Paulcke Wilhelm
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Biografie:
Paulcke Wilhelm Dr.,* Leipzig, ab 1880 Davos, 1884 Baden-Baden (Schwarzwald),
1885 München, 1887 Baden-Baden, 1894 Freiburg, 1905 Karlsruhe, + Karlsruhe
Der gebürtige Sachse aus Leipzig Wilhelm Paulcke war ein deutscher Geologe, Lawinenforscher und Pionier des alpinen Skilaufs sowie des militärischen Skibergsteigens in Europa. Er hatte sich einen Namen als Skipionier, Kletterer, Lawinenforscher und Geologe gemacht. Auf ihn gehen maßgeblich die Gründungen des Deutschen (DSV), des Österreichischen (ÖSV) sowie des Mitteleuropäischen Skiverbandes (MESV) 1905 zurück.
Er siedelte 1880 mit seinen Eltern nach Davos um. Dort zeigte er Interesse an den Bergen. Sein erster Gipfel war 1881 das harmlose Schiahorn. Als Neunjähriger durfte er mit seinem Vater und Christian Klucker auf den Piz de la Margna im Engadin. 1883 bekam er die ersten Ski aus Norwegen. Er und sein Schulkamerad A.von Funke zählten zu den ersten Skiläufern in Mitteleuropa. In Davos wurde der Grundstein für seine Schnee- und Skibegeisterung gelegt. Im Schwarzwald ging er auf Kletter- und Skitouren und gehörte bald zu einer Gruppe von Skiläufern, denen Raymond Pilet, Ski-Erstbesteiger des Feldberges und damals französischer Botschaftssekretär, Ski-Unterricht erteilte.
1884 zog er zu seinem Onkel nach Baden-Baden und begann an den Felsen des Battert zu klettern.
Ab 1885 wurde er Erschließer der Kletterfelsen im Battert (Baden-Baden,Schwarzwald). Fast alle bedeutenderen Felsen im Battert wurden von Paulcke und seinen Kameraden bestiegen. 1890 wurde eine Route im Battert nach ihm benannt. Zwei Felstürme tragen Paulckes Namen. Der eine befindet sich im Höllental im Südschwarzwald, der andere Turm,3073m, steht in der Fluchthorngruppe in der östlichen Silvretta. Mit Ferdinand Fuchs gelang Paulcke am 6.September 1906 die erste Besteigung und erhielt den Namen Paulcketurm.
1894 erregte Paulcke Aufsehen mit der Skiüberquerung des Feldbergmassives im Schwarzwald. Seine erste große Skihochtour führte er 1896 mit Victor de Beauclair auf den 3327m hohen Oberalpstock schaffte die erste Skibesteigung eines Dreitausender in der Schweiz. 1896 holte sich Paulcke weitere Skierfolge im Gotthardgebiet: Fibbia,2742m und Pizzo Lucendro,2959m. 1897 gelang ihm die erste Skidurchquerung der Berner Alpen vom Grimselpass ins Rhonetal zusammen mit Beauclair, Ehlert, Lohmüller und Mönnichs.
Im Sommer 1897 kam Paulcke erstmals in die Dolomiten. Seine ersten Gipfel waren Dreischusterspitze, Zwölfer, Kleine Zinne, Fünffingerspitze mit „Schmittkamin“.
Am 14. September 1897 eröffneten Wilhelm von Frerichs und Wilhelm Paulcke die „Via Paulcke“ an der Südwand des Campanile Alto gegenüber dem Campanile Basso, der sich fast senkrecht von der Sentinella-Schuttterrasse erhebt. Diese elegante und exponierte Kletterei wurde nicht nur die beliebteste Route am Campanile Alto, sondern auch eine der am häufigsten wiederholten in der gesamten Brenta-Gruppe.
Allein kletterte er auf den Großen Litzner in der Silvretta. Es folgte die Erstbegehung der Litzner-Südwand. Eine sechste, selbständige, neue Route auf das Verstanklahorn in der Silvrettagruppe eröffneten am 28. August 1897 Willhelm von Frerichs und Willhelm Paulcke direkt über die Nordwand und den nordwestlichen Schlußgrat. Bei der durch schlechte Verhältnisse erhöhten großen Schwierigkeit dieses Weges benötigten sie von der Silvrettahütte aus 13 Stunden 40 Minuten bis zum Gipfel.
