Lettner Rudolf
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Biografie:
Rudolf Lettner 70 Jahre
Ein alpiner Schiläufer ohne Kanten am Schi ist heute kaum noch denkbar. Diese Erfindung hat — nach ihren Vorläufern, den Bilgeri- und Sohmharsteisen usw. — sich bald die begeisterte Zustimmung der Schitouristen in den Alpen erobert. Die Schriftleitung hat daher einen Salzburger Gewährsmann gebeten, uns zum 70. Geburtstag des Erfinders zu berichten, womit sie sich dankbar zu den Glückwünschenden gesellt:
„Es ist mir noch in bester Erinnerung, wie Rudolf Lettner nach 1918 von seinen Bemühungen sprach, die Skikanten scharf zu machen und dadurch das Abgleiten zu verhindern. Ein Versuch jagte damals den anderen und viel Geld war nötig, doch er gab nicht nach und hatte endlich das erhebende Gefühl, sein Ziel erreicht zu haben. Wie war er auf diese Idee gekommen? Er hatte sein geliebtes Tennengebirge überquert und war in der Abfahrt zur vereisten Tauernscharte gelangt. Trotz seiner scharfkantigen Skier verlor er aber dort den Halt, sauste dann kopfüber den Steilhang hinab und entging nur ganz knapp der Gefahr, sich unten an den Felsen den Schädel zu zertrümmern. Seither war er ständig darauf aus, irgend eine Abhilfe zu ersinnen.
Als nun die Probefahrt ein günstiges Resultat ergeben hatte und die Erfindung patentiert war, begann für Lettner erst die viel schwierigere Aufgabe, seine Erfindung bekanntzumachen und einzuführen, denn viele Widerstände (selbst aus Skiläuferkreisen) waren zu überwinden und manche Schmähung mußte hingenommen werden. Erst das Jahr 1930 brachte ihm die volle Anerkennung, da wurden bei der internationalen Akademischen Skimeisterschaft in Davos zum erstenmal in aller Öffentlichkeit seine Stahlkanten benützt: Die Innsbrucker Akademiker Lantschner, Leubner und Reinl starteten mit Lettnerkanten und siegten trotz schwerster Konkurrenz. Dieser Erfolg war nicht zum geringsten Teil ihren Kanten zuzuschreiben. Am 26. November 1949 feierte Direktor
Lettner seinen siebzigsten Geburtstag. Lettner steht trotz dieser sieben Jahrzehnte noch unentwegt auf seinen Bretteln und führt auch noch manche Hochtour aus. Zur Jahrhundertwende war er als Salinenbeamter in Ischl stationiert und begann dort im Jahre 1905 den Skisport. Er gilt als einer der erfolgreichsten Erschließer der Salzkammergutberge. Als er dann bei Kriegsschluß in das salzburgische Hallein übersiedelt war, setzte er in der neuen Heimat seine Pioniertätigkeit mit gleicher Begeisterung fort. Lettner befuhr auch als erster den steilen, felsdurchsetzten Hang vom Watzmanngipfel (Hocheck) zum Watzmannhaus.
Josef Pölzleitner, Salzburg“
Quelle: Berge und Heimat 1950, Heft 01 Jänner 1950, Seite 31
Geboren am:
26.11.1869
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