Morauf Robert

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Biografie:
Oberbaurat Dipl.-Ing. Robert Morauf (+)
Mit ihm verschied Ende November, im 72. Lebensjahre, eine bekannte Persönlichkeit des Wiener alpinen Lebens. Er war seit vielen Jahrzehnten Mitglied des ÖAK, viele Jahre Ausschußmitglied in der Ak.S.Wien des OeAV und zuletzt 1969 Obmann des Verbandes der Wiener Sektionen des OeAV. FIDUCIT!
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1972,Heft 3/4, Seite 49

Oberbaurat Dipl.-Ing. Robert Morauf (+)
Mit Robert Morauf verschied im 72. Lebensjahr eine bekannte Persönlichkeit des Wiener alpinen Lebens. Er war seit vielen Jahrzehnten Mitglied des ÖAK, viele Jahre Ausschußmitglied in der Akademischen Sektion Wien des ÖAK und zuletzt Obmann des Verbandes der Wiener Sektionen des ÖAK. Fiducit.
Quelle: Der Bergsteiger 1972, Heft 3, Seite 174

Robert Morauf
* 29. Mai 1900 — (+) 24. November 1971
Direktionsrat Dipl.-Ing. Robert Morauf war der Sohn eines praktischen Arztes, der neben weitbekanntem fachlichen Können etwas besaß, was ihn daran hinderte, Reichtümer zu erwerben: Dieser Vater war ein überdurchschnittlicher Mensch und Idealist. Davon hat sein einziger Sohn Robert viel mitbekommen.
Im Sommer 1915 begann Robert als 15jähriger seine Offizierslaufbahn in der Militär-Oberrealschule in Wien, Das war der erste große Schritt seines Idealismus, und seit dieser Zeit sind wir viel zusammen gewandert, 1918 kam Morauf in die Technische Militärakademie nach Mödling. Schon seit 1917 verschlang er viel bergsteigerische Literatur und sein sportgestählter Körper überwand spielend die Anstrengungen erster Bergfahrten in den Loferer Steinbergen, am Watzmann und auf der Rax. Im November 1918 wurde Morauf vom ersten Keulenschlag des Schicksals in seinem beruflichen Werdegang getroffen, wie Millionen anderer Österreicher auch, Bei ihm war aber die seelische Depression nach zwei Tagen überwunden, wir fuhren nach Wien und inskribierten an der Technischen Hochschule. Noch im Dezember 1918 klopften wir an die Tür der Akademischen Sektion Wien des DÖAV — und blieben als Helfer gleich dort. Rasch war ein Kreis Gleichgesinnter gefunden (die Brüder Riedl, Fuchs, Bäcker, Hinterberger, Farniok, Molzer und Koechlin gehörten dazu). Moraufs Leben spielte sich nun in drei Räumen ab: in den Bergen, an der Hochschule und in der Sektion. Am 8. Juli 1920 wurde Morauf Mitglied des Österreichischen Alpenklubs und war in den Jahren 1928 und 1929 auch im Ausschuß tätig, Schon 1919 wurden Moraufs persönliche Bergziele auf die Berge des Gesäuses, Dachsteins und des Wilden Kaisers ausgedehnt. In den Nordwänden der Hochtorgruppe war er wie daheim, führte eine neue Variante der Festkogel-Nordwand durch, machte 1921 die vierte Begehung des Planspitz-NW-Grates. Im gleichen Jahr wurde Morauf und mir ein Stipendium des Österreichischen Alpenklubs für Bergfahrten in den Dolomiten zuteil. Das war für uns ein ungeheures Erlebnis. Wir führten in der Geisler- und Langkofelgruppe viele Touren aus (die Schönste war eine Überschreitung der Fünffingerspitze). Ein katastrophaler Wettersturz unterbrach das Bergsteigen, das Geld wurde knapp, und so verdingten wir uns am Sella-Joch als landwirtschaftliche Helfer, Doch der Schnee blieb länger. Wir reisten ab und fuhren in den Kaiser, wo uns noch manch schöne Tour gelang (Totenkirchl-Heroldweg, Kleine-Halt-NW-Wand, Predigtstuhl-Botzongkamin und vieles mehr. Auch die dritte Begehung der NW-Wand des Goingerturmes gehört hierher).
Da traf ihn ein neuer Keulenschlag des Schicksals. Sein Vater starb und hinterließ ihn als nahezu mittellosen Doppelwaisen, der noch mitten im Studium stand. Es war bezeichnend für Morauf, daß er bei der Bundesbahn sofort einen Beruf ergriff und trotzdem in mühseliger Nachtarbeit sein Studium nach Jahren beenden konnte.
Er war schon- ein schicksalsgereifter Mann, als er mit seiner Gattin eine Familie gründete, die — wie er sich das wünschte — nach und nach auf sechs Köpfe anstieg.
1938 stand Morauf selbstverständlich bei den unzähligen Idealisten, die 1945 für eine angebliche Schuld schwer büßen mußten. Nach Überwindung unsäglicher Schwie¬rigkeiten fand Morauf für sich und seine Familie wieder einen Weg ins normale Leben. Das hieß bei ihm neben beruflicher Arbeit immer engen Kontakt mit Bergsteigern zu pflegen.
Nach schwerem Leiden ist Morauf am 24, November 1971 von uns gegangen, Wir können ihn auf seinem letzten Weg nicht begleiten, denn er hat — ein echter Morauf - was an ihm sterblich war, der Anatomie vermacht.
Um so mehr lebt er in uns weiter — ein aufrechter Idealist, ein prächtiger Bergsteiger und Kamerad, der nie an sich selbst, sondern stets an die Allgemeinheit dachte.
Koechlin
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1972, Jänner/Feber, Folge 1381, Seite 27-28


Geboren am:
29.05.1900
Gestorben am:
24.11.1971

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