Raechl Walter
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Biografie:
geboren in Ansbach (Deutschland)
gestorben am Watzmanngrat (Deutschland)
Walter Raechl
Walter Raechls tödlich verlaufener Unfall wenige Tage nach unserem letzten frohen Stiftungsfest bei der „hohen Steig" oberhalb des Watzmannhauses erschütterte uns alle.
Seinem klaren und schlichten Wesen trauern seine Freunde lange nach. Raechels bescheidene Art und sein steter Kampf um sein eigentliches Lebensziel ließen ihn im Verein nicht so bekannt werden, wie es seiner Persönlichkeit entsprach. Nach vollendetem Studium der Volkswirtschaft und mehrjähriger praktischer Tätigkeit hatte er den Mut, sich zum Lehrer der Wirtschaftswissenschaften auszubilden. Als ihm nach erfolgreich abgeschlossenem Studium der neue Beruf offen stand, ging er nochmals in die Hörsäle, um sich nun endgültig geographischen Studien zu widmen. Auch diese sollten ihn zum Ziele führen. Doch in dem Augenblick, in welchem ihm eine sichere Stellung in München als Sprungbrett in die Hochschullaufbahn dienen sollte, als er das sehnlichste Ziel seines Lebens so klar und sicher vor sich hatte, wurde er abgerufen.
Sein Leben galt der Arbeit an sich selbst. Mit ungewöhnlichem Fleiß und bewundernswerter Stetigkeit ging er seinen Zielen nach.
Seine Liebe galt den Bergen. In ihnen suchte und fand er das Erlebnis, das den Alltag dann wieder schön machte. Er suchte dort seine Heimat. Dort fand er die Kraft und den Schwung für seine Studien. Seine zahlreichen Sommer- und Winterbergfahrten in den Ost- und Westalpen geben Zeugnis von seiner Sehnsucht. Dort bewährte er sich als ein sicherer, vorsichtiger Bergsteiger und als treuer, äußerst zuverlässiger Bergkamerad. Als Teilnehmer an einer Kaukasusfahrt und an der letzten Himalaja-Expedition bewies er seine Fähigkeiten als Bergsteiger von Format und gediegener Wissenschaftler.
Dieser Sehnsucht nach dem Erlebnis, nach Fernem und Neuem ist mit die Wahl seiner Lebensaufgabe, die er im Studium der Geographie fand, zuzuschreiben.
Seine guten alpinen Vorträge sind durchdrungen von stiller Heiterkeit. Seine wissenschaftlichen und alpinen Aufsätze sind in ihrer Klarheit und Gediegenheit ein Spiegelbild seines Charakters.
Der Tod entriß ihn nicht nur seinen Freunden und Kameraden, sondern auch der Wissenschaft. Sie hätte sicher einmal einen echten deutschen Gelehrten in ihm gefunden.
Erich Schulze.
Quelle: Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1934/35, Seite 4-5
Walter Raechl Zum Gedächtnis.
In den letzten Tagen des vergangenen Jahres 1934 ist der Geograph der Nanga-Parbat-Expedition, Walter Raechl, am Watzmann tödlich verunglückt, am Silvestertag haben die Teilnehmer der Expedition ihren Kameraden im stillen Haslach bei Traunstein, seiner Heimat, zu Grabe getragen. Was die deutschen Bergsteiger und die deutsche Wissenschaft an Walter Raechl verloren haben, das wissen in vollem Umfang nur wenige. Denn Schlichtheit und Bescheidenheit waren ebensosehr kennzeichnend für ihn, wie seine Tatkraft und Treue, seine Gründlichkeit, sein tiefes Wissen und starkes Streben. Voll Begeisterung und erfüllt von der Aufgabe, die ihm übertragen war, ist er in diesem Frühjahr mit uns hinausgezogen zum Nanga Parbat und hat gekämpft und gearbeitet unter Einsatz seiner ganzen Kraft. Er war bei der wissenschaftlichen
Gruppe und umkreiste mit ihr den Nanga Parbat, fast jeden zweiten Tag stand er dabei auf einem neuen Gipfel, photogrammetrierend und geographische Beobachtungen sammelnd. - Als das große Unglück über die Bergsteigergruppe hereinbrach, da war er todmüde aus dem Industal ins Hauptlager gekommen. Trotzdem ihm das Höhentraining für die höchsten Regionen fehlte, stieg er sofort mit den wenigen verfügbaren Trägern hinauf, um seinen bedrängten Kameraden zu helfen. Als letzter kehrte er von oben zurück. Ganzer Einsatz für seine Aufgabe und für seine Expeditionskameraden war für ihn Selbstverständlichkeit.
