Wieland Ulrich

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Biografie:
gestorben am Nanga Parbat (Pakistan)

Ulrich Wieland (+)
Unser lieber Berg- und Schikamerad ist als Mitkämpfer bei der Deutschen Himalaja-Expedition am Nanga Parbar geblieben. Seine aufopfernde Mitarbeit beim Erweiterungsbau der Ulmer Hütte, seine glänzenden Leistungen als Bergsteiger und Schiläufer, was er uns als gerader, aufrichtiger Kamerad, was er der Jugend als Vorbild bedeutete, wird in dem Kreis unserer Sektion unvergessen bleiben.
S. Ulm.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1934, Seite 220

Ulrich Wieland (+)
Uli Wieland ist am 9. Juli 1934 oben am Grat des Nanga Parbat in 7200 m Höhe gestorben. Er ist von den drei Kameraden, die am Berg geblieben sind, als erster gefallen.
Zwei Tage vorher lagen wir im Lager VIII in unseren Zelten und waren sicher wie noch nie, am nächsten Tag den Sieg über den ersten Achttausender zu erzwingen. Wir waren so sicher, daß wir den Tag kaum erwarten konnten. Es kam anders, als wir gedacht hatten. Am Morgen hatte das Schicksal gegen uns entschieden. Dichter Nebel lag über der Kochfläche, der Sturm heulte um die Zelte, der Schneestaub wurde in breiter Schicht über den Boden getrieben. Es war so schlimm, daß man im Freien kaum atmen konnte. Die Zeltstangen brachen unter dem Winddruck. Trotzdem wollten wir das Ziel nicht aufgeben; jetzt, wo uns vielleicht noch 4 Stunden vom Gipfel trennten, wollten wir uns nicht kampflos zurückziehen. Wir beschlossen, einen Tag zu warten. Die zweite Nacht war sicher noch schlimmer als die erste; am Morgen dann wieder das gleiche Bild. Manchmal rissen die Nebel, wir sahen die Ostspitzen, über die sich die Schneefahnen jagten. Es war sehr bitter, zu verzichten, wir hatten keine andere Wahl. Der Brennstoff ging uns aus, die Lebensmittel wurden knapp, wir waren durch die Sturmnächte geschwächt, und so mußten wir umkehren. Uli Wieland war als erster auf, er brüllte in unser Zelt, es hätte keinen Zweck mehr zu warten, wir müßten hinunter auf Lager IV. Wir sollten vorausgehen, drei Träger mitnehmen und die Spur legen. Bevor wir uns mit den Trägern anseilten, ging ich noch hinüber ins andere Zelt zu den Kameraden, wo sich die Freunde gerade fertig machten zum Gehen. Wir sprachen noch über den Abstieg, und in uns war die sichere Zuversicht, abends im Lager IV zu schlafen. Nur der Gedanke schmerzte uns, ein drittes Mal den Nanga Parbat angreifen zu müssen.
Es kam anders. Spät am Abend erreichten Aschenbrenner und ich Lager IV, die Kameraden waren nicht nachgekommen. In den nächsten Tagen schneite und stürmte es weiter, wir versuchten vergeblich, den Freunden Hilfe zu bringen. Aus den Aussagen der geretteten
Träger erfuhren wir vom tragischen Schicksal unserer Kameraden. In dem orkanartigen Sturm konnten sie am ersten Tag des Abstieges Lager VII nicht mehr erreichen und mußten unterhalb des Silbersattels im Freien die Nacht zubringen. Am nächsten Tage, beim Aufstieg zum Lager VII, ist dann Uli hinter einer Schneewehe sitzen geblieben, um kurze Rast zu hatten nnd sich vor dem Sturm zu schützen. Er ist eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Kang-Mi, der Schneegott, hat ihn nach dem Glauben der Träger zu sich genommen. Und unsere letzte Hoffnung, den toten Freund zu bergen, ist an der Weigerung der Träger, nochmals in die Hochlager zu gehen, gescheitert, sie wurde in den Neuschneemassen des schlechten Wetters begraben.
Ein schwacher Trost kann es uns sein, daß unser Freund ein leichtes Sterben hatte. Der letzte Schlaf hält ihn hoch oben über den Tälern am Grat des Berges, der sein Schicksal war. Gemeinsames Erleben auf mancher Bergfahrt, die Kameradschaft auf der Himalaja-Expedition 1930 hat ihn mir zum Freund gemacht. Uli Wieland war wie selten einer befähigt, das harte Expeditionsleben zu meistern. Denn auch er war einer aus unseren Reihen, die das Erlebnis am Berg und den Kampf um den Gipfel über alles setzen. So ist es erklärlich, daß es ihn aus verantwortungsvoller und anstrengender Berufsarbeit — er war ein beliebter und hochgeschätzter Ingenieur in den Wieland Messingwerken in Ulm a. d. D. — Immer wieder in die Berge zog, dorthin, wo im harten Ringen um die letzten, höchsten Gipfel unserer Erde gekämpft wird. Seine Organisationsgabe, sein klarer Blick, sein rastloses Arbeiten machten ihn bei seinen Kameraden geachtet; seine Hilfsbereitschaft, sein gütiges Herz, sein offenes Wesen machten ihn bei allen, Bergsteigern wie Trägern, beliebt wie kaum einen anderen. Mit ihm ist ein Mann dahingegangen, von dem man nur Schönes und Gutes sagen konnte, der reinen Herzens war wie selten einer. Keine Arbeit war ihm zu mühsam, auch wenn sie von ihm nicht verlangt wurde, für das Wohl der Expedition gab er immer seine ganze Kraft und sein ganzes Können. Wir haben in ihm unseren besten Kameraden verloren.
Wir, die wir Uli Wieland als Freund in heiteren Stunden und als treuen Kameraden im Kampfe hatten, werden ihn nicht vergessen. Und wenn es doch noch einmal sein sollte, daß oben am Berg die letzte Erfüllung unser wird, dann reichen wir auch Uli Wieland im Geiste die Hand.
Erwin Schneider.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1934, Seite 237

Quelle: Österr. Alpenzeitung 1934, Seite 257 ff

Wieland Ulrich "Uli", * Ulm, + Nanga Parbat
Am 1.April 1924 traversierten der Schweizer Rudolf von Tscharner und der Deutsche Ulrich Wieland, beide Mitglieder des Akademischen Alpen-Clubs Zürich, mit Skiern, den Montblanc von Courmayeur nach Chamonix. Dabei mussten sie sich bei stümischem Wetter mit Schneebretter und Skibruch auseinandersetzen.

1924 1.Skiüberschr.Montblanc von Courmayeur nach Chamonix,4810m, (Montblancgebiet)
1930 2.Best.Jangsang Peak,7483m, (Himalaya,Nepal/Tibet)
1930 Best.Vers.Kangchendzönga über Nordwestsporn bis 6400m,8586m, (Himalaya,Nepal/Tibet)
1934 Teilnehmer Nanga Parbat-Expedition, (Himalaya,Pakistan)
1934 Best.Nanga Parbat bis 7200m,8125m, (Himalaya,Pakistan)
Beg.Piz Balzet-Nordwestgrat,V,2869m, (Bergell)
Quelle: Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
05.06.1902
Gestorben am:
09.07.1934

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