Wellenkamp Jürgen

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Biografie:
geboren in Bad Reichenhall (Deutschland)
gestorben in Morbegno (Italien)

Jürgen Wellenkamp (+).
Einer unserer hoffnungsvollsten und erfolgreichsten Nachwuchsbergsteiger ist am 20. Juli beim Abstieg von der Zocca-Kante im Bergell abgestürzt und an den Folgen der erlittenen schweren Kopfverletzung gestorben. Angehörige und engste Freunde beerdigten ihn in Morbegno. Das deutsche Bergsteigertum hat einen schmerzlichen, unersetzlich erscheinenden Verlust erlitten. Auch der Deutsche Alpenverein, 'der Jürgen Wellenkamp für seine Jugendarbeit gewinnen wollte. Seine bergsteigerische Laufbahn ging steil bergauf. Schwierigste Fahrten in den Ost- und Westalpen (Grands Charmoz - Nordwand, Eiger - Nordwand), Winterbegehungen (Dülferriß, Fleischbank-Ostwand) wiesen ihn als Expeditionsmann aus. Seine Erfolge in den Anden und im Himalaja (Annapurna IV, 7425 m) sind bekannt. Als Schriftsteller berechtigte der 25jährige Mathematik-Student aus Bad Reichenhall zu großen Hoffnungen. Was er schrieb, war eine Mischung von Tat und Traum, von Handeln und Denken.
Quelle: DAV Mitteilungen 1956, Heft 8, Seite 142

Quelle: Der Bergkamerad 1955/56, Seite 640
Quelle: Der Bergkamerad 1955/56, Seite 649
Quelle: Der Bergsteiger 1956/57, Seite 47f


JÜRGEN WELLENKAMP
Jürgen Wellenkamp ist am 22. 7. 1956 in seinen Bergen tödlich abgestürzt. Auf seinem Grab in Morbegno im Addatal liegt der Pickel, der ihn im Himalaya begleitete.
Es ist müßig, über das Schicksal zu grübeln und über die Zufälligkeiten, zu berichten, die zu diesem Sturz geführt haben, aus dessen Dunkel er nicht mehr zu Bewußtsein kam und nach acht Tagen an einem Schädelbasisbruch starb. Ihm, der Schwerstes unternommen hatte, wurde ein verhältnismäßig leichter Weg beim Abstieg vom Piz Zocca im Bergell zum Verhängnis.
Eine eigenartige Mischung von Kräften hat auf seinen Lebensweg eingewirkt. Schon früh wurde er auf sich selbst gestellt. Seine Intelligenz ermöglichte ihm ein Studium, das durch Stipendien finanziert wurde.
Seine bubenhafte Unbekümmertheit half ihm über die Engpässe der materiellen Seite seines Lebens hinweg. Jürgen konnte sehr anspruchslos sein, nicht nur auf Expeditionen und in den Bergen. Und doch — oder gerade deshalb — wünschte er sich, mit vollen Händen in die Fülle des Lebens greifen zu können. Solche Tage genoß er bis zur Neige, ohne Sorge für das Kommende.
Es mag sonderbar klingen, daß Jürgen einsam war; er, der mit jedem Fremden, wenn es gerade kam, am Seile ging. Und doch, selbst sein Expeditions-tagebuch enthält nicht allzu viele Stellen, an denen er aus sich herausging, in denen er sein Fühlen und Empfinden bloßlegt vor sich selbst.
Jürgens Gedanken liefen in festen Bahnen. Aber dann und wann konnten sie auch Kapriolen schlagen, Ohne daß er sich dessen bewußt wurde. Jürgen war kompromißlos und von einer Härte, die manchmal weh tat. Mit ihm zusammen zu sein, mit ihm befreundet zu sein, war oft nicht leicht. ,Wer Jürgen am Berg erlebt hat, weiß, wie hart er auch hier war. Er liebte schnelle Entscheidungen, und 'wenn diese gefallen waren, handelte er danach, auch wenn sie das Äußerste von ihm verlangten.
Die bergsteigerische Entwicklung Jürgens war stetig und zielgerichtet, sieh immer mehr steigernd. Sein erstes Bergtagebuch beginnt im Mai 1944. Damals war Jürgen 13 Jahre alt. Erstaunlich ist die Vielzahl der Touren und Wiederholungen. Bemerkenswert erscheint die Systematik der Aufeinander-folge. Eine Bergfahrt ergibt sich aus der anderen, kein Schwierigkeitsgrad wird übersprungen. In dieser Zeit legte Jürgen schon den Grundstein seiner großen Erfahrung im Gebirge.
Eine außerordentliche körperliche Konstitution ermöglichte und unterstützte diese Entwicklung. Parallel dazu ging eine geistige Entfaltung, die Jürgen zu dem profilierten Bergsteiger werden ließ, der er war, der seine Eindrücke auch verarbeiten und mitteilen konnte.
Der Höhepunkt seiner Bergfahrten in den Alpen war die Eigerwand. Die Anden-Expedition nach Peru folgte, mit den ersten Fünf- und Sechstausen-dern. Die Krönung brachte Nepal mit Annapurna IV und Kang Guru und, einer weiteren Reihe von Fünf- und Sechstausendern.
Jürgen hatte großes Geschick, mit den Leuten umzugehen, und bald unter-hielt er sich in Nepali oder Tibetisch genau so unbekümmert wie englisch, französisch, italienisch oder spanisch.
Seine Kompromißlosigkeit, sein eigener Sinn, konnte auch den Sherpas und Kulis nicht verborgen bleiben. Für sie war er bald der Doktok-Sahib, der Sahib mit dem eigenen Kopf.
Jürgens Leben war frühvollendet. Ein steiler Aufschwung hat es zu großen Höhen geführt. Viel wäre von ihm noch zu erwarten gewesen und viel haben wir an ihm verloren.
Fritz Lobbichler
Quelle: Jahresbericht des Akademischen AV München Jahrgang 64/65, 1955-1958, Seite 12-13
Quelle: DAV Mitteilungen 1976, Seite 247

