Haff Robert

(Bearbeiten)
Foto gesucht!
Biografie:
Robert Haff
DR. med., Praktischer Arzt
Am 25. August 1959 traf sich ein kleiner Kreis von AAVM-lern auf dem Ostfriedhof in München, um in aller Stille unserem lieben Robert Haff das letzte Geleit zu geben.
Es liegt eine besondere Tragik darinnen, daß Haff, der als Arzt so vielen Bergkameraden durch seinen Rat und sein Wissen geholfen hat, selbst hilflos einer unheilbaren Krankheit erliegen mußte, deren Ursache wohl schon bis zum ersten Weltkrieg zurückreicht, und die sicher von ihm selbst lange vorher erkannt und in ihrem Ende befürchtet wurde.
Diese Ahnung war wohl auch die Ursache, daß er in den letzten Jahren kaum noch im Verein gesehen wurde. Wie ein Gamsbock — als passionierter Jäger gebrauchte er selbst oft diesen Vergleich — der sein Ende nahen fühlt, in die einsamsten Kare zurückweicht, so schloß er sich in seinem Haus in Grünwald von seinem vertrauten Kameradenkreis ab und nur ganz wenige wußten, wie es in Wirklichkeit mit ihm stand. Es war ihm beschieden, dieses Haus, das er sich wohl als seinen Ruhesitz erbaut hatte, nach langen Jahren der Beschlagnahme durch die Besatzungsmacht wieder beziehen zu können.
„Haferl", wie er bei uns im AAVM hieß, war eine der markantesten Persönlichkeiten in unserer Gemeinschaft, nicht am Vorstandstisch oder im Vereinslokal, aber in den Bergen, auf der Hütte, bei den Skiabfahrtsrennen oder wo sonst der Verein zu fröhlichem Tun in den Bergen zusammenkam, Er war einer der unkonventionellsten Menschen, dem jeder Zwang und jede durch Satzung auferlegte Verpflichtung zuwider war; lieber blieb er einige Meter unter dem Gipfel sitzen, als die Verpflichtung einzugehen, ihn im Tourenbericht nennen zu müssen. Es ist daher auch sehr wenig über seine bergsteigerische Tätigkeit bekannt, denn seinen letzten Tourenbericht hat er im Jahre 1909 eingereicht!
Haff trat im Wintersemester 1906/07 dem AAVM bei. Gelegentlich hatte er als Aktiver auch einmal einen Posten im Aktivenausschuß, doch das war für die Dauer eines Semesters nur eine Ausnahme. Seine Fahrten-berichte enthielten viele Winterbesteigungen seiner heimatlichen Berge um Pfronten im Allgäu, im Wetterstein und im Karwendel. 1907 war er auch schon in den Westalpen: Matterhorn über den Zmuttgrat, Überschreitung der Grépon, in späteren Jahren die Grandes Jorasses, Dent Blanche, Monte-Rose-Ostwand, Montblanc, Aiguille Verte und viele andere zählen zu seinen Touren in den Jahren bis zum ersten Weltkrieg. Eine seiner schönsten Bergfahrten war die Erstbegehung der Wetterkante zur Mittleren Wetterspitze gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder. Im ersten Weltkrieg war er Oberarzt an der Front und erhielt das Eiserne Kreuz I. Klasse. Nach dem Krieg ging er viel mit den jungen Bergsteigern des AAVM in die Berge: Georg v. Kraus, Bachschmidt und viele andere waren seine unzertrennlichen Bergkameraden, mit denen er auch die Westalpen noch wiederholt aufsuchte. Am schönsten war es aber auf seiner Jagdhütte am Wendelstein und später in den Lechtaler Alpen. Manche von ihm geschossene Garns wurde von der Aktivitas bei Maria Schrott auf der Gaudeamushütte mit den dort so berühmten Knödeln verspeist und da war Haferl dann in seinem Element: Bis zum frühen Morgen konnte er zur Klampfe immer wieder neue Berg- und Jägerlieder vortragen, und manches Skirennen wurde so nach durchsungener Nacht gestartet.
Mit Haff verliert der Verein eine seiner liebenswertesten Persönlichkeiten, für die Bergsteigen nicht Zweck war, sondern frohes Erleben und Gemütlichkeit im Kreise gleichgesinnter Kameraden. Der Dank für die vielen frohen Stunden, die er uns geschenkt hat, und der Dank vieler Bergkameraden an ihn als Sportarzt, wird die Erinnerung an ihn stets wachhalten.
Hans Reimer
Quelle: Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1958/59, Seite 4-6


Gestorben am:
08.1959

Erste Route-Begehung