Dieselbe Partie schlug beim Abstieg zum Vernelagletscher einen fast durchaus neuen Weg ein, so daß auch auf der Südwestflanke jetzt zwei Routen existieren.
Diese Tour war zugleich die erste führerlose Überschreitung ( dritte überhaupt ) des Verstanklahorns.
Im Dezember 1997 kam Paulcke mit seinem Bergfreund Robert Helbling mit Skiern ins Wallis. Sie bestiegen den Monte Rosa bis auf 4200m.
1898 gelang ihm die erste Solobesteigung des Matterhorns.
Sein Lehrbuch „Die Gefahren der Alpen“, das er zusammen mit Emil Zsigmondy herausgab, und sein Werk „Praktische Schnee- und Lawinenkunde“ wurden zu den Standardwerken in der alpinen Ausbildung.
Wilhelm Paulcke hatte auch seine unrühmliche Vergangenheit. Er war deutschnational orientiert und Verehrer Nazideutschlands. Nach dem 1.Weltkrieg setzte er sich für die Revision des Versailler Vertrages ein. 1936 fühlte er sich geehrt, anlässlich der Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen mit dem „Führer“ zusammenzutreffen, und war nach dieser Begegnung euphorisiert.
In seinem Buch und Autobiografie aus dem Jahre 1936 „Berge als Schicksal“ erwähnte Paulcke seine früheren Skisportkameraden und damaligen „Rassenhygieniker“ Erwin Baur und Eugen Fischer (Mediziner) und nannte sie „die hervorragenden Forscher der Vererbungs- und Rassenlehre“. Das ganze Buch ist eine schlechte Mischung von Deutschtümelei und Heroisierung des Bergsteigens.
Er wurde mit der von Reichspräsident Paul von Hindenburg gestifteten Goethemedaille ausgezeichnet und erhielt 1943 den Großen Ehrenbrief des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen.
1881 Best.Schiahorn,2709m, (Plessur-Alpen,Graubünden)
1882 Best.Piz de la Margna,3159m, (Berninagruppe)
1885 1.Best.Paulcketurm, (Höllental,Südschwarzwald)
1890 1.Beg.Disgrazia-Südwestwand,IV-, (Battert,Schwarzwald)
1890 1.Beg.Disgrazia-Nordwand,V-, (Battert,Schwarzwald)
1894 1.Skiüberschr.Feldberg,1493m, (Schwarzwald,Baden-Württemberg)
1895 1.Überschreitung Annakogel-Hochwilde-Südgipfel-Nordgipfel,3482m, (Ötztaler Alpen)
1895 1.Beg.Großlitzner-Südwand,3109m, (Silvretta) / 1895
1896 1.Skibest.Oberalpstock,3328m, (Glarner Alpen,Graubünden,Schweiz)
1896 1.Skiüberschr.Grimsel, (Berner Alpen)
1896 1.Skibest.Fibbia,2742m, (Gotthardgebiet,Schweiz)
1896 1.Skibest.Pizzo Lucendro,2963m, (Lepontinische Alpen,Tessin)
1897 Best.Dreischusterspitze,3152m, (Sextener Dolomiten)
1897 Best.Hoher Zwölfer,3094m, (Sextener Dolomiten)
1897 Best.Kleine Zinne,2857m, (Sextener Dolomiten)
1897 Beg.Fünffingerspitze-Südostwand "Schmittkamin",IV+,2996m, (Langkofelgruppe,Dolomiten)
1897 1.Beg.Campanile Alto-Südwand,III-,170 HM,2937m, (Brenta,Dolomiten)
1897 Alleinbest.Großer Litzner,3109m, (Silvretta)
1897 1.Beg.und Überschr.Verstanklahorn-Nordwand/Nordwestgrat-Südwestflanke, 3298m, (Silvretta)
1897 1.Skidurchquerung Berner Alpen von Guttannen-Grimsel-Grünhornlücke-Konkordia-Brig, (Berner Alpen)
1897 1.Skibest.Vers.Monte Rosa-Dufourspitze bis 4200m,4634m, (Walliser Alpen)
1898 1.Alleinbeg.Matterhorn-Nordostgrat "Hörnligrat",III+,4478m, (Walliser Alpen)
1898 1.Alleinbeg.Matterhorn-Nordwestgrat "Zmuttgrat",4478m, (Walliser Alpen)
1906 1.Best.Heidelberger Spitze,2965m, (Silvretta)
1906 1.Best.Mundinturm (Tuor dal Mundin),3120m, (Muttlergruppe,Samnaun,Graubünden)
1906 1.Best.Paulcketurm,III-IV,3072m, (Silvretta)
1909 1.Beg.Piz Mundin von Osten,3146m, (Muttlergruppe, Samnaun,Graubünden)
1.Beg.Bügelgrat, (Samnaungruppe)
1.Best.Modinstock, (Samnaungruppe)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Prof. Dr. Wilhelm Paulcke zum 70. Geburtstag.
