Gomolka Frieda
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Biografie:
Frieda Gomolka
* 12. August 1889 — (+) 25. November 1974
Mit Frieda Gomolka ist eine Klubkameradin von seltener Verbundenheit mit dem Klub und seinen Idealen von uns geschieden. Noch in den letzten Jahren war sie ein treues Mitglied des einst im Klub so bekannten „Langen Tisches", dessen Männer und Frauen ihre letzten Zusammenkünfte im Melker-Keller abhielten; dort habe ich sie vor einigen Jahren das letztemal gesehen und gesprochen. Früh mutterlos, wurden die beiden Schwestern, Frieda und Grete, von ihrem sehr aufgeschlossenen Vater sorgfältig erzogen und frühzeitig zu Leibesübungen angehalten; sie lernten schwimmen, rudern, turnen und durchstreiften Sonntag für Sonntag kreuz und quer den Wienerwald. Ihren ersten Berg, den Sonnwendstein, erstieg sie im Alter von 10 Jahren. Frieda war in jeder Sportart unermüdlich und äußerst geschickt, spielte Tennis, war Eisläuferin, Faltbootfahrerin und eine der ersten Schiläuferinnen. Ihr Auto lenkte sie selbst, und als sie, kriegsbedingt, den Wagen aufgeben mußte, hatte sie bald im Fahrrad einen vollen Ersatz gefunden. „Sie war", wie mir ihre Schwester, Frau Grete Gomolka, schrieb, „ein liebenswürdiger Mensch, auch bei argen Strapazen nie verdrossen, immer verläßlich, ausgeglichen und hilfsbereit, so recht ein guter Kamerad."
Frieda Gomolkas Bergleben hat, wie wir hörten, früh begonnen und ein ganzes Menschenleben lang gewährt. Als ständige Gefährtin unserer verstorbenen, vorbildlichen Klubkameraden Plaichinger, Hamburger, Sinek, Sekirnjak, Mattis und noch anderer war sie wohl an jedem Wochenende im Gesäuse, wo sie mit ihren Gefährten fast alle schwierigen Fahrten der damaligen Zeit ausgeführt hat; darunter: Hochtor-Nordwand (1912); Festkogel-Nordwand (1917); Planspitze-Nordwand (1907, 1909, 1910, 1919). In der Dachsteingruppe erlebte sie unter anderem eine Ersteigung der Eiskarlspitze (1911), die Große und Kleine Bischofsmütze (1911), die Südwand des Torsteins (1911); den Südgrat des Grimming (1913). Im Jahre 1910 wurde Frieda Gomolka in den Klub aufgenommen. Bemerkenswert ist eine viertägige Schitour: Kaprun—Oberwalder-Hütte—Hofmannsgletscher —Adlersruhe;— Großglockner —Hofmannsgletscher — Oberwalder-Hütte — Bären¬köpfe—Kaprun (Februar 1914 mit Plaichinger und Hamburger). Im Jahre 1912 nahm sie an der ersten Begehung des Nordgrates der Steirischen Kalkspitze teil (Hamburger und Plaichinger) und an der ersten Begehung der Westwand des Jahnturmes (Oskar Müller). Auch allein war sie unterwegs, zum Beispiel auf dem Hochkönig und auf dem Peternpfad zur Planspitze. Bei all diesen Fahrten muß man bedenken, daß sie zu einer Zeit unternommen wurden, in der es die heutigen, modernen Verhältnisse noch nicht gegeben hat.
Frieda Gomolka hat kein Tourenbuch geführt; sie hinterließ uns nur einige flüchtige Aufzeichnungen, doch habe ich, gelegentlich eines Besuches beim „Langen Tisch", noch von vielen schönen Fahrten reden gehört; ich erinnere mich noch an die Zimba, an den Sonnblick (allein), an den Westgrat des Säulecks (5. Begehung), an das Totenkirchl, an den Botzongkamin des Predigtstuhls und an die Ostwand der Lamsenspitze.
Aber die Zahl allein und die Schwierigkeiten ausgeführter Touren sind ja nicht die einzigen Maßstäbe bei der Beurteilung eines Bergsteigers. Geist und Seele, die Tiefe des inneren Erlebens und das Glück, das aus erfüllter Pflicht und treuer Kameradschaft fließt, formen erst die Persönlichkeit; hier, auf diesen Gebieten, hat Frieda Gomolka reiche Ernte gehalten. So wurde sie, und war sie, was am Beginn schon gesagt ist: ein liebenswerter Mensch, ein guter Kamerad; und als solcher wollen wir ihrer stets gedenken.
S. Walcher
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1975, Juli/August, Folge 1402, Seite 89-90
Geboren am:
12.08.1889
Gestorben am:
25.11.1974