Schlagintweit Hermann von

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Biografie:
Schlagintweit Hermann von, * 13.5.1826 in München, später Berlin u.Schloß Jägernburg bei Forchheim
+ 19.1.1882
Als Gebrüder Schlagintweit wurden die fünf Söhne (Hermann, Adolf, Eduard, Robert und Emil) des Augenarztes Joseph Schlagintweit (1792–1854) bekannt. Sie waren unterwegs als Wissenschaftler, Forschungsreisende und Bergsteiger.
Adolf (Adolph) und Hermann Schlaginweit machten schon in jungen Jahren ausgedehnte geografische Beobachtungen in den Ostalpen und eigneten sich dabei die wesentlichen Fähigkeiten für ihre späteren Untersuchungen in Asien an.
Die Jahre 1854-1857 verbringen die Brüder Adolph, Hermann und Robert Schlagintweit in Indien und Hochasien und des Himalaya-Gebietes. Am 26.10.1854 wird Bombay, das Tor Indiens, erreicht. Von hier aus durchqueren die Brüder auf verschiedenen Wegen Südindien, um nach Madras zu gelangen. Dort schiffen sie sich nach Calcutta ein. Hier trennen sich die Wege der Brüder für längere Zeit.
Hermann begibt sich auf eine Reise entlang des Brahmaputras. Er durchquert Bengalen und gelangt schließlich auf das Dach der Welt nach Darjeeling. Dort entsteht ein Aquarell des Mt. Everest, eine der zahlreichen aufschlußreichen Landschaftsdarstellungen. Auf dem Brahmaputra und der Tista gelangt Hermann nach Assam. Von dort aus führt ihn ein Abstecher nach Bhutan, ins Mönchskloster Narigun. Nach dem Studium des Lebens der Mönche kehrt Hermann im März 1856 nach Kalkutta zurück.

1842 Erste große Bergwanderung in den Bayerischen Alpen
1847 1.Beg.Similaun-Westgrat,3606m, (Ötztaler Alpen)
1848 1.Beg.Racherin-Südwestanstieg,3093m, (Glocknergruppe) (1848)
1848 Best.Großglockner,3798m, (Hohe Tauern)
1848 1.Best.Guslarspitzen,3147m, (Ötztaler Alpen)
1851 2.Best.Monte Rosa-Dunantspitze (Ostspitze),4632m, (Walliser Alpen)
1851 Best.Monte Rosa-Dufourspitze bis 7 m unter Gipfel,4634m, (Walliser Alpen)
1854 1.Überquerung Kun-Lun-Kette, (Tibet)
1855 Teilnehmer Englisch-Deutsche Himalaya-Karakorum-Expedition, (Nepal)
1855 1.Best.Jantipass,5650m, (Tibet)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Quelle: Der Bergsteiger 1938/39, Seite 97 ff

(+) Hermann von Schlagintweit,
einer von jenen Brüdern, die sich durch ihre grossen Weltreisen und epochemachenden Forschungen in fremden Continenten einen Weltruf errungen haben, ist am 19. d. M. in München verschieden. Die "Presse" schreibt über denselben: ,Er (Hermann) war 1825 zu München geboren und erhielt dort mit seinen vier Brüdern — der Vater war ein renommirter Augenarzt — eine sorgfältige Erziehuug. Er und sein Bruder Adolph beschäftigten sich schon früh mit selbstständigen physikalischen und geologischen Forschungen und veröffentlichten im Jahre 1850 über die höchste Spitze des Monte-Rosa ihre Forschungen in den Alpen ein Werk, durch welches sie sich Humboldt’s Gönnerschaft erwarben.
Sie besuchten dann gemeinsam England und Schottland und bestiegen am 23. August 1851 als die Ersten die höchste Spitze des Monte-Rosa *)
Hermann Schlagintweit lebte dann in Berlin, wo er Meteorologie und physikalische Geographie an der Universität vortrug. Er construirte damals mit seinem Bruder Adolph zwei Reliefs vom Monte-Rosa und von der Zugspitze und pflog mit seinem vierten Bruder Robert neue Untersuchungen über die Alpen. Diese drei Brüder unternahmen auch gemeinsam, im Auftrage der Ostindischen Compagnie, eine Reise nach Ostindien. Dort durchforschten sie das Land nach allen Richtungen indem sie dasselbe einzeln durchzogen und immer wieder zusammentrafen. Die Hauptresultate ihrer Reise waren die wissenschaftliche Erforschung des früher gänzlich unbekannten Karakorums und des nur durch die Aussagen von Eingebornen bekannten Kuen-Lun. Nach der Rückkehr im Jahre 1857 liess sich Hermann anfangs in Berlin nieder, bis er endlich in München seinen bleibenden Aufenthalt nahm. Ihre Verdienste, namentlich jene Adolph’s und Hermann’s wurden von gelehrten Vereinen mehrfach anerkannt.
König Maximilian von Baiern erhob sie in den erblichen Adelsstand und Hermann erhielt 1864 noch speciell den Beinamen Sakünlünski. Von Kaiser Max wurde er mit dem Commandeurkreuz des Guadeloupe- Ordens ausgezeichnet. Hermann war Mitglied der Akademie in München. Sein Hauptwerk war das über die Ergebnisse der indischen Reise veröffentlichte, das neun Bände Text und einen Atlas von etwa 120 Karten enthielt.
*) Ist falsch, die höchste Spitze des Monte-Rosa wurde zum ersten Male 1855 vom Engländer Smith mit Führer Joh. Zum Taugwald, und zum zweiten Male im selben Jahre von den Schweizern Weilenmann und Bucher mit Taugwald und anderen Führern erstiegen.
Die Red.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1882, Folge 80, Seite 023

Quelle: Alpinismus 1982, Heft 12, Seite 32 ff

Geboren am:
13.05.1826
Gestorben am:
19.01.1882

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