Wintersteller Bruno

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Biografie:
Wintersteller Bruno
Dem einbeinigen Bergsteiger Bruno Wintersteller ist es im Mai gelungen, von Chamonix aus in zwei Tagen den Montblanc zu ersteigen. Nach einer Notiz im "Münchner Merkur" erfolgte die Ersteigung mittels Krückenskis. Aufstieg zu Fuß von Chamonis bis Grand Mulets, am nächsten Tag über den Bossesgrat zum Gipfel und Abfahrt bis zur Schneegrenze (2500m).
Quelle: Der Bergkamerad 1949/50, Heft 2, Seite 15

Beim Abfahrtslauf vom Wagrainer-Haus kam 1946 Bruno Wintersteller aus Eben im Pongau zu Sturze, als dessen Folge ihm ein Bein abgenommen werden mußte. Eineinhalb Jahre später aber war er bereits wieder Bergsteiger und Schiläufer und konnte auf eine Fülle der stolzesten Bergerfolge zurückblicken. Im extremen Fels erschloß er neue Führen auf die Große Bischofsmütze durch die Südwand (Wintersteller-Kriechbaumriß), auf den Wesselyturm (SüdOstwand) und auf Armkarwand (Südwand) im Gosaukamm. Im Dachsteingebiet durchkletterte er die Südwestverschneidung des Hochkesselkopfes, die Eiskarspitze-Nordwand, überschritt alle acht Türme der Hohen Schneebergwand und zeigte in den mauerglatten Felsfluchten des Wilden Kaisers mit der Durchkletterung der Vorderen Karlspitze-Ostwand, der Direkten Ostwand des Christaturmes und der klassischen Felsfahrt der Fleischbank-Ostwand so recht sein Können. In den Zentralalpen betrat er eine stattliche Anzahl Dreitausender. Als Krönung seiner Willensstärke und Ausdauer führte er 1949 eine Schibergfahrt auf den Montblanc. Er ist ohne Zweifel der erste einbeinige Schiläufer, der mit Krückenschi den höchsten Berg der Alpen erstieg. Im Sommer 1949 und 1950 bereicherte er seine hervorragenden Leistungen um große Fahrten im Wallis usw... Dent-Blanche (Viereselgrat), Matterhorn-Zmuttgrat (Abstieg Schweizergrat), Monte-Rosa-Nordend und Dufourspitze, große Längsüberschreitung des Montblanc (5 Viertausender) ja sogar die gefürchtete Meije in der Dauphiné.
Quelle: Berge und Heimat 1950, Heft 11 November 1950, Seite 372

