Gruber Karl
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Biografie:
Dr. Karl Gruber (+)
Am 18. Juni starb in München Prof. Dr. Karl Gruber, a.o. Prof. an der Technischen Hochschule, im 46. Lebensjahre an den Folgen einer schweren Krebserkrankung, vor denen er durch eine Operation nicht mehr zu retten war. In Dr. Karl Gruber verliert der deutsche Schilauf einen seiner besten Männer, einen seiner verdientesten Vorkämpfer. Dr. Grubers eigene Anfänge als Schiläufer fallen mit denen des sportlichen Schilaufs in Deutschland; der von den Schwarzwaldbergen seinen Ausgang nahm, zusammen. Er war in jenem Kreis von Gymnasiasten und Studenten aufgewachsen, aus denen der Akad. Schi-Club Freiburg hervorgegangen ist. Die Namen der Freunde jener frühen Gemeinschaft: Paulcke, Henry Hoek, de Beauclair, die Brüder Rudolf und Bruno Biehler, A. Walter, O. D. Tauern etc. sind nicht weniger, bekannt und mit dem deutschen Schisport als Träger von Meisterschaften oder als Leiter der Vereinsgeschicke verwachsen wie der Name Dr. Grubers. Seit jenen, fast 30 Jahre zurückliegenden Tagen ist Gruber bis, in die jüngste Zeit dem Sport und im besonderen dem alpinen Schilauf mit immer gleich reger Anhänglichkeit treu geblieben: Sowohl als aktiver Schiläufer, der sich einst am Feldberg als erster Deutscher neben den ihm meist in enger Freundschaft verbundenen Norwegern (Nilsen, Aars, Harald und Trygve Smith, Heyerdal, Leif Berg, Björnstad und später Thorlief Aas), die seine Lehrmeister waren, als Sieger in der Sprunglaufmeisterschaft ausgezeichnet hatte, und bis in die letzten Jahre oftmals in der „Altersklasse" bei Lang- und alpinen Abfahrtsläufen, (in denen er über eine von der älteren" Generation kaum überbotene Meisterschaft verfügte) .startete, wie als winterlicher Hochtourist und vor allem in seinen nimmermüden Bemühungen - innerhalb der Schiverbände und Vereine. Nicht nur, daß Gruber mit seinen Freunden den Freiburger A.S.C. und damit den Schwarzwäldschilauf nach München und in die Berge verpflanzte, in München den Akad. Schi-Club, einen allezeit führenden Schiverein, gründete, der den ersten öffentlichen Schikurs in den Bergen abhielt, der das Schiparadies des „Sudelfeldes" entdeckte, dessen Mitglieder (Dr. Gruber und Prof. Paulcke) im Jahre 1902 für den D. u. Oe. A. V., den ersten Bergführer-Schilehrkurs abhielten, der den ersten alpinen Schiführer (an dem Dr. Gruber besonderen Anteil hatte) herausgab, auch den werdenden großen Verbänden widmete er sein dauerndes Interesse. Er war Mitbegründer des Mitteleuropäischen und des Deutschen Schiverbandes, in dem er bald als Sportwart, dann als Referent für die Veröffentlichungen und später als 2. Vorsitzender tätig war. Dem S.C. Schwarzwald und vor allem dem Bayerischen Schiverband den er in letzter Zeit als Vorsitzender leitete, sowie dem Münchner Schiegau und dem mit seiner Initiative geschaffenen Verband zur Förderung des sportlichen Schilaufs galt seiner opferbereite Hingabe. Dr. Gruber war Sportsmann durch und durch, in seinem Beispiel, in seinem Denken und in seinem von echter, Begeisterung erfüllten, Handeln. Dabei war er, aber ein Mann, der nie aus seiner Person ein Wesen machte, den nur der Gedanke, mit Rat und Tat der großen Sache dienen zu. können, aus seiner, Zurückhaltung, die oft wie Schüchternheit wirkte, heraustreten ließ. Der große, blonde, jugendlich aussehende, immer frisch-rotwangige Mann, erschien als beneidetes Beispiel blühender sportgestählter Gesundheit. Es ist erschütternd, daß gerade ihn die tückische, fürchterliche Krankheit fällen mußte und ihn jäh und unerbittlich aus den vielen Kreisen, die er sich geschaffen oder die sich um ihn als den lebenden Mittelpunkt gebildet hatten, riß: Vom glücklichen Kreis seiner Familie angefangen über den „Asem" (dessen frischer, froher, treuer „Haupt-Mann" er war), über den
B.S.V., D.S.V. bis zu dem suchenden, vielangegriffenen Forscherkreis, der sich die Aufgabe gestellt hatte, Licht in die occulten. unserem Wissen noch entzogenen Dinge zu bringen. Viel verlor die Wissenschaft an ihm, der über seinen Lehrauftrag als Zoologe und Biologe hinaus als unabhängiger, um herabsetzende Kritik unbekümmerter Mann, auch seine Studien und Experimente auf dem Gebiet der Tierpsychologie und der umstrittenen Parapsychologie, der auch seine letzte große Bucharbeit gegolten hat, sich einen viel beachteten, oft zitierten Namen machte.
