Opel Camillo
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Biografie:
geboren in Wien (Österreich)
gestorben in Wien (Österreich)
begraben im evangelischen Teil des Zentralfriedhofes
Camillo Opel (+)
Aus dem Ausklange heller Festtage voll Freude und Genugtung über zehn wohlgelungene Arbeitsjahre des alpinen Aufbaues ward der Ausschuß der "Austria" plötzlich in einen Abgrund der Trauer und des Schmerzes gestürzt. Ein er von denen, die gerade im letzten Jahrzehnt durch nimmermüde Pflichterfüllung und beispiellosen Arbeitseifer zum Aufstiege der verjüngten Austria so viel beigetragen, der zweite Vorstand-Stellvertreter Camillo Opel, wurde mitten aus seinem fast nur den Aufgaben der Austria und des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins gewidmeten, leider so kurzen Leben, jäh abberufen. Eine gähnende Lücke klafft an der Stelle, wo Opel stand und die ihm anvertrauten Ämter mit kundiger Hand verwaltete und leitete. Schwer wird es werden, die Bresche, die jener geschlagen, der stärker ist als wir alle, leidlich auszufüllen!
Opel, selbst künstlerisch bedeutend begabt, war ein Jugendfreund der beiden Alpenmaler und Bergsteiger Gustav Jahn und Otto Barth und führte mit ihnen zahlreiche Bergfahrten aus. Von dorther lernte ich auch alle drei kennen und hatte wiederholt Gelegenheit, mit ihnen vor etwa 25 und 30 Jahren gemeinsame Bergfahrten zu unternehmen. Auch Edmund Gütl und Laubheimer gehörten zu dieser bergfrohen Gesellschaft, die bei den Ö.A.K.-Abenden ebenfalls vereint anzutreffen waren. Camilo veröffentlichte selten etwas über seine Touren; so sind mir von seinen mehrfachen Fahrten nur erinnerlich: Kleiner Buchstein-Ostwand, eine Überschreitung des Reichensteins über das Totenköpfl, Roßkuppe - Hochtor, eine Besteigung der Kleinen und Großen Zinne an einem Tag, eine Erkletterung der Kleinen Zinne von Norden, im Gesäuse die Auffindung eines teilweise neuen Aufstieges aus der Hochtor-Nordwand (1902 mit Jahn) und im Dachsteinstock die erste Ersteigung des Hochkesselkopfes von Osten und gleichzeitig erste Überschreitung (1902 mit Jahn und Hanns Barth) Die Wiener Hausberge wie die meisten Gebiete der Ostalpen waren ihm wohlbekannt und –vertraut, und als alter alpiner Skifahrer und späterer zweiter Vorstand der Skivereinigung der "Austria" weilte er natürlich auch jeden Winter oft auf den glitzernden weißen Höhen.
Im Weltkriege kämpfte er zuerst in Rußland, später an der Dolomitenfront. Im Jahre 1918 trafen wir einander nach langer Zeit bei den Bergführerkursen im Grödnertal, wo er zuletzt Dienst machte.
Unverhofft und freudig begrüßt erschien er dann anfangs 1922 im Ausschuß der neuen ASustria und nahm sogleich ein verantwortungsvolles Amt, das eines Rechnungsführers, auf sich. Alles war unter den neuen Verhältnissen und bei der lawinenhaft angestiegenen Mitgliederzahl im Werden und erforderte hingebende und mühevolle Arbeit. Da war Opel am richtigen Platz. War sein Tagewerk in seinem Berufe als Beamter der Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt beendet, so galt nahezu seine ganze freie Zeit seiner geliebten Frau und der Austria. Daß seine gleich ihm alpenbegeisterte Frau, die mit inniger Liebe an ihm hing und nun zu tiefst getroffen ist, so viel Verständnis für seine Anhänglichkeit an den Alpenverein aufbrachte und der Austria nicht grollte, sei ihr herzlichst gedankt!
Später vertauschte Opel die trockene Beschäftigung des Rechenmeisters mit dem lohnenderen und lebensblühenden Amt eines Jugenderziehers und -führers. Unsere Jugendgruppe, Burschen und Mädel, gedieh und entwickelte sich dank seiner Tätigkeit erfreulich. Seine reichen Erfahrungen auf diesem gebiete führten dazu, daß er von den Wiener und niederösterreichischen Schwestersektionen zum Jugendsachwalter und zum Leiter der Landesstelle für alpine Jugendwandern Wien, Niederösterreich und Burgenland gewählt wurde und sich in dieser Stellung erfolgreich bewähren konnte.
Doch einen Opel drückten diese Pflichten nicht genug, er mußte noch mehr auf sich laden: er übernahm die Aufsicht über das Theodor-Karl-Holl-Haus, wiewohl ihm dadurch so manche sorgenvolle Stunde beschert wurde, er verwaltete die Jugendherbergen in Schladming und in Spital am Semmering, er sorge für die Instandhaltung der Dachsteinwege und Herstellung ausgezeichneter Wintermarkierungen, so der vom Guttenberghaus zur Brünnerhütte. Aus der Hand Holls übernahm er 1924 die Leitung der Austria-Führerschaft und war unablässig bestrebt, den Mitgliedern der Austria Gelegenheit zu schaffen, ihre bergsteigerischen Kenntnisse zu erweitern und auszubilden. Er rief die alpinen und hochalpinen Kurse ins Leben und schuf so manchem Mitgliede die Grundlage zu einem tüchtigen Bergsteiger. Daß er auch den Reihen der Austria Bergsteigerschaft angehörte und mit Stolz deren Abzeichen trug, sei ebenfalls festgestellt. Auch dem „Beschaffungs“- und anderen Unterausschüssen gehörte er an.
Zuletzt wurde ihm noch die Ehre und große Freude zuteil, auf Vorschlag der Austria und der Wiener Sektionen auf der Hauptversammlung in Baden auf fünf Jahre in den Hauptausschuß gewählt zu werden. Welch reiches Feld für seinen selbstlosen Schaffenstrieb hätte sich ihm da noch eröffnet!
In den letzten Wochen traf er Vorbereitungen für ein großes von ihm zu schaffendes Gemälde: Hoch oben auf steilem Wächtengrat steht der Tod und sprengt mit dem Pickel den Schnee, der, sich vom Untergrund lösend, die beiden tiefer unten stehenden Bergsteiger vernichten wird. Derselbe „Gefährte“ hat nun ihn, der ihn auf die Leinwand bannen wollte, Pinsel und Pickel sanft aus der erkaltenden Hand genommen. Er hat ihn vor langem Siechtum bewahrt! Auf der Höhe des Lebens stehend, noch verschont von der Krankheit des Alters, ist Camillo hinübergeschlummert!
Mit ihm verlieren Austria und der ganze Alpenverein wie auch der Österreichische Alpenklub einen aufrechten, ehrlichen deutschen Mann, der einer großen Sache nicht um persönlicher Vorteile willen, sondern selbstlos und treu diente, so wie er selbst war. Gibt es ein höheres Lob als dieses?
Camillo Opel, lieber Kamerad und Freund, wir alle danken dir von Herzen! Du wirst in deinen Werken weiterleben, und Austria kann und wird deiner nie vergessen!
Ein letztes Bergheil!
Pichl
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1932, Seite 73-74
Geboren am:
14.04.1882
Gestorben am:
17.09.1931
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