Quelle: Jugend im Alpenverein 1961, Heft 2, Seite 3f

Bruno Wintersteller
* 5. Februar 1925 - (+) 10. Dezember 1996 (Klubmitglied seit 11. Dezember 1947)
Bruno Wintersteller war als Bergsteiger eine außergewöhnliche Erscheinung.
Schon vor seinem tragischen Schiunfall im Winter 1946 war er ein hervorragender Mann in Eis und Fels sowie als Schirennläufer. Seine Persönlichkeit wurde aber vor allem durch seine Behinderung geprägt.
Der völlige Neubeginn als Oberschenkel-Amputierter war für ihn eine Herausforderung, deren Größe heute nur schwer zu beurteilen ist, da der Behindertensport und die Hilfen zur Problemlösung nach dem Krieg noch in den Kinderschuhen steckten und wenig oder keine sachgemäße Unterstützung für die Versehrten zur Verfügung stand.
Bruno Wintersteller mußte seinen Weg selbst finden und er schaffte es. Er entwickelte in Eis und Fels eine Fertigkeit, die ihn in Verbindung mit seiner großen Ausdauer zu Erfolgen führte, die niemand für möglich gehalten hätte. Er hat mit seiner Tätigkeit als Bergsteiger, Schirennläufer und Ausbildner vielen behinderten Mitmenschen Wege zu neuen Werten eröffnet und ihnen mit seinem Beispiel den Glauben an das Leben wieder gegeben.
Für die meisten seiner Weggefährten war es nicht immer leicht, mit ihm mitzuhalten. Auch im Verständnis füreinander traten bisweilen Schwierigkeiten auf, was im Umgang mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten keine Seltenheit ist. Es ist nicht annähernd möglich, seine großen bergsteigerischen Leistungen im einzelnen zu würdigen. Seine Begeisterung und sein rastloser Unternehmungsgeist haben eine derart große Fülle von Leistungen hervorgebracht, daß diese schwer überschaubar sind. Die nachfolgende Erwähnung von Bergfahrten, die er als Versehrter mit vielen Gefährten im Sommer und Winter ausführte, kann nur ein Streiflicht sein.
Schon 1947/48 führte er vorwiegend im Gosaukamm und Wilden Kaiser schwere Felsfahrten wie: Fleischbank O-Wand, Christaturm O-Wand, Karlspitz O-Wand, Bauernpredigtstuhl W-Wand, Totenkirchl W-Wand, Leuchsturm S-Wand und viele andere durch.
Ab 1949 war Bruno Wintersteller auch in den Westalpen im Sommer und Winter unterwegs.
Mehrmals Mont Blanc, unter anderem Brenvaflanke im Sommer und auch eine Schiersteigung im Winter. Bis zu den Sechzigerjahren hatte er bereits alle Westalpengruppen besucht und die Mehrzahl aller Viertausender bestiegen. Im Kaukasus hatte er am Elbrus und Kasbeck Erfolg, im Hindukusch erstieg er alle drei Gipfel des Noshaq und zur Spätlese war er noch in Afrika und Südamerika alpin erfolgreich.
Auch nach der Aufgabe seiner aktiven Bergsteigertätigkeit blieb Bruno Wintersteller vielseitig interessiert, machte große Reisen und nahm noch immer Anteil am alpinen Geschehen. In den letzten Jahren wurde es ruhig um ihn. Wenn man den Bogen von dem Zeitpunkt spannt, an dem durch seinen Unfall ein "AUS" unabwendbar schien, und dem Tag, an dem wir an seiner Bahre standen, können wir im Rückblick sagen, es war ein außergewöhnlicher Lebensweg, auf dem ihn Angehörige und Gefährten auf seinen Fahrten jeweils ein Stück begleiten durften.
Christian Pachler
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1997, Folge 1532, Seite 27-28

Wintersteller Bruno, Gmunden, Salzburg Taxham
1941 1.Beg.Schartenmanndl-Südostwand,2134m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1942 2.Alleinbeg.Nördlicher Manndlkogel-Nordkante,250 HM,2251m, (Dachsteingebirge)
1942 1.Beg.Steigkogel-Nordwestwandriß,1804m, (Dachsteingebirge)
1946 1.Beg.Große Bischofsmütze -Südostkante,VI,2455m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1946 1.Beg.Große Bischofsmütze-Südwandtrichter „Ausstiegsvariante",2455m,
(Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1946 1.Beg.Große Bischofsmütze-Direkte Westwand, 2455m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1946 1.Winterbeg.Große Bischofsmütze-Südverschneidung,2455m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1946 1.Winterbeg.Große Bischofsmütze "Schneiderführe",2455m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1946 1.Beg.Mützenmanndl-Südostkante,2411m, (Dachsteingebirge)
1946 1.Beg.Angerstein Südgipfel-Westwand,2080m, (Dachsteingebirge)
1947 1.Beg.Kleine Bischofsmütze-Südostwand "Auf den 1. Gipfelzacken",2428m, (Dachsteingebirge)
1947 1.Beg.Armkarwand-Südwand,2348m, (Dachsteingebirge)
1947 1.Beg.Mützenmanndl-Rechter Südwandriß,2411m, (Dachsteingebirge)
1948 2.Beg.Große Bischofsmütze-Direkte Nordwand "End-Dubowy!,VI/A2,450 HM,2455m,
(Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1949 Skibest.Montblanc von Charmonix über Bossesgrat,4807m, (Montblancgebiet)
1963 Beg.Montblanc-Brenvaflanke,4807m, (Montblancgebiet)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu



Geboren am:
05.02.1925
Gestorben am:
10.12.1996

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