Der Führer hat Prof. Dr. Wilhelm Paulcke in Riederau am Ammersee aus Anlaß der Vollendung seines 70. Lebensjahres am 9. April d. J. in Würdigung seiner Verdienste als Pionier des Skilaufs wie als Forscher in der wissenschaftlichen Schnee- und Lawinenkunde die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Der Stellvertreter des Vereinsführers des Deutschen Alpenvereins, Dr R. Knöpfler, sandte Prof. Paulcke folgendes Glückwunschschreiben: „Zur Vollendung Ihres 70. Lebensjahres übermittle ich Ihnen Namens des Vereinsführers des Deutschen Alpenvereins, Herrn Reichsministers Dr. Seyß-Inquart, den herzlichen Glückwunsch der deutschen Bergsteiger. Der Deutsche Alpenverein ist mit Ihnen und Ihrer Arbeit besonders verbunden durch Ihre bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet des alpinen Skilaufs und der Lawinenforschung, darüber hinaus aber noch durch Ihre langjährige Mitarbeit im Hauptausschuß. Es ist mir ein Bedürfnis, dieser Ihrer in allen Bergsteigerkreisen anerkannten Arbeit besonders zu gedenken und hierbei den Wunsch auszusprechen, daß Sie auch weiterhin an der Arbeit des Deutschen Alpenvereins Anteil nehmen werden."
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1943, Seite 4
Prof. Wilhelm Paulcke (+)
In Karlsruhe starb an den Folgen eines tragischen Unfalls Wilhelm Paulcke im 77. Lebensjahr. Geboren 1873 in Leipzig, wuchs Paulcke in München und Baden-Baden auf, begann seine wissenschaftliche Laufbahn als Geologe 1901 an der Universität Freiburg, kam 1905 an die Technische Hochschule nach Karlsruhe und wirkte dort bis 1935. Bis zum Zusammenbruch lebte er dann am Ammersee, kehrte erneut nach Karslruhe zurück und wohnte dort bis zum tage seines Unfalls.
Mitprofessor Paulcke ging einer jener Männer von uns, die nicht vergessen sein werden. Solange es Berge gibt. Er war ein eifriger, beispielgebender Verfechter des führerlosen Bergsteigens, trug Gipfel um Gipfel in sein Fahrtenbuch ein und erwarb sich als Maler von Bergmotiven einen guten Ruf.
Er ist einer der ersten Skiläufer Mitteleuropas. Mit 10 Jahren stand er zum erstenmal auf Brettern. Bereits 1890 bestieg er als Erster die Badener Höhe im Schwarzwald mit Skiern. In München führte er den Skilauf ein, war maßgeblich beteiligt an der Gründung des Deutschen und Österreichischen Skiverbandes, an der Organisation der ersten deutschen Skiwettkämpfe und des militärischen Skilaufs. Die Schnee- und Lawinenforschung, ein von ihm neu begründeter Zweig der Wissenschaft, ist mit dem Namen Paulcke untrennbar verbunden.
