Debelakova-Derzaj Mira Marko

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Biografie:
Debelakova-Derzaj Mira „Marko“ (Pibernik Mira), * Sarajewo (Bosnien und Herzegowina),
später Zara, 1918 Laibach (Ljubljana) (Slowenien), + Ljubljana (Slowenien)

Mira Marko Debelakova, die bekannteste und erfolgreiche slowenische Alpinistin und Bergschriftstellerin, wurde als Mira (auch Miroslav oder Miroslav Marija Stefanija) am 26. Dezember 1904 in Sarajevo (heute Bosnien und Herzegowina) geboren. Ihr Vater war Postangestellter und zog oft mit seiner Familie durch die österreichisch-ungarische Monarchie. Nachdem sie 1918 nach Ljubljana zurückgekehrt war, begann sie, in die Berge zu gehen, und führte 1924 die erste Klettertour durch.
1924 kam sie zum „Skala Tourist Club", und galt als eine der erfolgreichsten Alpinisten zwischen den beiden Weltkriegen. Früh erhielt sie in den Bergsteigerkreisen den Spitznamen Marko. Ihre ersten Kletterversuche machte sie in den Steiner Alpen. 1924 gelang ihr als erste Klettertour in den Julieschen Alpen der direkte nordostseitige Anstieg auf die Rjavina.
Auch schwierigste Ereignisse musste Mira überstehen, wie nach der Erstbesteigung in der Triglav-Nordwand (Skalaška), ihr Mann 50 Meter abstürzte und nur durch die fast übermenschliche Kraft
und Hilfe seiner Frau überlebte.
Mira Marko Debelakova kletterte großartige Routen und machte auch Erstbegehungen als Seilerste. Obwohl sie im renommierten britischen „Alpine Journal“ publizierte, sind die bergsteigerischen Leistungen von ihr nie bekannt geworden. Von 1924 bis 1932 kletterte sie in den hauptsächlich in den Julischen Alpen, den Steiner (Kamniške) und den Karnischen Alpen, den Dolomiten und in Schottland. Mira setzte mit ihrem Eifer für den Alpinismus einen Meilenstein fürs Frauenbergsteigen als Sport ein. Die Leistungen der Debelàkowa waren ihrer Zeit deutlich voraus. Zu ihren bedeutendsten Touren zählte die erste Begehung der Špik-Nordwand im Jahre 1926 mit dem Bergsteiger Stane Tominšek. Sie führte die ganze Tour, suchte eine direkte Linie und ihr gelang eine sehr schöne Route im V. Grad. Diese Führe galt damals als eine der schwierigsten, die eine Frau in den Alpen eröffnete. In Schottland erklomm sie 1937 zusammen mit Ed Deržaj die Nordwand vom Ben Nevis. Insgesamt führte sie etwa 100 alpine Besteigungen, davon 23 Hauptrouten, mehrere Winterbesteigungen und anspruchsvolle Skitouren durch. Sie wurde als erste Frau in den Österreichischen Akademischen Club aufgenommen.
Seit 1925 schrieb sie ihre Aufstiegs- und Bergtouren in Planinski vestnik auf. Sie veröffentlichte das Buch Klettertechnik ( COBISS ) und übersetzte zusammen mit Fanny Susan Copeland, einen kurzen Reiseführer zu den Slowenischen Alpen (1936).
Leider verstarb sie viel zu früh an einer Krankheit und es wurde still um den Namen einer der glänzendsten Kletterinnen aller Zeiten, doch ihre schöne Führe in der hohen Spik-Nordwand bleibt für immer.
Ihre Kletterpartner/innen waren Ehemann Edo Derzaj, Pavel Jesihova, Guerra, De Reggae, Volkar, Krämer, Joža Čop, Martelanc, Franz Rudovsky, Dr. Stane Tominsek, Paula Jesik, Kollnitz, Ing. Sumer, De Reggi und Cernivec.

