Binder Josef (Sepp)
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Biografie:
geboren in Wien (Österreich)
Sepp Binder war ein erfolgreicher Bergsteiger und auch ein begeisterter Schitourenfahrer. Immer wieder hatte er alpines Neuland in den Berchtesgadner Alpen, in den Tauern und in den Westalpen gesucht und gefunden. Zahlreiche Auslandsfahrten in die Türkei,nach Persien,in die Bolivianischen Anden,ins Himalaya und nach Afrika konnte er durchführen. Mit Hans Schwanda ist er im Alter von 61 noch auf den Mount Kenya gestiegen. Mit seiner Frau und Berggefährtin Maria hatte er auch viele Damenerstbegehungen durchgeführt.
Seine Seilgefährten waren Hans Schwanda, Markus Schmuck, Fritz Nothdurfter, Wolfgang Lutz, Ferdinand Tollinger,Leopold Schweller, Mizzi Stulz und Dietmar Seilinger.
1927 1.Beg.Glödis-Nordwestgrat im Abstieg,3206m, (Schobergruppe,Hohe Tauern)
1928 67.Beg.Großer Ödstein-Nordwestkante,2335m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1929 2.Beg.Peternschartenkopf-Nordwand,IV+,500 HM,2154m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1929 1.Beg.Risser Falk-Ostwand „Binder-Mischka-Führe“,2415m, (Karwendelgebirge)
1931 1.Beg.Glödis-Westgrat,3206m, (Schobergruppe)
1931 10.Beg.Nördlicher Manndlkogel-Nordkante,2277m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1931 1.Beg.Großen (Mittlerer) Mandlkogel-Nordschlucht im Abstieg,2277m,
(Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1932 1.Beg.Planspitze-Westliche Nordwand-Nordwestgrat „Binder Einstiegsvariante",2117m,
(Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1969 Best.Mount Kenia,5199m, (Kenia,Afrika)
1973 6.Best.Nevado Huayna Potosi,6088m, (Cordillera Real,Anden,Bolivien)
1974 Best.Lyskamm,4479m, (Walliser Alpen)
4.Beg.Kalbling-Direkte Südwand,2196m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
2.Beg.Armkarwand-Direkte Südwand,2348m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
2.Beg.Antelao-Westkante,3264m, (Ampezzaner Dolomiten)
3.Beg.Fußstein-Nordwestwand,3380m, (Zillertaler Alpen)
Beg.Großglockner-Nordostwand „Pallavicinirinne“,II-III,50°,600 Hm,3798m, (Hohe Tauern)
Best.Zinalrothorn,4221m, (Walliser Alpen)
Beg.Matterhorn-Zmuttgrat,4478m, (Walliser Alpen)
Best.Kilimandscharo,5895m, (Tansania,Afrika)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Sehr gute befreundet mit Hans Schwanda.
Erste Begehung des Nordwestgrates des Glödis (Schobergruppe) im Abstieg im Jahre 1927 mit zwei BG.-Kameraden;
Neuer Weg durch die Risser Falk 2415m Ostwand (Karwendelgebirge) am 6. August 1929 mit Franz Mischka.
Erste Begehung der Nordschlucht (im Abstieg) des Großen Mandlkogel (2277m - Gosaukamm) am 25. Mai 1931 mit Leopold Schweller und Mizzi Stulz;
Ausschnitt aus seinem reichhaltigen Tourenverzeichnis:
67. Begehung der Nordwestkante des Großen Ödstein(Gesäuse) am 22. Juli 1928;
2. Begehung - Peternschartenkopf Nordwand
4. Begehung - Kalbling - direkte Südwand
2, Begehung - Armkarwand - direkte Südwand
2. Begehung - Antelao Westkante
3. Begehung - Fußstein Nordwestwand
Großglockner - Pallavicinirinne
Westalpen. Zinalrothorn, Matterhorn- Zmuttgrat;
Zahlreiche Auslandsfahrten: Kilimandscharo, Türkei, Persien und in den bolivianischen Anden sechste Ersteigung des Nevado Huayna Potosi (6090m) im Jahre 1973;
Seine Seilgefährten waren Markus Schmuck, Fritz Nothdurfter, Wolfgang Lutz, Ferdinand Tollinger und Dietmar Seilinger;
Wien und Salzburg(beruflich übersiedelt) - Gewerbetreibender
Mitglied der Bergsteigergruppe im Österr. Gebirgsverein;
Im Jahre 1932 das grüne Kreuz Nr. 96 verliehen bekommen. 1938 ein Ersatzzeichen ausgefolgt.
Tödlich verunglückt am 10. Juni 1974 mit Gefährten als sie vom Gipfel des Lyskamm abgestiegen waren. Sturz über die Nordwand.
Von Salzburg startete eine Suchtruppe. Markus Schmuck fand die Leichen. Seine toten Kameraden waren Alois Herzog und Helmut Schwarz.
begraben am Friedhof Salzburg-Aigen.