Sein Buch „Die Gefahren der Alpen“, das er zusammen mit Emil Zsigmondy herausgab, seine „Praktische Schnee- und Lawinenkunde“, und sein Buche „Berge als Schicksal“ stehen in jeder alpinen Bibliothek.
St.
Quelle: Der Bergkamerad 1949/50, Seite 51
Quelle: Der Bergsteiger 1949/50, Seite 211 ff
Quelle: DAV Mitteilungen 1950, Seite 12 ff und 40
Quelle: Berge und Heimat 1950, Seite 196 und 211
W. Paulcke in Memoriam
Der Bannerträger des deutschen, des alpinen Schilaufes ist mit unserem Klubmitglied Professor W. Paulcke, der im November 1949 zu Karlsruhe unerwartet rasch an den Folgen eines Sturzes verstarb, im Schatten alles Unergründlichen entschwunden. Mit ihm scheidet eine der markantesten Gestalten aus der rasch sich lichtenden Phalanx der Pioniere, die den Schilauf in Mitteleuropa aus einem Nichts heraus zu einer ungeahnten Entwicklung führten und ebenso unermüdlich wie uneigennützig in Tat, Wort und Bild für Volkstümlichkeit dieser gesündesten Leibesübung handelten. Seine Verdienste um die durch die großzügig entwickelte Schilaufidee sind so überragend, daß der knappe raum hier nur Andeutungen erlaubt.
1873 in Leipzig geboren, bekam Paulcke, zur Kräftigung in Davos weilend, dort als siebenjähriger Bub das erste Paar Schi in die Hand. Bereits in der Schweiz versuchte er sich darauf, rasch die Eignung solchen Hilfsmittels für winterliche Bergfahrten erkennend, und warb dann unausgesetzt, nach Rückkehr zuerst in München, später in Karlsruhe und Freiburg, vor allem in Baden, Österreich und in der Schweiz zäh und zielbewußt, immer beispielgebend für den Schilauf – mit wachsendem Erfolge. Als Nansens Buch über seine Grönlanddurchquerung auf Schi 1891 erschien, fand dies in dem damals noch kleinen Kreise Schibefliessener starkes Echo, womit der organisatorisch hervorragend veranlagte Paulcke rasch diese verstreuten Häuflein schilaufender Gesinnungsgenossen zusammenfasste und im Verein mit ihnen aufsehenerregende Erfolge erzielte, die der ganzen Frage bald stärksten Auftrieb gaben. Paulcke wurde so einer der Allerersten, die den Schi im Hochgebirge anwandten, so z.B. am Oberalpstock 1897 den ersten Dreitausender mit Schneeschuhhilfe besiegend. Seine kurz darauf geglückte erste Querung einer stark vergletscherten Gruppe des Zentralen Berner Oberlandes, sein Überschreiten der 4000-Meter Grenze am Monte Rosa überzeugte rasch alle bisherigen Zweifler von der Richtigkeit Paulckescher Theorien, das verschneite Hochgebirge größeren Kreisen öffnen zu können. Auf sein Drängen wurden dann die ersten Schikurse für Bergführer durchgeführt, als Auftakt zu der winterlichen Erschließung einer bisher viele Monate lang abgeschnittenen Welt, deren Bevölkerung in der Folge nur Segen in wirtschaftlicher Beziehung wie auch in körperlicher und geistiger Erziehung verspürte, was Paulcke gleicherweise sehr am Herzen lag.
Paulckes Hauptinteresse und unausgesetzte Tätigkeit galt dann vornehmlich der Werbung für den Schilauf in Heereskreisen. Mustergültige Militärkurse, Patrouillen- und Staffelläufe führten bald zur Anerkennung beim Heere. Wohldurchdachte Vorschriften und Lehrbücher, auf eigenem Können und Erfahrungen gründend, förderten auch in Zivilkreisen sein unentwegtes Werben in der grossen Masse, so daß bei Kriegsausbruch 1914 er sofort als Führer für den deutschen Militärschilauf berufen wurde. Hier in den Vogesen, dann in Kurland, später in den Karpathen, auf dem Balkan und in Oberitalien erwarb die neue, aus Paulckes Tatkraft erstandene Bergtruppe sich hohen Ruhm, damit den besten Dank ihrem Schöpfer abstattend, dem unermüdlichen Major Paulcke, der inzwischen auch zur Errichtung und Ausbildung einer türkischen Gebirgs- und Schitruppe an die Kaukasusfront berufen wurde.