Jürgen Wellenkamp erfüllte sich zusammen mit seinen Kameraden, Steinmetz am Pfingstmontag 1955 einen Lebenstraum. Als erste Menschen erklommen sie bei strahlendem Sonnenschein den Gipfel der Annapurna IV, an der zuvor eine britische und zwei japanische Expeditionen gescheitert waren.
Fast neun Monate war er mit Heinz Steinmetz, Fritz Lobbichler,Harald Biller und bis zu 130 Trägern unterwegs. In dieser Zeit erklomm die Gruppe insgesamt elf Berge im Annapurna- und Mustang-Gebiet zum ersten Mal.
G.Schauer

1950 1.Beg.Viertes Watzmannkind-Direkte Südwand "Gerader Ausstieg",2270m,
(Berchtesgadener Alpen)
1951 1.Beg.Erstes Watzmannkind-Südpfeiler,2247m, (Berchtesgadener Alpen)
1951 1.Beg.Hochsäul-Südwand,2073m, (Berchtesgadener Alpen)
1952 10.Beg.Eiger-Nordwand "Heckmair-Route",V,1800 HM,in 33 Std.,3970 m, (Berner Alpen)
1953 Teiln.Anden-Expedition mit Besteigung von Fünf-und Sechstausender, (Anden,Peru)
1953 1.Best.Ausangate,6384m, (Anden,Peru)
1954 13.Beg.Marmolata Punta Penia-Südwestwand "Solda-Conforto Route",VI+/A2,550 HM,
3343m, (Dolomiten)
1955 11 Erstbegehungen in Nepal
1955 1.Best.Annapurna IV,7525m, (Himalaya,Nepal)
1955 1.Best.Kang Guru,6981m, (Himalaya,Nepal)
1.Winterbeg.Fleischbank-Ostwand "Dülfer-Führe",V+,400 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1.Winterbeg.Fleischbank-Ostwand "Dülferriss",VI-,250 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
Beg.Grand Charmoz-Nordwand,3444m, (Montblancgebiet)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
15.10.1930
Gestorben am:
22.07.1956

Erste Route-Begehung