Pflaum Lina (geb. Schäfer)

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Biografie:
Frau Lina Pflaum, geb. Schäfer
Am 7. März erlag sie, 78jährig, einem schweren Herzleiden. Ihr gebührt ein Nachwort, schon ob ihrer langen Treue zum Alpenverein und zur Sektion München wie als Mitstifterin eines Bergheims im Wilden Kaiser. Einst galt sie als Hochtouristin von Format. Obwohl heute vergessen, gehört zu ihr eine beachtliche Tourenliste, erworben unter meist langen Anwegen, veralteter Ausrüstung und kämpfend um den erst aufstrebenden Frauenalpinismus. Sie begann 1892, als ihr Vetter, der ?Sauserbartl", ein Meteorologe, die junge Lina Schäfer mitnahm ins Kaisergebirge. Dort lernte sie 1893 ihren späteren Mann kennen, den Pharmaziestudenten, nachmals Dr. Fritz Pflaum. Überrascht von ihrem Talent, bildete er sie zu einer ständigen Begleiterin heran. Bald schon ?Bayerländer" und Mitglied des AAVM, entwickelte er sich zum sicheren, angesehenen Führerlosen. Seine 'Gefährtin durfte eine Phase alpiner Beschwingtheit miterleben, traf beim ?Egger" in Kufstein bedeutende Bergsteiger (Botzong, Distel, Dorn, Ittlinger, Leberle, Platz, die Brüder Leuchs und Schulze), war daheim im traulichen Hinterbärenbad jener Jahre, mit Frau Stückl, Frau Unterberger u. a., und stand durch die Pflaumschen Zugspitz-besuche freundschaftlich mit Enzensperger. Immer blieb sie die nie ermüdende Kameradin, froh gelaunt bei allen Strapazen, voll tiefer Empfindung für erhabene Bergeindrücke. Im Wilden Kaiser fehlte ihr kein nennenswerter Gipfel; sie schreckte auch vor Winterbegehungen, die noch selten gewagt wurden, nicht zurück, lief ab 1903/04 Ski und kam durch Pflaum bergsteigerisch weit herum; in die Allgäuer, Ötz- und Zillertaler, Stubaier, auf Sella und Ortler, durchquerte die Rosengartengruppe, kam in die Westalpen. Sie stand auf Weißhorn und Jungfrau (zu Fuß von Interlaken herauf), auf der Meije, auf dem Matterhorn im Neuschnee. Fünf Tage wartete sie mit sechs Führerlosen in der alten defekten Vallothütte, unterm Wüten der Elemente, betrat dann den tief verschneiten Monarchen, während man unten in Chamonix bereits eine Rettungsaktion für die Partie erwog. Noch eine Traversierung des Piz Palü sei erwähnt. Jede Tour gelang; keine ward durch einen Mißklang getrübt. Dr. Pflaums Verunglückung am Mönch aber beendete jäh das Bergsteigertum der kühnen Frau. Der 25. August 1908 machte sie zur Witwe. Dem heißgeliebten Toten dauerndes Andenken zu sichern, übereigneten ihr Schwiegervater und sie der Sektion Bayerland einen Geldbetrag für einen Hüttenbau. Am 25. August 1912 feierte man die Einweihung der Pflaumhütte im Griesener Kar.
Viel Charme und reiches Wissen aus einer Glanzzeit ging mit der Entschlafenen zu Grabe. