Langes Gunther
(
Bearbeiten)
Biografie:
geboren in Fiera di Primiero (Italien)
gestorben in Bozen (Italien)
Quelle: Der Bergkamerad 1958/59, Seite 485 f (siehe Anhang)
Dr. Gunther Langes 60 Jahre.
Am 6. März 1959 beging Dr. Gunther Langes seinen 60. Geburtstag. Er gilt als einer der besten Kenner der Dolomiten, in deren Bereich er von den rund 700 Bergen und Türmen an die 500 Gipfel betreten und etwa 40 Neutouren ausgeführt hat. Diese außergewöhnliche Gebietskenntnis hat ihren Niederschlag in vielen brillant geschriebenen Aufsätzen in alpinen Zeitschriften und in seinem 1955 erschienenen „Dolomiten-Kletterführer" gefunden.
Nach dem ersten Weltkrieg lebte Gunther Langes in San Martino di Castrozza, der prächtig gelegenen Hotelsiedlung am Westfuß der Pala. Hier gelangen ihm als Resterschließer der Palagruppe in den Jahren von 1919 bis 1926 seine bedeutendsten Erstbegehungen. Diese Langes-Anstiege waren nicht Neutouren um jeden Preis, sie kamen nicht aus engstirniger Variantenjägerei zustande, sondern wurden stets sorgfältig aus-gekundschaftet und in freier Kletterei bewältigt. Es seien hier genannt: Rosetta-Westwand, Cima di Val di Roda-Nordwest-wand, Cima Pradidale-Nordwestkante und eine neue Route durch die große Vezzana-Westwand. Alle anspruchsvollen Dolomitenkletterer müssen Gunther Langes dankbar sein für die Eröffnung zweier Kletterfahrten, die zu den schönsten und genußreichsten im Kalkfels gehören: die Schleierkante der Cima della Madonna und der Gran Pilaster der Pala di San Martino.
Im Sommer 1920 löste der damals 21jährige Gunther Langes mit dem Südtiroler Kunstmaler Erwin Merlet diese beiden Felsprobleme der Pala. Hören wir einige Bergsteigerurteile über die Schleierkante! Der Schweizer Samuel Plietz sagte: „Einer der großartigsten und schönsten Kletterwege, die man sich denken kann ..." Leo Maduschka: „Es gibt kein Gegenstück zur Kante!" Und der Italiener Ettore Castiglione: „Eine der genialsten Verwirklichungen!"
Wohl an die 1000 Seilschaften haben die Schleierkante bisher erklettert. Den „Gran Pilaster" stufte der Erstbegeher Gunther Langes noch höher ein als die Schleierkante und bezeichnete ihn als „einen der schönsten Felsgänge in den Dolomiten". Hätte Gunther Langes nur diese beiden Felsanstiege erschlossen, so dürfte man seinen Namen im Kreise der Bergsteiger nie vergessen. Aber er hat mehr getan und geleistet. Wie einst Mummery und Paul Preuß hat er einen mit fairen Mitteln betriebenen Alpinismus gegen die „eiserne Epoche" der jungen Nordwandstürmer leidenschaftlich und mannhaft verteidigt. Obwohl er sich mit verständlichen Argumenten gegen die sportliche Entwicklung stemmte, ging diese weiter bis zur technischen Perfektion.
Zum 60. Geburtstag von Gunther Langes sei nicht nur des souveränen Felsgehers und des kritischen und gut orientierten alpinen Schriftstellers gedacht, sondern auch des Skiläufers, der den Riesenslalom an der Marmolata anregte und in die fernen Rocky Mountains zog, um Skiparadiese zu entdecken. Und nicht zuletzt des liebenswürdigen Menschen, dem wir noch recht lange die Berge, die Sonne und den Wein seiner Südtiroler Heimat gönnen wollen.
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Heft 3, Seite 55-56
Dr. Günther Langes, Bozen, ein Siebziger
Als Schriftsteller und Bergsteiger weithin bekannt, eng verbunden mit Menschen, Bergen und Wesen seiner Südtiroler Heimat, feierte Günther Langes rüstig und in voller Schaffenskraft seinen Siebzigsten. Als junger Mensch den Bergen restlos verfallen, unternahm er wohl ein halbes Hundert Erstersteigungen und war mit der Palagruppe, die über seinem Jugendort San Martino di Gastrozza mächtig emporragt, mit iliren himmelragenden Gipfeln, gewissermaßen auf Du und Du. Die „Schleierkante" an der Cima della Madonna war wohl Günther Langes schönster Erstersteigungserfolg.