1924 1.Beg.Rjavina-Direkte Nordwestwand,2532m, (Julische Alpen)
1926 1.Beg.Kaltwasser-Gamsmutter (Cima di Riofreddo)-Südwand,2507m, (Julische Alpen)
1926 1.Beg.Spik-Gerade Nordwand „Debelakova-Tominsek“,V+/A1, 950 HM,2472m, (Julische Alpen) mit St. Tominsek
1926 Alleinbeg.Ojstrica-Nordwestwand "Debelakova-Weg",2350m, (Steiner Alpen)
1926 Beg.Triglav-Nordwand „Fenster-Route",IV,2864m, (Julische Alpen)Paula Jesik,Dr. Stane Tominsek und A. Guerra.
1927 1.Beg.Triglav-Westwand,2864m, (Julische Alpen)
1927 Beg.Triglav-Südwand,2864m, (Julische Alpen)
1928 Beg.Kanjavec-Nordwand,2568m, (Julische Alpen)
1929 Beg.Mangart-Nordkante,2677m, (Julische Alpen)
1929 Beg.Cresta di Brica-Nordwand,2186m, (Dolomiten)
1932 1.Beg.Großer Mojstrovka-Nordwand „Smer Debelakove“,V-,450 KM,2369 m, (Julische Alpen)
mit Sergej Černivec, Mira Marko Debelak, Edo Deržaj in Živko Šumer
1937 1.Beg.Ben Nevis-Nordwand „Slowenischer Weg“,1345m, (Schottland) mit Ed Deržaj
Beg.Monfalcone di Montanaia-Nordostgrat,2548m, (Friaul)
Best.Campanile di Val Montanaia-Ostwand,V-,290 HM,2174m, (Dolomiten)
Winterbeg.Triglav-Nordwand,2864m, (Julische Alpen)
1.Beg.Punta Mantica-Südwand,2508m, (Friuli,Venezia)
1.Beg.(Alleinbeg.)Montasch durch die Clapadorieschlucht im Abstieg,2754m, (Julische Alpen)
1.Beg.Spik Westgrat und Nordwestwand,2472m, (Julische Alpen)
Beg.Visebnik,2050m, (Julische Alpen)
Beg.Kanjavec,2568m, (Julische Alpen)
Beg.Großen Mangart über die Gamsrauft,2677m, (Julische Alpen)
Beg.Cima Barba-Nordwand,
Beg.Cima d’Arada-Südwand,

Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Verheiratet mit Edo Derzaj.
Viele Erstbegehungen, besonders in ihrem Lieblingsgebiet den Julischen Alpen.
Begehung der Spic Nordwand als seilerste am 5. und 6. September 1926 mit St. Tominsek.
Erste Begehung der "Fenster-Route" in der Nordwand des Triglav (2863m) am 15. August 1926 mit Paula jesik, St. Tominsek und A. Guerra.
Erste Begehung der Nordwestwand der Ojstriza (2349m) am 17. September 1926.
Zu ihrem Gedenken wurde wurde der "Debelakova-Weg" auf die Ojstrica nach ihr benannt.
Gefährte war u.a. ihr Ehemann Derjaj, Franz Rudovsky, St. Tominsek, Paula Jesik, u.a.

M. M. Debelakova-Derzaj (+)
Wie man erst jetzt erfährt, wurde die noch junge Alpinistik der Slowenen von einem unersetzbaren Verlust betroffen. Marko Debelakova-Derzaj, die Bezwingerin zahlreicher Juliergipfel, von ihren Tourengefährten als „die beste Bergsteigerin ihres Heimatlandes“ gerühmt, verschied am 27. September 1948 in Laibach, erst 40 Jahre
alt. Der Tod, dem sie so oft auf ihren kühnen Fahrten furchtlos ins Auge geblickt, erlöste sie von ihren qualvollen Leiden, die — so sagt ein Bericht — „nur eine Frau vom Format der Verblichenen so heldenhaft tragen konnte.“
Schon als Mädchen erregte sie ob ihrer bewundemswerten Kletterkunst die Aufmerksamkeit der alten alpinen Juliergarde und wurde so auch der Liebling des Erschließers dieser Bergwelt, Dr. Julius Kugy, in dessen
„Bude“ in Wolfsbach die anmutige Laibacherin mit ihren Getreuen regelmäßige Gäste waren, wenn wieder zur Pellarinihütte am Wischberg emporgestiegen wurde. Ihrer so gewandten Feder entsprang auch der poesieverklärte slowenische Text des Liedes vom Julierherrn (Kugy-Hymne), welches dem berühmten Erschließer der Julischen Alpen anläßlich des 60. Gedenktages der ersten Ersteigung des Suhiplas (24. August 1880) gewidmet wurde und schon seit Jahren für die Trentaner ein echtes und rechtes Volkslied geworden ist. Von ihren bedeutendsten Erstlingsfahrten seien hervorgehoben: Der von ihr so gerne „mein Berg“ genannte Spik über die ungeheure Nordwand, den sie mit ihrem späteren Gatten Edo Derzaj als Führende in direktem Anstieg bezwang. Weiters seien angeführt: Spik Westgrat und Nordwestwand; die Nordwand der Großen Mojstroka, des Visebnik und des Kanjavec sowie des Großen Mangart über die Gamsrauft, durchaus Fels￾abstürze, die zu den großartigsten in den Ostalpen zählen.
Zu ihren ständigen Begleitern zählten außer Edo Derzaj, Cop, Tominsek, Kollnitz, Ing. Sumer, De Reggi und Cernivec. Die Verblichene war auch eine der gewandtesten Hochgebirgs-Skiläuferinnen.
Wie aufopfernd sie sich für ihre Gefährten einsetzte, bewies sie geradezu heroisch bei dem Unheil, das ihrem Seilgefährten und späteren Gemahl Derzaj in den Triglav- Nordwänden widerfuhr. Da war es nur ihre Geistesgegenwart, Willensstärke und unbeugsame Ausdauer, die es ermöglichten, den Schwerverletzten zur Aljaz-Hütte in der Vrata zu bringen.
Ihre Erlebnisse schilderte sie auf das Lebhafteste in den Augustheften der „österreichischen Alpenzeitung“ 1931 und 1933. Sie erschien auch zu Vortragsabenden in Wien und Salzburg und wurde nach ihren temperamentvollen Ausführungen kameradschaftlich gefeiert.
Ihre Bergheimat und große Liebe waren die Julier, wo sie nach ihren Worten Jahr für Jahr die wonnigsten Stunden ihres Bergsteigerlebens genossen hatte. Es darf daher nicht wundernehmen, daß sie ihre begeisterten Schilderungen in die Worte ausklingen ließ: „Nun wird man vielleicht verstehen, warum ich nicht in den Himmel kommen will, wenn dort oben keine Julier aufragen.“
-gg-
Quelle: Berge und Heimat 1950, Heft 3 März 1950, Seite 099-100

