Planck Karl
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Biografie:
Karl Planck.
Schon in früher Jugend hat Karl Planck die Berge kennen und lieben gelernt. Vom Grundner Hof am Tegernsee war er oft ausgezogen zu genußvoller Bergfahrt; an der Seite seines Vaters, des theoretischen Physikers Geheimrat Max Planck, waren ihm in jungen Jahren die Herrlichkeiten der Bergwelt vor Augen getreten. Es war darum selbstverständlich, dass er als Student München als seine erste Universitätsstadt besuchte. Den Reiz des Bergsteigens, der Kletterei hat er am Kletterberge seiner Sommerheimat, dem Plankenstein, kennen gelernt; bald gingen seine Ziele höher und statt seine juristischen Vorlesungen allzu eifrig zu besuchen, zog er hinaus ins Wetterstein, in das Kaisergebirge. Das Leben in der Bergwelt hatte ihn seinem ursprünglichen Berufe entfremdet, er wurde Geograph. Obwohl er in Berlin und Wien studierte, zog ihn doch München wieder end¬gültig an. Planck arbeitete unter Prof. v. Drygalski in München und suchte sich als sein besonderes Arbeitsfeld das Allgäu aus. In München erst begannen sich seine alpinen Fähigkeiten ganz auszubilden, seine Wünsche und Ziele gingen höher und weiter. Was er als Kletterer erreichte, zeigen Touren wie Alleinbezwingung des Botzong- und Pfannkamins, eine Durchkletterung der West¬wand des Totenkirchls auf neuem Wege. Obgleich Planck als Skiläufer gerne im Sprunge das sportliche Moment betonte, war ihm der Ski das Mittel großzügiger Winterturen im Glocknergebiet, Monte Rosa, Bernina. Dann und wann legte er die flinken Bretter beiseite und rückte mit Schneereifen und Eisen einer kühnen Felsgestalt, die im winterlichen Schneekleide prangte, zu Leibe. Musterstein und der kleine Waxenstein waren solche Winterziele, die er erreicht. Und damit war der Weg gebahnt, die gewaltigen Viertausender der Schweiz mit Erfolg anzugehen. Planck stieg in langsamer, sicherer Stufenleiter auf und war darum bald in den Regionen der Eisriesen des Berner Ober¬landes, des Wallis und der Montblanc-Kette heimisch.
Plancks Eigenart war seine vollkommene Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, sein wahrhaft vornehmer, kameradschaftlicher Geist; ein Tourengefährte von völliger Sicherheit im Eis und Fels, der auch in heiklen Augenblicken nie Ruhe und Fassung verlor. Ich denke an eine mißglückte Bergfahrt im Gebiete der Bernina, die mit einem winterlichen Freilager im Schneesturme endete. Keiner von uns Dreien, die wir in einer mit den Skiern gegrabenen Grube dem jagenden Sturme lauschten, wußte, wie uns der kommende Morgen finden würde. Der sonst so stille, ruhige Planck empfand das Biwak als ein großes, begeistert aufgenommenes Erlebnis, das ihm zeigte, daß er auch diesen Anforderungen gewachsen war. Er war ein scharfer Denker, ein starker Kritiker an sich und andern. Wie er über den Alpinismus dachte, zeigen zwei grundverschiedene Artikel „Die fernere Zukunft des Alpinismus" und „Das künstlerische Moment im Alpinismus". (Beide in der ö. A. Z.). In dem einen bricht sich ein gewisser Pessimismus Bahn, während man im zweiten erkennt, wie er sehenden Auges durch die Berge zog und ihm die alpine Landschaft ähnliche Werte gab, wie die Musik, der er den letzten Teil seines jungen Lebens widmete. Planck hat nie über Bergfahrten als solche geschrieben, es lag seiner Natur nicht, seine Leistungen hervorzuheben, er unternahm seine Touren für sich, behielt die Kämpfe und Stürme in seinem Herzen und ließ andere nur das Ergebnis seines Werdens schauen.
Gemeinsam mit anderen Mitgliedern des A.A.V.M. begann er im Jahr vor dem Kriege einen Führer für die Mieminger Berge zu bearbeiten; jäh wurde diese Tätigkeit unterbrochen. Im Gedenken an Planck, als Vermächtnis eines toten Freundes wird der Führer fertiggestellt; der Teil, den er bearbeitet, ist nicht umsonst geschaffen worden.
Der Krieg kam; wie bei manchem Bergsteiger wurde im ersten Ansturm der Millionen von Freiwilligen Plancks körperliche Kraft verkannt, er wurde überall abgewiesen. Im Winter 1914/15 erst gelang es ihm, in ein Skibataillon zu kommen. Planck stand im Westen, eine Verwundung hatte er gut überstanden, dann zog er von neuem ins Feld. Sein kühner Mut, der gerne der Gefahr trotzte, fand die Befriedigung, die ihm das Studium nicht hatte geben können, im Kampfe: Er wurde aktiver Offizier. Als im Frühjahr 1916 die schweren Kämpfe vor Verdun einsetzten, stand er als Infanterieleutnant in vorderster Linie. Am 26. Mai, bei einer nächtlichen Erkundung traf ihn vor Thiaumont die tötliche Granate. Wenn je einer, starb er im Höhepunkt seines inneren Erlebens.
Herbert Burmester.
Quelle: Der Akademische Alpenverein München im Kriege (1914-1918), XXIII. – XXVI.Vereinsjahr, Seite 64-65
Gestorben am:
26.05.1916
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