Der Jubilar hat mit seinen Dolomitenführern, mit unzähligen Veröffentlichungen, die Dolomiten als romantisches Bergland als Kletterparadies, aber auch als unbestritten hervorragendes Skigebiet mit sonst kaum einmal zu findender Vielfalt geschildert. Wer kennt nicht die Autoramas, mit denen Langes einen neuen Typ von Führern für berg- und autointeressierte Wanderer schuf, wer nicht die in Fortführung dieser Idee entstandenen Skiramas, die in mehreren Bänden über verschiedene Südtiroler- und Nordtiroler- bzw. Vorarlberger Gebiete erschienen und begeisterten Anklang fanden. Anfang der Dreißiger Jahre war es üblich, daß sich ein bestimmter Kreis von Südtiroler Skiläufern, mit ihnen Skisportbegeisterte aus Innsbruck und Norditalien, auf Fedaja am Fuße der Marmolata traf, Jahr für Jahr und in einer selten schönen Kameradschaft. Man befaßte sich an den großartigen Hängen der „Königin der Dolomiten" mit dem „großen" Abfabrtssport und das war auch die Zeit, da der von Günther Langes geschaffene Riesenslalom ausprobiert und zur rechtmäßigen Disziplin im alpinen Skilauf erhoben wurde. Man kann die an der Marmolata abgehaltenen internationalen Riesenslaloms als klassische Ereignisse in der Entwicklung des Alpinen Rennsportes bezeichnen. Damals wurden auch der Skiclub Marmolata und die Standardrennen dieses Klubs an der Marmolataabfahrt ins Leben gerufen, vom Jubilar maßgeblich gefördert. Günther Langes repräsentiert mit seiner Persönlichkeit ein Stück Südtirol und hat für dieses Land auch stets gelebt. Das Leben, die herrliche Welt um Etsch uud Eisaok haben ihn geprägt und wenn nun unzählige Freunde kommen, um ihm zu seinem Siebzigsten zu gratulieren, so ist das noch lange nicht der Tag, an dem Günther Langes sich ins „Altenteil" zurückziehen wird.
L
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1969, Heft 5/6, Seite 102
Gunther Langes
* 6. März 1899 — (+) 14. April 1972
Als Dr. Gunther Langes einst vor wenigen Jahren in ehrender Form die Mitgliedschaft des Österreichischen Alpenklubs angetragen wurde, da war dies eine seiner letzten, großen Freuden. Sein Name stand würdig und leuchtend in den Annalen des Klubs und wird die Erinnerung an große Taten in Fels und Firn weiterleben lassen.
Langes kam als Sohn eines aus dem Burggrafenamt stammenden Tierarztes in Primör, dem heutigen Fiera di Primiero am Fuß der Palafelsen zur Welt und wuchs in dieser Pala auf, als Schüler so berühmter Bergführer wie etwa eines Zagonel. Schon als Gymnasiast führte Langes hervorragende führerlose Fahrten durch und rückte als 17jähriger zur Gebirgsartillerie, ein. Im Einsatz an .der Ortlerfront, am Monte Grappa und in den Sieben Gemeinden erhält er als einer der jüngsten Offiziere der k, und k. Armee die Große und die Kleine Silberne; die Frucht dieser Jahre wird das Buch ,,,Die Front in Fels und Eis", das demnächst eine Neuauflage erleben wird, an deren Vorbereitung Langes noch arbeitete, als eine plötzliche Verschlechterung eines alten Leidens seinen für alle unerwarteten Tod herbeiführte.
Nach dem Weltkrieg hat Langes, der in München studiert und in den Ferien in
San Martino lebt, seine Sternstunde: 1920 gelingt ihm zusammen mit Merlet vielumworbene Nordwestkante der Cima della Madonna; Langes tauft sie „Schleierkante", weil diese Linie wie ein Schleier vom Haupt der Madonna fällt, Die beiden Seilgefährten schlagen zwei Sicherungshaken, einen beim schwierigen Riß am Sockel,. den zweiten beim Spreizschritt. — Langes hat hier, nicht minder am Gran Pilastro der Pula di San Martino und auf rund 50 weiteren Erstbegehungen in der Pula, seine Maßstäbe gesetzt; Mut, Geist, Eleganz und Ästhetik sind die Grundelemente, die seine Routen kennzeichnen. Von der Mauerbohrerarbeit einer späteren Entwicklung hat er nichts gehalten, zum Verurteilen war sie ihm jedoch zu unwichtig. „Die größte Sünde im Fels ist jene gegen die Eleganz des. Kletterns", hat er einmal gesagt und außerdem war er der Meinung, daß es „keinen sechsten Grad gibt". Für Langes gab es unter Spitzenkönnern im Bereich des fünften Grades eine Grenze des frei Kletterbaren, und was darüber war, das interessierte ihn nicht. ,,,Das können nur mehr die Fliegen …."
