Margulies Otto

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Biografie:
Otto Margulies, * Wien, + Hochtor-Nordwand (Wettersturz)

Bereits als Kind wurde Otto Margulies von seiner Mutter sportlich gefördert. Schon ab seinem 13. Lebensjahr unternahm er schwierigere Bergfahrten. 1917 legte er vorzeitig die Matura am Elisabeth-Gymnasium (Wien 5) ab und rückte daraufhin als Kriegsfreiwilliger zur Gebirgsartillerie in Payerbach ein. Im Oktober desselben Jahres stürzte er während einer Tour auf der Rax vom Wiener Neustädter Steig ab und zog sich eine schwere Beinverletzung zu. Infolge eines Behandlungsfehlers musste das Bein später amputiert werden. Durch unermüdliches Training gewann er rasch seine sportlichen Fertigkeiten zurück und entwickelte, angepasst an seine Möglichkeiten als Prothesenträger, eigene Techniken zur Bewältigung alpinen Terrains, einschließlich des Schifahrens. Dennoch führte er weiterhin extreme Bergtouren in den Ost- und Westalpen. Er betätigte sich überdies als Schwimmer und Kunstspringer beim Schwimmklub Austria sowie als Fechter.
Nach dem Krieg belegte er in Wien unter anderem Lehrveranstaltungen in Chemie und Germanistik und arbeitete als Bankbeamter.
1920 trat er der Sektion Bayerland des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DÖAV) bei. 1921 schloss er sich der als Reaktion auf die antisemitische Ausrichtung des DÖAV gegründeten Sektion Donauland an, deren Ausschussmitglied und 2. Schriftführer er war. Außerdem gehörte er den Naturfreunden bzw. deren „Alpinistengilde“ an. Trotz seiner Behinderung erbrachte Margulies beachtliche alpinistische Leistungen. Als Alleingeher oder Führender erreichte er mehr als dreißig Gipfel über 3000 Meter Höhe. Aufgrund seiner körperlichen Einschränkung wählte er hauptsächlich Kletterrouten. So schaffte er zum Beispiel die Südostwand des Totenköpfl im Gesäuse. Zu seinen Tourenpartnern gehörten Karl Hanns Richter und Hans Eitelberger.
Margulies trat außerdem als Verfasser von Tourenberichten hervor, die durch die schonungslose Darstellung seines Kampfes gegen sein physisches Handicap beeindrucken. Mit seinen Bemühungen, insbesondere die Gruppe der Kriegsinvaliden zu alpinsportlicher Betätigung zu ermutigen, kann er heute als Pionier des Behindertensports gelten. Im Alpenverein bekommt er den Antisemitismus auch dadurch zu spüren, dass ihm im Gutenberghaus selbst als einbeiniger Bergsteiger, die Übernachtung zu verwehren versucht wurde.
Ende Juni 1925 fand er zusammen mit drei Bergkameraden, Ernst Glattau, Hans Spiegler und Franz Wegscheider, auf der Jahn-Zimmer-Route der Hochtor-Nordwand bei einem plötzlichen Wettersturz den Tod. Er wurde auf dem Bergsteigerfriedhof in Johnsbach beerdigt. Eine Gedenktafel westlich des Hochtorgipfels erinnert an das tragische Ereignis.

1920 1.Beg.Sommerstein-Nordwand,2308m, (Berchtesgadener Alpen,Salzburg)
1923 Best.Pointe Helbronner,3462m, (Montblancgebiet)
1923 Best.Grand Flambeau,3566m, (Montblancgebiet)
1923 Best.Dent du Géant,4013m, (Montblancgebiet)
1924 1.Beg.Hohenwartkopf-Südgrat,3308m, (Glocknergruppe)
Beg.Vers.Hochtor-Nordwand,2369m, (Gesäuse)
Best.Seekopf,3061m, (Verwallgruppe)
Best.Hoher Sonnblick,3106m, (Goldberggruppe,Salzburg)
Best.Dreiländerspitze,3197m, (Silvretta)
Skibest.Kitzsteinhorn,3203m, (Hohe Tauern)
Skibest.Hoher Sonnblick,3106m, (Goldberggruppe)

Gerd Schauer Isny im Allgäu

Geboren am:
24.05.1899
Gestorben am:
29.06.1925

Erste Route-Begehung