Nach Kriegsende lehrte dann Paulcke an der Karlsruher Hochschule, sich später besonders der schnee- und Lawinenforschung widmend, die uns wertvolle Erkenntnisse zur Verhütung vieler Unfälle, zur Rettung vor dem weißen Tod brachten. Noch im hohen Alter trat Paulcke trotz seiner Emeritierung nach Kriegsausklang neuerdings als Lehrer in Erscheinung.
Eine stark ihm innewohnende Werbekraft trieb ihn auch zur Mithilfe an der Erschließung der anderen Hochgebirgswelt, trieb ihn so zur Aufschließung von Kletterschulen, vor allem im badischen Battert und dem Höllentale, um die verstädterte Jugend zur Natur zurückzuführen, sie für das Hochgebirge vorzuschulen. Seine Erstunternehmungen dort wie in den Alpen, wo er die von der Führerbetreuung sich lösenden Führerlosen mannhaft vertrat, sind vorbildlich bis heute geblieben. Ein Paulcketurm im Höllentale, ein gleichnamiger Felsturm im Fluchthorngebiet zeugen von der Kühnheit damaliger Pläne wie ihrer Ausführung.
Epochemachend waren auch seine Bücher, von denen besonders seine „Gefahren der Alpen“ als Vermächtnis des gleichstrebenden E. Zsigmondy genannt werden müssen, die noch heute als Standardwerk gelten. Noch viele andere Veröffentlichungen und Bucherscheinungen sind seiner Unermüdlichkeit zu verdanken. Bemerkenswert ist sein letztes Buch „Berge als Schicksal“, das, als Selbstbiographie genommen, besten Aufschluß über sein unentwegtes Wirken und Werben gibt. Es beweist schlagend die unglaubliche Vitalität dieses Mannes, der mit wahrer Verbissenheit sich einer Idee widmete, deren Segen für die Allgemeinheit er als einer der ersten frühzeitig erkannt und immer weiter vorangetrieben hatte. Jeder ernsthafte Jungmann wird dem geistigen Berater Paulcke für solch überlegte, zielbewußte Führung zu wahrem Bergerleben dankbar sein, denn Paulcke trug seine Erfahrungen ins praktische Leben hinein, damit versuchend, auch den Charakter der von ihm Betreuten läutern zu können.
Raumenge drängt auf Abschluß, der nirgends schwerer sich auswirkt wie gerade im Falle Paulcke. Das am Heer zuerst, Winterleutnant“ benannte Vorbild für eine neue Bewegung, die zur raschen Gesundung vieler Teile deutscher Jugend führte, wurde später in Fachkreisen bereits als „deutscher Nansen“ bezeichnet. Das sagt treffender als alles, was uns Paulckes Tat und Vorbild bedeutet hat. Unermüdlich in Tat und Wort, trieb er zum Zusammenschluß aller damals gleichstrebenden Gruppen, gründete damit den DSV, im Anschluß daran mit dem MESV. (in dem deutsche, österreichische und Schweizer Schikreise sich zusammenfanden) den deutschen Schiläufern im Auslande große Erfolge, hohe Ehren und Anerkennung einbringend. Des Geschickes Tragik wollte es, daß Paulcke justament an dem Tage, als in Heidelberg der neue DSV. Gegründet ward, zu dem er als Ehrenpräsident ausersehen war, im nahen Karlsruhe beerdigt werden mußte.