Eleganz und Ästhetik kennzeichnen auch die „Erfindung" des Riesentorlaufes, den Langes an der Marmolata erstmalig praktiziert, wie ihm das Gerase auf der „Direttissima" suspekt wird. Als Berater holt man ihn in die Rocky Mountains, worüber er ein Buch schrieb, hierüber und über „Skifahrten in den Dolomiten", und später die in vielfacher Auflage verbreiteten Dolomiten-Kletterführer. Dazwischen gibt es journalistische Arbeit beim Berliner Tageblatt, bei den Münchner Neuesten Nachrichten, beim Simplizissimus und schließlich, nach weiterer Dienstzeit im Zweiten Weltkrieg, beim Bozner. Tagblatt. Nach dem Krieg ist es dann vorwiegend die Landeskunde, die 'ihn fesselt. Sechs Auflagen des originellen Reiseführers „.Autorama" erscheinen, auch ein "Skirama", Einzelbände der Südtiroler Landeskunde mit den Themen „Überetsch und Bozner Unterland", „Ladinien", "Meran und Burggrafenamt ein Buch über die Brenner-Autobahn. Er war noch voller Pläne — da nahm im buchstäblich der Tod die Feder aus der Hand.
Wir konnten es nicht glauben. Wir trugen ihn auf dem Soldatenfriedhof zu Sankt Jakob bei Bozen zu Grabe,, sein Sarg ruhte auf alten Führerpickeln, die von jungen Bergrettungsdienstmännern getragen wurden, die Fahne der alten Armee rauschte über das frische Grab.
Gunther Langes ist nun nicht mehr unter uns„ und er bleibt uns doch. Er war einer der letzten Herren im Fels, ein Mensch von vornehmer Geisteshaltung und bedingungsloser Treue seinem Land gegenüber. Der Leutnant Gunther Langes, der Seilerste an der Schleierkante, der Pionier des Schilaufs, der fruchtbare topographische Schriftsteller — in allen diesen Belangen war er ein Mann, dessen Spur in der Geschichte des. Landes Südtirol hell aufleuchtet und nicht verblassen wind.
Josef Rampold
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1972, Juli/August, Folge 1384, Seite 103-104
Quelle: Der Bergkamerad 1972, Seite 57
Quelle: Alpinismus 1972, Heft 6, Seite 40 f
Quelle: Rivista Mensile 1972, Seite 362 (siehe Anhang)
Quelle: Alpinismus 1980, Heft 12, Seite 54 f
Gunther Langes (1899-1972)
Gunther Langes wurde am 6. März 1899 in Fiera di Primiero am Fuße der Palagruppe geboren. Er lebte als Hotelier und Publizist zuerst in San Martino di Castrozza, dann in Seis am Schlern.
Schon als Siebzehnjähriger nahm er am Ersten Weltkrieg teil, und im Zweiten Weltkrieg war er ebenfalls Soldat. Wie Castiglioni promovierte er in Rechtswissenschaften und war Erfolgsschriftsteller. Während seiner alpinistischen Laufbahn führte er rund 50 Erstbegehungen aus. Seine vielleicht großartigste Route glückte an der Schleierkante (»Spigolo del Velo«) der Cima della Madonna. Eine ungewöhnlich elegante Führe des IV. Grades mit Fün-ferstellen. Ettore Castiglioni, der in seinen Beurteilungen ziemlich zurückhaltend war, zögerte nicht, sie als »eine der genialsten Unternehmungen von Gunther Langes« zu bezeichnen. Es war am 19. Juli 1920, als dieses Unternehmen mit Merlet glückte. Das nächste Meisterstück lieferten Gunther Langes und Erwin Merlet am Gran Pilaster der Pala di San Martino. Der 600 Meter hohe Pfeiler ist ein wahres Paradestück als Route im Schwierigkeitsbereich III—IV. Gunther Langes dürfte es aber auch oft in den Ohren geklungen haben, wenn sich Bergsteiger über allzu großzügig verfaßte Routenbeschreibungen seiner Dolomiten-Auswahlkletterführer im Rahmen von Verhauern ärgerten. Sicher, die Führer waren in den fünfziger und sechziger Jahren vielleicht zu schnell entstanden und oft nur ungeprüfte Übersetzungen aus dem Italienischen. Aber Gunther Langes baute auch noch auf den Spürsinn der Kletterer, den viele nicht immer in reichem Maße besitzen. „Wer mit meinen Beschreibungen den Gipfel nicht findet, sollte besser da-heim bleiben“, hatte er einmal gesagt. Er ist am 14. April 1972 in Bozen verstorben.
Quelle: Der Bergsteiger 1982, Heft 5, Seite 33
Geboren am:
06.03.1899
Gestorben am:
14.04.1972
WIKILanges Gunther - Bergkamerad 1958-59, Seite 485.pdf
WIKILanges Gunther - Rivista Mensile 1972, Seite 362.pdf
Langes Gunther - BST 1972-8, Seite 374.pdf
Erste Route-Begehung