Abschied von einer Bergsteigerin
Es muss etwas Besonderes um eine Frau sein, in deren Tourenbuch soviel neue Bergfahrten stehen wie in jenem der jugoslawischen Bergsteigerin Mira Marko Debelakova-Derzaj. Ihr Name war nicht nur in ihrer Heimat, sondern besonders auch bei den österreichischen Bergsteigern hoch geachtet und wenn nun mit aufrichtigem Bedauern davon gesprochen werden muss, da diese Frau am 27. September 1948 einem schweren Leiden erlag, das sich nach der Geburt ihres Sohnes einstellte, so geschieht dies nur deswegen erst heute, weil diese bittere Nachricht erst jetzt den Weg über die Grenzen zu uns fand.
Frau Debelakova, deren Vorträge im Österreichischen Alpenklub besonders geschätzt waren und die ihren Namen durch hervorragende Aufsätze in die alpine Literatur eintrug, wurde im Jahre 1904 in Sarajevo geboren. Bis zu ihrem 14. Jahr lebte sie in Zara, um 1918 dann nach Laibach zu übersiedeln. Ihre ersten Kletterversuche machte sie in den Steiner Alpen. 1924 gelang ihr als erste Klettertour in den Juliern der direkte nordostseitige Anstieg auf die Rjavina. Zahlreiche erste Fahrten machten ihren Namen bald bekannt, so zum Beispiel die Durchkletterung der Ostwand des Razor, eine neue Variante der Triglav-Nordwand, die Bezwingung der Nordwest-Wand der Ojstrica in den Steiner Alpen. Noch eine ganze Reihe anderer Erstbesteigungen wären zu nennen, doch erscheint es uns wesentlicher z betonen, dass diese Bergsteigerin, die ihren abstürzenden Mann in der Triglav-Nordwand rettend am Seil hielt, trotz ihrer schweren Touren und ihres harten Ringens um die Berge eine warmherzige, liebenswerte Frau blieb.
Eine begabte Künstlerin und ausgezeichnete Bergsteigerin hat der Tod abberufen. Wir können nur hoffen, dass ihr der Abschied von dieser Welt eine Erlösung von ihrem Leiden war. Ihre Bergkameraden werden immer wieder von ihr sprechen.
Quelle: Der Bergkamerad 1950 1. April, Heft 26, Seite 404

Quelle: Mitteilungen des DAV 1950, Seite 43
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1950, Seite 55
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 4, Seite 18 f
Quelle; Mitteilungen des DAV 1979, Seite 296 und 317
Quelle: Jugend des DAV 1964, Seite 140 ff

Geboren am:
26.12.1904
Gestorben am:
27.09.1948