Straßer Josef

(Bearbeiten)
Foto gesucht!
Biografie:
gestorben in Malta (Österreich)

Bergführer Josef Straßer (+)
Zu Malta (Maltein) in Kärnten ist am 26. Januar 1933 Josef Straßer, Bergführer i. R., im 78. Lebensjahr einem Schlaganfall unerwartet erlegen. Er wurde in seinem gänzlich verqualmten Zimmer, das er allein bewohnte, am nächsten Morgen tot aufgefunden. Die vermutlich bei seinem Umsinken mitgerissene Petroleumlampe hatte einen Teil der Einrichtung in schwelenden Brand gesetzt, jedoch war es, da kein Luftzug hinzutrat, zu einem Feuerausbruch nicht gekommen. Der Verstorbene wurde am 28. Januar von den Malteiner Bergführern zur letzten Ruhestätte nach Fischertratten bei Gmünd getragen; die überaus große Teilnahme der Bevölkerung des ganzen Maltatales zeigte, welche Wertschätzung der greise Bergführer allgemein genossen hatte. Am Grabe hielten der evangelische Pfarrer Johne von Dornbach und Hans Fercher, Vorsitzender unserer Sektion Gmünd i. K., die einen großen Kranz gewidmet hatte, ergreifende Ansprachen, die Straßers Verdienste dankbar würdigten. Josef Straßer, 1855 als Sohn eines Maltaberger Bauern geboren, war nach Ablegung des Militärdienstes zuerst Almhalter und Holzarbeiter, später beeideter Jäger, dann begleitete er Bergsteiger als Träger und Führeranwärter auch in fremde Gebiete. Mit besonderen Erfolgen in je einem Bergführer» und Schikurs ausgebildet, wurde er über Vorschlag des die Aufsicht im Maltatal ausübenden damaligen Alpenvereinsgaues Gmünd von der Bezirkshauptmannschaft Spittal 1891 autorisiert und war bald einer der gesuchtesten Führer in der Ankogel»Hochalmspitz-Hafnergruppe. Seine liebenswürdig unverdrossene Fürsorge und nie ruhende Aufmerksamkeit sowie eine- glückliche Mischung aus Schneid und Vorsicht, mit der er — von echt alpinem Ehrgeiz erfüllt — schwierige Aufgaben auch unter ungünstigen Verhältnissen anpackte und zäh durchführte, gewannen ihm die Herzen aller seiner „Herren", die ihn bald mit Vorliebe für auswärtige Gebiete anwarben, wo ihn hohe Intelligenz und Befähigung, die Karte zu lesen, noch mehr aber sein verblüffendes Gefühl, sich im unübersichtlichen Gelände zurechtzufinden, ohne Beiziehung örtlicher Führer schöne Siege erringen ließen. In den Führerverzeichnissen des AV-Kalenders war Straßer als „erstklassig" hervorgehoben. Beigefügt sei, daß er gegen Führerlose sich stets kameradschaftlich gefällig und uneigennützig dienstbeflissen erwies und dadurch der damaligen Zeit weit voraus war, in der die meisten Berufsführer scheel auf die „wilden" Bergsteiger, die „allein" gingen, herabblickten. Auch als Erbauer zahlreicher Wege für die S. Gmünd in Kärnten wird das Andenken an ihn fortleben. Er war immer bestrebt, wirklich gediegene Arbeit zu leisten; das Geldverdienen war ihm dabei nicht die Hauptsache. An seine hervorragendste diesbezügliche Leistung erinnert über dem Klammfall im Maltatale die ihm zu Ehren benannte „Straßerwand", die er zur Anlage des kühnen, die Entfernung nach den Elendtälern und zur Osnabrücker Hütte wesentlich kürzenden Alpenvereinsweges 1896/97 durchsprengte. Als wackerer Landstürmer half er während des Weltkrieges Kärntens Grenzwall — die Karnischen Alpen — gegen Italien zu verteidigen. Nach 35 Jahren Bergführerdienst trat er in den Ruhestand und blieb stets von Dankbarkeit gegen den Alpenverein durchdrungen. Nun ruht er von seinem an vielen Mühen reichen Leben aus, und die stolzen Heimatberge auf deren Scheitel er so oft Alpinisten aus verschiedenen Ländern sorglich geführt, sehen auf sein schlichtes Grab herab.
Dr. Frido Kordon.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1933, Seite 90-91

Geboren am:
1855
Gestorben am:
26.01.1933