Ein großer Kämpfer, ein unermüdlicher Organisatior und uneigennütziger Werber ist mit dem kernigen Manne von uns gegangen. Seinem Grundsatz getreu, „Lehren, Belehren – doch erst nach eigenen Erfahrungen, alles gründlich durch denkend, dann ausführend“, ist er so quasi in den Sielen gestorben. Mit dem als Ehrennamen ihm gewordenen Ruf, der „Lawinenprofessor“, wird er stets im Erinnern einer dankbaren Jugend bleiben, die an den Beispielen solch stürmender, eine Idee zu sagenhafter Tiefen- und Breitenwirkung führenden Persönlichkeit sich weiterbildet.
Auch als Maler zeigte er in seinen „Muntalt“ gezeichneten Bildern die tiefe Wirkung des Hochgebirges auf ein empfindsames, der wahren Natur ergebenes Gemüt. Man muß diesen energiegeladenen Mann selbst gekannt haben, mit ihm gearbeitet haben, um recht zu erkennen, daß wir mit solch kraftvollem Vorbild um einen der wenigen großen Führer der Sturmtrupps unserer alpinen Bewegung ärmer geworden sind.
Aber die Ausstrahlung solch geballter Willenskräfte werden noch in kommenden Generationen, denen er Vorbild bleiben wird, sich segensreich erweisen.
Otto Roegner, Freiburg im Breisgau
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1950, Seite 53-55
Quelle: Der Bergkamerad 1951/52, Seite 429 ff
Quelle: DAV Mitteilungen 1978, Seite 73 f und 85
Wilhelm Paulcke
Vita *3. April 1873 Leipzig, (+) 11. September 1949 Karlsruhe; Schul-und Studienzeit in Leipzig; Naturwissenschaftler (Dr. phil.), Bergsteiger, Skipionier und Lawinenforscher. Der siebenjährige schwächliche Bub Wilhelm befand sich 1880 zur Erholung in Davos, wo er sein erstes Paar Ski geschenkt bekommen hatte.
Chronik Wilhelm Paulcke war 18 Jahre alt, als 1891 Fridtjof Nansens Buch „Auf Schneeschuhen durch Grönland“ erschien. Nansen war das große Vorbild für Wilhelm Paulcke, der sich bald um den Skilauf in Europa verdient machte und später als »deutscher Nansen« bezeichnet wurde. Er führte viele Ski-Erstbesteigungen aus, u.a. Oberalpstock (1897) als ersten Dreitausender und Pizzo Luzendro. Im gleichen Jahr erregte Paulcke mit der ersten Skidurchquerung der Berner Alpen großes Aufsehen und stellte damit die Brauchbarkeit des Ski im winterlichen Hochgebirge endgültig unter Beweis; das Unternehmen wurde 1901 von ihm noch einmal durchgeführt. Auch die erste Skibesteigung des Monte Rosa (1898) sorgte für die Verbreitung der Idee vom Skibergsteigen. Im 1. Weltkrieg war er der führende Mann für den deutschen Militärskilauf und wurde mit seiner Skitruppe in den Vogesen, dann in Kurland und in den Karpaten eingesetzt; Leutnant, Major. Nach dem Krieg Professor an der Karlsruher Technischen Hochschule (Geologie und Mineralogie), wo er sich vor allem um die Schnee- und Lawinenforschung verdient gemacht hatte. Paulcke gehört zu den frühen Erschließern des Battert und Höllentals; dort gibt es wie an den Fluchthörnern (Silvretta) einen Paulcketurm.
Er schrieb mehrere Bücher; sein Hauptwerk »Gefahrenbuch des Bergsteigers und Skiläufers« (1941) erlebte mehrere Auflagen und hat heute (überarbeitet) als »Gefahren der Alpen« immer noch Gültigkeit.
Quelle: Der Bergsteiger 1982, Heft 2, Seite 55-56
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 1, Seite 34-36 (siehe Anhang)
Quelle: Der Bergsteiger 1985, Heft 2, Seite 18 ff
Geboren am:
1873
Gestorben am:
1949
Er_war_der_Begrnder_der_alpinen_Sicherheit_-_AV_Jahrbuch_112.1988.pdf
Paulcke_Wilhelm_-_Bergsteiger_83_01.pdf
Erste Route-Begehung