Weitzenböck Richard

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Biografie:
gestorben in Jodlowa (Polen)

Dr. Richard Weitzenböck (+)
Bei Jodlowa in Galizien ist am 19. Dezember 1914 Dr. Richard Weitzenböck, Privatdozent und Assistent für Chemie an der Universität Graz, im Alter von 31 Jahren an der Spitze seiner stürmenden Kompagnie gefallen. Ein Mann von seltener Tüchtigkeit ist mit ihm dahingegangen, ein hochbegabter Gelehrter, der trotz seiner Jugend schon eine geachtete' Stellung unter seinen Fachgenossen einnahm und für die Zukunft zu großen Hoffnungen berechtigte. Für die deutsche Bergsteigerwelt bedeutet sein Tod einen schweren Verlust. Körperlich und geistig von der Natur mit reichen Gaben ausgestattet, war Dr. Weihenböck wie wenige zu bergsteigerischen Höchstleistungen befähigt; aus sich selbst heraus, ohne jemals unter der Leitung eines alpinen Lehrmeisters gestanden zu haben, hat er sich zu einem der besten unter den Bergsteigern der Gegenwart entwickelt.
Er ist nicht in einseitiger Sportkletterei aufgegangen, sondern er hat stets genau wie unsere besten Meister nach allseitiger bergsteigerischer Ausbildung gestrebt. Mit systematischer Gründlichkeit hat er als junger Student in monatelangen Wanderfahrten die Berge seiner steirischen Heimat und die Dolomiten, sowie fast den ganzen Zentralalpenkamm östlich vom Brenner durchzogen und alle Hochgipfel der Ortlergruppe in lang ausgedehnten Grattouren überschritten. Vorliebe und besondere Eignung für Touren großen Stils führten ihn schon früh in die Westalpen. Die Montblancgruppe und das Wallis waren seine Lieblingsgebiete, in denen er seit acht Jahren den größeren Teil der Sommerferien zubrachte.
So zählt Dr. Weitzenböcks Tourenliste 40 Viertausender unter den rund 700 verschiedenen Gipfeln, die er während seiner zwölfjährigen bergsteigerischen Tätigkeit erstiegen hat. Von seinen zahlreichen und schwierigen Touren hat Weitzenbock nie irgend ein Aufhebens gemacht. Rekordsucht war ihm — einem außergewöhnlich flinken und ausdauernden Hochtouristen — immer ebenso fremd wie die Jagd nach Erstersteigungen; über manche seiner großen Touren an der Montblancgruppe erfuhr er erst nachträglich, dass er damit neue Wege erschlossen hatte. So gern er die Erfolge und Fähigkeiten anderer anerkannte, so wenig duldete er, dass man die seinen hervorhob. Mit der Bescheidenheit des wirklich Tüchtigen hat er niemals danach getrachtet, im alpinen Leben eine führende Rolle zu spielen, so sehr er auch nach seinen Fähigkeiten und Erfolgen dazu berechtigt gewesen wäre. Einfach, grad und freimütig in seinem Wesen und Auftreten, ein Feind leerer Äußerlichkeiten und Formen, scharf und klar in seinem Denken, dazu von unverwüstlichem, kräftigem Humor, so gewann Dr. Richard Weitzenböck die Herzen seiner Bergkameraden und aller, die ihn näher kannten. Der Geist der schlichten Sachlichkeit-, der einen Grundzuq seines Wesens bildete, spricht auch aus seinen alpinen Aussätzen, in denen er wie in seinen zahlreichen, von gediegenem Humor erfüllten Vorträgen jeden theatralischen Aufputz und Effekt vermied. Die „Österr. Alpenzeitunq zählte ihn zu ihren eifrigen Mitarbeitern, auch in den „Mitteilungen" und in der „Deutschen Alpenzeitung hat er gelegentlich Aufsätze veröffentlicht. Mit seinem weitverbreiteten, vorzüglichen Führer durch die Montblancgruppe, den er in Verbindung mit Ing. Reuschel und
Dr. W. Martin verfaßte, hat er sich ein dauerndes alpines Denkmal gesetzt.
Akad.S.Graz.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1915, Seite 31-32

Quelle: Adolfo Hess - Saggi sulla psicologia dell'alpinista, Torino 1914, Seite 570 ff (siehe Anhang)


Gestorben am:
19.12.1914
application/pdf Weitzenbck_Richard_-_Hess_Sulla.pdf

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