Kuchler Sepp (Josef)
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Biografie:
Sepp Kuchler (+)
Am 7. Februar ist in Munchen nach plötzlichem schwerem Leiden ein echter Bergsteiger gestorben, ein Bergsteiger, von dem Ernst Jenny in „Andreas Fischers Hochgebirgs-Wanderungen" sagt: „Möge es immer wieder Männer geben, bei deren Eintreten in ein Bergsteigerasyl der Lärm sich dämpft und die ungefragte Frage geht: Wer ist es? und die ungesprochene Antwort: Ein Seltener, horcht auf, wenn er spricht; denn er geht ungewöhnliche Pfade, und seht, wie seltsam seine hellblauen Augen leuchten und hört, wie weich und schön seine Stimme tönt und laßt uns schweigen, wenn er schläft." Nun hat der Freund seine letzte große Bergfahrt angetreten. Im Jahre 1907 gelang den „Bayerländern" Josef Kuchler, Eugen Oertel und Wolfgang Wagner die erste führerlose Skiersteigung des Montblanc, und 1939, in seinem 62. Lebensjahre, durchstieg Kuchler noch die Dachstein-Südwand auf der Steinerroute in knapp 6 Stunden, wobei ihm junge Seilschaften erstaunt den Vortritt lassen mußten. Dazwischen liegen weit über tausend Sommer- und Winterbesteigungen, von denen einige der bedeutendsten herausgegriffen seien:
1906 Überschreitung der Barre des Ecrins und der Meije, letztere biwaklos an einem Tag von Promontoire nach La Grave; 1909 Dent du Géant im Alleingang (!); 1913 Grivola, Erstersteigung des Grates Punta Crevasse—Grivoletta mit zwei Biwaks; Winterersteigungen von Piz Bernina, Piz Palü, Monte Rosa, Grand Combin usw., sowie 1932 3. Winterersteigung der Barre des Ecrins (als Fünfundfünfzigjähriger!); im Fels: 1905 1. führerlose Überschreitung der Großen Zinne und 5. Durchkletterung der Zwölferkofel-Nordostwand; als Sechziger Wetterkante, Grundübelhorn-Südkante, Gran Pilaster der Pala di San Martino usw. Er war in den Ost- und Westalpen zu Hause wie wenig andere, und er konnte auf einem Voralpenhügel ebenso überglücklich sein wie auf einem schwer erkämpften Hochgipfel. Wir, die wir mit ihm gewandert und gestiegen sind, wissen um seine Ehrfurcht und Begeisterung, mit der er der Natur gegenübertrat, nie hat sein Fuß mutwillig einen Käfer, eine Blume zertreten. Es dürfte kaum eine Alpenpflanze geben, die er nicht — auch mit ihrem botanischen Namen — kannte. Wir haben alle gelernt von ihm: Wie man ein Bergsteiger wird, wie man steigt, wie man schweigt und wie man ein schweres Ziel erringt. Er war als Mensch ein Feuergeist und allem Edlen und Schönen zugetan, und als Bergsteiger eine einmalige, ungewöhnliche Erscheinung. Oft hat er gewarnt: Wenn du was schreibst über mich, dann ist's aus mit der Freundschaft. Sepp wird mir diese Zeilen verzeihen. Nun müssen wir ohne ihn steigen, aber wir werden Zwiesprache halten mit ihm in Wänden und Schluchten, bis er uns im Echo Antwort gibt. Wo immer wir wandern und weilen, Sepp wird bei uns sein, bis einst wir ihm auf seiner großen Fahrt folgen werden.
Jos. Jul. Schätz im Namen der Freunde.
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, Deutscher Bergsteigerverband im NS. Reichsbund für Leibesübungen 1939-40, Heft 6, Seite 106
Gestorben am:
07.02.1940
Erste Route-Begehung