Grubers Wirken und Bedeutung als Bergsteiger — er gehörte der Sektion Bayerland, dem Akad. Alpenverein München, dem Oe.A.K. und dem SA.C. an — ist aufs engste mit seiner Schipioniertätigkeit verbunden. Besondere Touren oder Neuersteigungen, die Aufsehen erregt hätten — abgesehen von einigen Neutouren im Ferwall: Mit O. Sohm einen neuen Aufstieg am Patteriol, Ostwand der Küchelspitze, einige Neuanstiegen der Bergeller Forno- Albignagruppe (1926) — hat er nur wenig gemacht, wohl aber manchen Gipfel, den heute zur Winterszeit Tausende besteigen, als erster oder einer der ersten mit Schiern sich erobert. Mit beneidenswerter ausdauernder Gleichmäßigkeit führte er Jahr für Jahr im Sommer wie im Winter schwere und leichte Türen in den verschiedensten Gruppen durch und war einer der besten Kenner der westlichsten Ostalpenberge und, der anschließenden Westalpengruppen, die er von der ihm gehörenden Schihütte bei Sils im Engadin aus regelmäßig durchstreifte. Er, der Meister schwerer Abfahrten, hatte sich namentlich eine hervorragende Kennerschaft über die alpinen Gefahren, insbesondere die winterlichen, erworben. Aber seine Tourenerfolge hat er nie an die große Glocke gehängt. Sie hatten letzten Endes nur für ihn selbst Bedeutung, denn, seiner Einstellung nach war der Sport für die Masse, der Berg aber für den Einzelnen bestimmt, für den, der es verstand, so fest und innig mit ihm zu verwachsen, wie der Mann, den wir hier betrauern, der Mann, dessen Bild keiner aus dem Gedächtnis verlieren wird, der ihm jemals begegnet ist.
W. S.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1927, Seite 183-184
Prof. Dr. Karl Gruber (+)
Wenige Monate vor seinem Tode machte Gruber noch große Turen im Engadin, sogar einige Erstersteigungen, schien er die Gesundheit selber zu verkörpern. Sein lebenbejahender Optimismus hielt die Krankheit nieder, bis der vom Todeskeim erfaßte Körper dem Willen nicht mehr gehorchte. Nach einer ersten schweren Operation ging Gruber in das Engadin und genoß hier bei rascher Erholung noch einmal die Sonne des Hochgebirges und die Freuden des Skilaufs. Dann aber überstürzte sich die Entwicklung der Krankheit, und nach einer zweiten Operation und nach Wochen größter Leiden und Schmerzen, die Gruber ohne Klage ertrug, verschied er am frühen Morgen des 18. Juni 1927.
Gruber studierte Medizin, machte seinen Doktor, widmete sich aber einige Jahre später der Zoologie und besonders der Vererbungslehre, über die er an der landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule München gelesen hat. In den letzten Jahren beschäftigte er sich jedoch hauptsächlich mit der Erforschung der noch ungeklärten Kräfte, die im Menschen verborgen zu sein scheinen, der Parapsychologie. Ungeachtet der Anfeindungen und der Gefahren, die sein Name als Hochschullehrer lief, verfolgte er unbeirrt den Weg der Forschung auf diesem Gebiete.
Gruber war begeisterter Bergfreund. Extreme Turen lagen ihm nicht, er hat sie auch nie angestrebt, obgleich er ein glänzender Geher und guter Kletterer war. Ihn freute der Alpinismus in seiner ursprünglichsten Gestalt, frei von jeder Rekordjägerei, dafür erfüllt von Freude an der Natur. Er fand mehr Befriedigung daran, eine schwere Wand durch Ausnützung ihrer schwachen Stellen zu durchsteigen, in die verborgenen Geheimnisse der Schluchten, Risse und Bänder zu schauen, als einen möglichst direkten Aufstieg zu erzwingen.
Im Winter widmete er sich dem Skilauf, in dem er als einer seiner Pioniere stets eine führende Rolle gespielt hat. 1904 errang er als erster Deutscher am Feldberg die Meisterschaft im Sprung-lauf. Seine besondere Stärke war jedoch das Fahren im Gelände, darin wurde er nie überflügelt, war er bis zuletzt Vorbild und Lehrer für Alt und Jung.
Als der Krieg ausbrach, ließ sich Gruber voll jugendlichen Sinns, obgleich er schon 32 Jahre alt war, nicht als Arzt, sondern als Kriegsfreiwilliger bei dem Infanterie-Leib-Regiment ausbilden und war begeisterter Rekrut. In das Feld ging er dann als Arzt und war viel an der Front. In den Dolomiten stellte er seine Bergkenntnis in den Dienst von Vaterland und Volk und ging als Arzt freiwillig sogar Patrouillen mit und gab hierbei den nicht immer berggewohnten Leuten alpinen Rat und alpine Hilfe.
Vielseitige und reiche Begabung, seine Eigenart, allem Geschehen immer die gute Seite abzugewinnen, sein freudiger Optimismus, die Natürlichkeit seines ganzen Wesens sicherten Gruber Freunde und Gefolgschaft in allen Schichten des Volkes — und trauernd steht eine große Gemeinde am Grabe des Freundes.
München, 19. November 1927.
Arno Kirschten.
Quelle: Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1926/27, Seite 3-4
1902 1.Beg.Küchelspitze-Ostwand,3147m, (Ferwallgruppe)
1.Beg.Patteriol-Nordwand "Sohm-Gruber-Führe",3059m, (Ferwallgruppe)
Geboren am:
1881
Gestorben am:
18.06.1927
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