Alton Johann

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Biografie:
geboren in Colfuschg im Abteital (Südtirol),
gestorben in Rovereto (Italien)
Bauernsohn, besuchte das Gymnasium in Brixen und Trient; stud. von 1864 - 70 an der Univ. Innsbruck
Philologe.

am 3. April 1900 in Rovereto ermordet!
Bester Ladinienforscher
Vorsitzender der AV Sektion Ladinia;
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

Alton Johann (Gian Battista) Dr., * Kolfuschg im Abteital (Südtirol),später Rovereto,Trient,Innsbruck
+ Rovereto (Italien) ermordet
1872 1.Best.Pordoispitze (Sass Pordoi),2952m, (Sellagruppe)
1872 1.Best.Pisciadùspitze (Cima Pissadù) über Südseite,2985m, (Sellagruppe)
1872 1.Best.Piz Beguz,2974m, (Sellagruppe)
1872 1.Best.Piz Rotic,2974m, (Sellagruppe)
1872 1.Best.Piz Gralba,2972m, (Sellagruppe)
1872 1.Best.Piz Selva,2941m, (Sellagruppe)
Gerd Schauer, Isny


(+) Dr. Johann Alton.
Unter verruchter Mörderhand hat ein getreues und geschätztes Mitglied unseres Vereins, der verdienstvolle Vorstand unserer S. Ladinia, Herr Director Dr. Johann Alton, am 3. d. M. zu Rovereto sein Leben ausgehaucht. Prof. Dr. J. Alton war durch etwa 20 Jahre an dem Piaristengymnasium zu Wien thätig, woselbst er lateinische, griechische und französische Sprache lehrte. Ausserdem war er Docent der romanischen Sprachen an der Wiener Universität. Im November v. J. wurde er zum Director des Gymnasiums in Rovereto ernannt. Als geborener Ladinier (er stammte aus Colfosco) war Alton einer der Wenigen, welche den ladinischen Dialekt vollkommen beherrschten und wissenschaftlich festlegten. Durch seine Werke über diesen schwierigen Dialekt, sowie über das Altfranzösische hatte er sich einen bedeutenden Ruf als Sprachforscher gesichert. Den Schriften unseres Vereins hat Alton sehr werthvolle Beiträge beigesteuert. Seine grossangelegte Arbeit "Das Grödenerthal etc." in der "Zeitschrift" 1888, "Beiträge zur Ortskunde und Geschichte von Enneberg und Buchenstem" in der "Zeitschrift" 1890, und die in der vorjährigen "Zeitschrift" enthaltene Abhandlung "Enneberg in seinen wirtschaftlichen und socialen Verhältnissen", nebst manchem Anderen, bilden Zierden unserer Vereinsschriften und werden das Andenken des auf so grausame Art dem Vereine, seinem Wirken und seinen Freunden Entrissenen wacherhalten. Nach den Berichten der Tagesblätter ist als Motiv des Mordes ein Racheact anzusehen; bis zum Schlüsse des Blattes hatten die Behörden noch keine Spur des Mörders, dessen That ausser Prof. Alton auch dessen Nichte zum Opfer fiel.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1900, Folge 7, Seite 84

(+) Dr. Johann Alton.
Als vor wenigen Wochen die Schreckenskunde von der Ermordung des Gymnasialdirectors in Rovereto, Dr. Johann Alton, und seiner Nichte durch die Tagesblätter lief, erfasste ein Gefühl des Schauderns wohl alle diejenigen, welche dem so jählings aus der Vollkraft seines Schaffens Herausgerissenen jemals im Leben nähergetreten waren. Es war selbstredend, dass die S. Ladinia unter den Leidtragenden sich an erster Stelle eingefunden hatte, da die hervorragende. Thätigkeit ihres Landsmannes und verdienten Vorstandes in alpiner wie wissenschaftlicher Beziehung - eine Thätigkeit, auf welche die S. Ladinia mit Recht stolz sein durfte - ein unerwartetes Ende gefunden hatte.
An der Seite der S. Ladinia aber steht trauernd an der Bahre eine zweite Section, die S. Bamberg, die in Prof. Alton nicht nur den Schöpfer der Idee ihres Hüttenbaues in dessen Heimat allezeit hoch in Ehren hielt, sondern ihm auch für die warme Unterstützung der Gesammtthätigkeit der Section im Gebiete der Sella heute einen unverwelklichen Kranz hier niederzulegen sich verpflichtet fühlt. Der Denkstein, an welchem dieser Kranz aus Edelweiss und Edelrauten, der schönen Flora seiner Heimat, niedergelegt werden soll, würde, wenn der entschlafene verfügen könnte, wohl nur die lapidare Inschrift zeigen: "Hier ruht ein Herz, das im Leben nur für die Heimat geschlagen!" Und dieser Grundzug seines Wesens, seine unbegrenzte Liebe zur Heimat bestimmte in jeder Beziehung die Richtung seiner Thätigkeit. Wenn er als Gelehrter und gründlicher Kenner seines heimischen Idioms das Ladinische durch eifrigste Thätigkeit vor dem Untergange zu retten suchte, wenn er als Patriot in seinem innersten Wesen mehr mit den stammverwandten Wälschen liebäugelte, wenn er als Alpinist das obere Ennebergerthal, wo es möglich war, bevorzugte - stets war ausschlaggebend eine leidenschaftliche Anhänglichkeit an seine engste Heimat. Alles, was sein eigen war, gehörte aber auch seinen Landsleuten, und wie oft war der Verfasser dieser Zeilen gerührt Zeuge, wenn ein altersgrauer Ladinier seinem Dankesgefühle Ausdruck gab, indem er seinem Wohlthäter stumm die Hand küsste. Und ein solcher Landsmann musste es sein, der den Mordstahl ergriff und ihn in das Herz versenkte, das nur seiner Heimat geschlagen, das nur Wohlthaten gespendet! Wahrlich ein tragisches Geschick, um so tragischer, als es ihn ereilte, kurz nachdem seine Sehnsucht gestillt, nachdem er durch die Versetzung nach Südtirol seinen heimatlichen Bergen näherrücken durfte. Möge er dort in Frieden ruhen; sein Andenken aber bleibt für alle Zeiten nicht blos im Schosse der S. Ladinia, sondern auch der S. Bamberg ein gesegnetes!
Dr. Bindel.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1900, Folge 8, Seite 97

Geboren am:
21.11.1845
Gestorben am:
03.04.1900