der Civetta schloß er 1948 seine zweite Etappe glanzvoll ab. 1950, nachdem er meine neubegangenen Führen im Rätikon wiederholt hatte, setzte er sich mit mir in Verbindung, und bald darauf waren wir zu einer Seilschaft vereint. 1951 gelangen Uli die Große-Zinne-Nordwand, Kleinste-Zinne-Südwand (Cassinführe), Schüsselkar-Südostwand und die allerschwersten Kaiserfahrten. Den Abschluß des Jahres bildeten vier herrliche Neufahrten an den Pflunspitzen im Ferwall. Das folgende Jahr begann er mit der ersten Winterbegehung der Sulzfluh-Südwestwand (Stanekführe) im Rätikon. Nun folgte der erfolgreichste Sommer Ulis. Hier seien nur die größten Fahrten erwähnt. Alle schwersten Wettersteinwände, Mühlsturzhorn: dir. Südkante (Vl-f), 10. Begehung; Dachl-Roß-kuppenverschneidung (VI-I-), 6. Begehung; Tofana: dir. Südwand, Tissiweg (VI), 6. Begehung; Torre-Valgrande-Nordwestwand (VI + ), 6. Begehung; Piz-Badile-Nordostwand (VI), Grandes-Jorasses-Walkerpfeiler (VI), Grand Pic de la Meije: dir. Südwand (VI?), und zum Abschluß die 7 Begehung der dir. Westwand der Aiguille Noire, Ratti-Vitali-Weg (Vl-h).
Uli Wyss war ohne Zweifel der einzige Bergsteiger der Schweiz, der in den Ost- und Westalpen derartige Leistungen vollbrachte. Er war auch sicher der erste Schweizer, welcher sich an die allerschwierigsten Wände der Ostalpen wagte. All dies, die glanzvollen Erfolge und seine Vorzüge als Mensch zeichnen Uli Wyss zum Vorbild für die junge Bergsteigergeneration.
Toni Hiebeler, Stuttgart
Quelle: Der Bergsteiger Heft 02 November 1953, Seite 12 -13

Quelle: SAC Die Alpen 1954, Seite 20 f

Wyss Ulrich "Uli", * Zürich (Schweiz), + Eiger-Nordwand (Absturz wenige Meter unterm Gipfelgrat)
1943 Viele Klettertouren an den Kreuzbergen, (Alpstein,Schweiz)
1945 Best.Matterhorn,4478m, (Walliser Alpen)
1947 2.Beg.Piz Cengalo-Nordwestpfeiler (Cengalopfeiler) "Gaiser-Lehmann",VI-/A1,1050 KM,3370m, (Bergell)
1948 Beg.Civetta-Nordwestwand "Solleder-Lettenbauer",VI/A1,1100 HM,3218m, (Civetta,Dolomiten)
1951 Beg.Große Zinne Nordwand "Comiciführe",VI+,400 HM,2999m, (Sextener Dolomiten)
1951 Beg.Kleinste Zinne-Südwand "Cassin",2700m, (Sextener Dolomiten)
1951 Beg.Schüsselkarspitze-Südostwand,2551m, (Wettersteingebirge)
1951 1.Beg.Pflunspitzen-Nordgipfel-Südwestgrat,IV-V,350 HM,2916m, (Ferwall)
1951 1.Beg.Pflunspitzen-Südgipfel-Südwestgrat,V,350 HM,2916m, (Ferwall)
1951 1.Beg.Pflunspitze-Vorgipfel-Südwestkante,V,350 HM,2916m, (Ferwall)
1951 1.Beg.Pflunspitzen-Vorgipfel-Direkte Westwand,IV+,350 HM,2916m, (Ferwall)
1951 Beg.Maukspitze-Westwand,400 HM,2231m, (Wilder Kaiser)
1951 Beg Fleischbank-Südostwand-Südostverschneidung "Moser-Weiß",VI/A1,300 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1951 Beg.Christaturm-Ostwand "Direkte Ostwand",2170m, (Wilder Kaiser)
1951 1.Winterbeg.Sulzfluh-Südwestwand "Stanekführe",2818m, (Rätikon)
1952 Beg.Oberreintaldom (Teufelsturm)-Nordwand "Schließler-Führe",VI/A1,2371m, (Wetterstein)
1952 11.Beg.Großes Mühlsturzhorn-Direkte Südkante,VI+,2234m, (Berchtesgadener Alpen)
1952 6.Beg.Torre di Valgrande-Nordwestwand "Carlesso-Menti",VI/A2,400 Hm,2715m, (Civetta)
1952 6.Beg.Tofana di Rozes-Direkte Südwand "Tissiführe",VI,400 HM,3225m,
(Ampezzaner Dolomiten)
1952 6.Beg.Dachl-Roßkuppen-Nordverschneidung "Totesverschneidung",VI+,350 HM, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1952 Beg.Piz Badile-Nordostwand "Cassin",V+/A0,900 HM,3308m, (Bergell)
1952 14.Beg.Grandes Jorasses-Nordwand "Walkerpfeiler",VI/A1,1200 HM,4208m, (Montblancgebiet)
1952 Überschreitung Aiguille Tacul und Periadesgrat, (Montblancgebiet)
1953 1.Winterbeg.Bergseeschijen-Südgrat,V+,290 HM,2819m, (Urner Alpen)
1953 Beg.Grand Pic-de-la Meije-Direkte Südwand,VI-,3983m, (Dauphiné)
1953 7.Beg.Aiguille Noire-Direkte Westwand "Ratti-Vitali",VI+,700 HM,3772m, (Montblancgebiet)
1953 Beg.Cima della Busazza,1000 HM,2894m, (Civettagruppe)
1953 Beg.Torre Venezia-Südwand "Tissi",V,450 HM,2337m, (Civettagruppe)
1953 Beg.Kleine Zinne-Südkante "Gelbe Kante",VI-/A1,350 HM,2857m, (Sextener Dolomiten)
1953 Beg.Punta di Frida-Südostwand "Del Vecchio",2792m, (Sextener Dolomiten)
1953 Beg.Große Zinne-Westwand "Dülfer",V/A0,250 HM,2999m, (Sextener Dolomiten)
1953 Beg.Punta di Frida-Direkte Südostwand "Comici",VI-,300 HM,2792m, (Sextener Dolomiten)
1953 Beg.Pau de Zucchero-Ostwand
1953 12.Beg.Eiger-Nordwand "Heckmair-Route" mit 1.direkter Beg.Bügeleisen-Spinne,V,1800 HM,3970 m, (Berner Alpen)
Beg.Tofana di Rozzes-Direkte Südwand ab Amphitheater "Stösser",VI-,3225m,(Ampezzaner)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
04.08.1923
Gestorben am:
22.08.1953

Erste Route-Begehung