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)
Sepp Binder
28. Februar 1908 - (+) 10. Juni 1974
Mein Bergfreund Sepp ist nicht mehr. Im Zenit seines Lebens ist er von uns gegangen, ohne Leiden, in voller Manneskraft, voller Zuversicht, voller Freuden, in Hochstimmung beim Abstieg vom Ostgrat des Lyskammes. Nur ein kurzes Blankeisstück in der Nordseite war noch zu überwinden, dann wären die Schwierigkeiten zu Ende gewesen. Es war bestimmt nur eine Schrecksekunde, als einer von der Dreierseilschaft ausrutschte und die beiden andern mitriß. Bei dem Sturz über die 400-500 m hohe Nordwand des Lyskammes gibt es keine Überlebenschance.
Markus Schmuck ist es zu danken, daß man die drei Bergsteiger, mit dem Seil verbunden, am Fuß der Nordwand, auf dem Grenzgletscher gefunden hat. Im nimmermüden Einsatz flog er mit einem Schweizer Piloten im Hubschrauber alle neuralgischen Stellen ab, bis sie den Schischuh von Alois Herzog, einem Freund von Sepp, als dunklen Punkt auf einem Schneekegel sichteten. Sepp galt nicht nur, sondern er war auch ein vorsichtiger Bergsteiger. Was die Ursache des Todessturzes war, wird stets ein Geheimnis bleiben. Es ist müßig darüber zu grübeln und Vermutungen anzustellen, ein tapferes Herz hat aufgehört zu schlagen. Es gibt wenig Menschen, die das Glück haben, im späten
Alter im Vollbesitz ihrer körperlichen und geistigen Kräfte ihrer Passion mit solcher Hingabe nachzugehen. Sepp war ein solcher Glückspilz. Finanziell unabhängig, konnte er seiner Leidenschaft mit vollem Einsatz der Möglichkeiten nachgehen. Er war in den letzten Jahren im Himalaya, in den Anden, in Afrika, aber nicht nur als Wanderer, sondern auch als erfolgreicher Bergsteiger. Er war noch voll von Plänen, voll Auftrieb.
Kleine Augenblicksbilder, kurz belichtet und doch voll innerer Leuchtkraft: Sepp am Steuer unseres Expeditionsautos, tagelang ohne Ablöse, sicher, stetig, voll Esprit. Bei uns hieß er „rasender Roland". Über eine Million Kilometer ohne jeden Unfall gefahren, das spricht mehr als eine Lobeshymne. Sepp war auch ein begeisterter Schitourenfahrer; wenn ich oft spätabends an einem Samstag zu ihm nach Salzburg kam, da stand immer in seinem gemütlichen Kellerstüberl seines Hauses ein guter Tropfen bereit, und nächsten Tag ein besonderes „alpines Zuckerl" auf dem Programm. Jahrelang haben wir immer wieder für uns alpines Neuland in den Berchtesgadner Alpen, in den Tauern und in den Westalpen gesucht und gefunden. Bergerfahrung und alpines Können sowie volle Beherrschung der Schier machten ihn zu einem idealen Tourenpartner. Im Jahre 1955 wurde er in den Klub aufgenommen. In unserem reifen Alter waren wir stets auf Genußtouren aus. Die Schwierigkeitsgrade III und IV, die waren unsere „Kragenweite". Ich glaube, es war die älteste Herrenpartie (mit 127 Jahren), die als Zweierseilschaft auf den Mount Kenya gestiegen ist. Unser freiwilliges Biwak am Berg Athos; weltenfern auf dem Klosterberg, erlebten wir den Sonnenunter- und -aufgang in einer feierlichen Stimmung. Die frohen Tage in den Pyrenäen, Freunde, Berge und gute Stimmung. Der spanische Sekt, Sepp war ein Genießer, wie haben wir gesungen und gefeiert mit unserem spanischen Freund Fernando. Die Biwakschachtel in der Pic de Europa, bei Sturm und Schneegestöber waren wir darin geborgen. Der Marathonlauf über die Gipfel der Tatra und die ereignisvollen Tage im Cilo-Dag. Endlos könnte ich Berge und Stimmungen aufzählen, der unverwüstliche Sepp war immer dabei, seine Person strömte Sicher- und Geborgenheit aus. Er war ein verläßlicher Kamerad, einfach und bescheiden. Wer wußte es schon, daß er einer der ersten war, die das grüne Ehrenzeichen für Rettung aus Bergnot bekommen haben. Hilfe zu leisten, Hilfe zu geben, war für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Der Tod in den Bergen ist, wenn es schnell geht, schön, nur für die Hinterbliebenen nicht. Mein Beileid gilt seiner tapferen Weg- und Berggefährtin, seiner Frau Maria, mit der er auch viele Damenerstbegehungen durchgeführt hat; an ihren Enkelkindern wird sie Trost und Ruhe finden. Wir aber, seine Freunde, die ihm das letzte Geleit am Salzburg-Aigener Friedhof gegeben haben, werden ihn so in Erinnerung behalten, wie er von uns gegangen ist, den unverwüstlichen Sepp, voll strotzender Gesundheit und voll wagender Unternehmungslust.
Hans Schwanda
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1975, Seite 39-40
Geboren am:
28.02.1908
Gestorben am:
10.06.1974
Binder Josef.pdf
Erste Route-Begehung