Seitter Hans

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Biografie:
Mit Dipl.-Ing. Dr. techn. Hans Seitter verliert der ÖAK nicht nur ein jahrzehntelanges Mitglied, sondern auch einen zielstrebigen, wertvollen Menschen, der nicht nur als Bergsteiger auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken konnte.
Noch als Mittelschüler begann er seine bergsteigerische Laufbahn. Nach der Matura (1927) stellten sich erste Erfolge ein, darunter drei Neutouren in den Radstädter Tauern und die erste Begehung der Tieflimauer-Nordwestkante im Gesäuse; daneben wurde er staatlich geprüfter Skilehrer (1931). Er hatte sicher nie die Absicht, Extrembergsteiger zu werden, aber die großen klassischen Bergfahrten, die zur Zeit um 1930 noch Geltung hatten, wie Hochtor-Nordwand (Pfannl- und Jahnweg) und Dachstein-Südwand (Steiner- und Pichlweg) lernte er kennen. Seine Ziele waren weit gestreut, von den Karawanken (Vertatscha-Nordwand) bis zum Patteriol (Sohmweg) und fast alle Ostalpengruppen lernte er kennen, darunter natürlich auch Dolomiten, Ortlergruppe und Kaunergrat; in den Westalpen war er auf Matterhorn und Zinalrothorn. Allein stieg er durch die Triglav-Nordwand. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab er alljährlich sehr reichhaltige Tourenberichte ab.
1935 machte er seinen Diplom-Ingenieur und wurde Assistent an der Wiener Technischen Hochschule, 1937 wurde er Dr. techn.
Nach dem Krieg ? er kehrte erst 1947 aus russischer Gefangenschaft zurück ? war er als Zivilingenieur für Bauwesen und als Oberingenieur bei einer Baufirma tätig.
Seit 1926 Mitglied der Austria-Bergsteigerschaft widmete er sich auch dem Vereinsleben in der Sektion Austria und war u. a. Ausschußmitglied vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Führerschaft war er tätig, zeitweise auch Leiter der Skivereinigung sowie Hüttenwart der Heßhütte. Auch nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft blieb er bis zuletzt ausübender Bergsteiger, war auf dem Montblanc, der Dufourspitze, dem Grand Combin und auf der Dent Blanche. Einer seiner letzten Bergerfolge war noch vor kurzem der Mt. Ciadenis in den Karnischen Alpen.
Hans Seitter war ein ungemein sympathischer Mensch und von weit überdurchschnittlicher Intelligenz. Sein freundliches Wesen verschaffte ihm nur Freunde, und auch wenn er einmal ein an ihn gerichtetes Ansinnen zurückweisen mußte, geschah dies in so liebenswürdiger Form, daß keinerlei Verstimmung zurückblieb. Für seine Aufgeschlossenheit allen die Alpinistik betreffenden Fragen gegenüber mag eine Episode kennzeichnend sein: als wir uns einmal zufällig im Harteisgraben trafen, machte ich ihn darauf aufmerksam, daß niemand aus unserem ziemlich großen Bekanntenkreis den alpin-historisch wichtigen Anstieg über den Handhabensteig auf das Zinödl kenne. Sofort zeigte er großes Interesse und wenig später teilte er mir mit, daß ihm dieser Aufstieg geglückt sei.
Zum Jahreswechsel machte sich bei ihm eine verhängnisvolle Krankheit bemerkbar. Sein Ende war nicht leicht, aber es war ihm wenigstens vergönnt, im Kreise seiner Familie die letzten Wochen zu verbringen.
Ehre seinem Andenken.
Bruno Streitman
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1985, Seite 100 f

Geboren am:
02.06.1909
Gestorben am:
15.05.1985

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