Raechl war geboren am 27. Februar 1902 in Ansdach, er studierte nach Besuch des Wilhelm-Gymnasiums in München Volkswirtschaft, er promovierte aus diesem Fach und legte das Lehramtsexamen für Wirtschafts-Wissenschaft und Geographie ab. Seit 1921 war er Mitglied des Akademischen Alpenvereins München. Als solches hat er eine umfangreiche bergsteigerische Tätigkeit entfaltet. Von Sommer- und Winterbergfahrten in allen Teilen der Alpen künden die Jahresberichte des Akademischen Alpenvereins München, darunter von schwierigen Kletterturen besonders im Montblancgebiet u. a., Schifahrten auf alle wichtigen Gipfel der Berner Alpen. Der Sommer 1929 sah ihn mit Merkl und Bechtold im Kaukasus, eine Reihe schwierigster, kühner Erstersteigungen und -begehungen gelang ihm bei diesem in vieler Hinficht vorbildlichen Unternehmen. Während der folgenden Jahre stand feine bergsteigerische Tätigkeit unter dem Zeichen der Wissenschaft. Er beteiligte sich am Gletscherkurs auf der Pasterze, an den photogrammetrischen Arbeiten für die Karten des Alpenvereins und begann eine große geographisch-morphologische Forschungsarbeit selbständiger Art im Pitztal. Wie wenigen, stand ihm so bergsteigerisches und wissenschaftliches Können zu Gebote, als der Ruf an ihn erging, bei der Nanga-Parbat-Expedition die deutsche Geographie zu vertreten. All das Schwere, was diese Expedition ihm gebracht hat, konnte er meistern und mit reichem Beobachtungsmaterial kehrte er in die Heimat zurück. Nun ging er mit doppelter Kraft an die Arbeit, er hatte eine Stellung als Studienrat an der Münchner Handelsschule übertragen bekommen, seine Freizeit widmete er der Auswertung des Expeditionsergebnisses. Nachdem er in den letzten Jahren einige kleinere Aufsätze im „Bergsteiger" und in den „Mitteilungen" veröffentlicht hatte, erschien vor kurzem sein erstes größeres literarisches Werk, der Beitrag zum Buch von Herzog: „Kampf um die Weltberge" für das er den Kaukasus bearbeitet hat. Da spricht zu uns das Können des gediegenen Fachmannes auf wissenschaftlichem Gebiet und des um höchste Ziele ringenden Bergsteigers, aber auch eine tiefe Liebe zur Natur und Großartigkeit der Berge.
Walter Raechl stand auf einem Höhepunkt seines Lebens, große Aufgaben standen ihm noch bevor, nun hat ihn der Tod erbarmungslos herausgerissen aus seinem Schaffen und aus unserer Mitte. Um ihn trauern in tiefem Schmerz mit seinen Angehörigen und seiner Braut wir Teilnehmer der Nanga.Parbat-Exftedition, die deutschen Bergsteiger und die deutsche Wissenschaft. Eine der besten Zukunftshoffnungen deutschen Bergsteigertums und deutscher Wissenschaft ist mit ihm ins Grab gesunken. Rein und klar aber soll das Bild dieses geraden, schlichten, kerndeutschen Mannes stets vor uns stehen, in tiefer Dankbarkeit werden wir stets dieses treuen Kameraden gedenken, möge sein trefflicher Charakter vorbildlich für alle Zukunft sein!
Richard Finsterwalder, Hannover.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1935, Seite 33
Raechl Walter, * Ansdach,später München,Haslach bei Traunstein, + Watzmann
Viele schwere Bergtouren im Montblancgebiet und Berner Alpen
1923 1.Beg.Totenkirchl-Nordwand „Bauerweg“,IV,150 HM,2193m, (Wilder Kaiser)
1929 Acht Erstbegehungen im Kaukasus
1929 1.Beg.Koschtan-Tau-Nordgrat,5145m, (Kaukasus)
1929 1.Beg.Kulak-Tau,4062m, (Swetgargruppe,Kaukasus)
1929 1.Beg.Tawiriani-Tau,4130m, (Swetgargruppe,Kaukasus)
1929 Best.Sarikol-Basch,4257m, (Kaukasus)
1929 3.oder 2.Beg.Uschba-Südgipfel „Schulzeweg“,4698m, (Kaukasus)
1929 Best.Elbrus,5629m, (Kaukasus)
1934 Teiln.Nanga Pabat-Expedition
Gerd Schauer, Isny
Geboren am:
27.02.1902
Gestorben am:
12.1934
Erste Route-Begehung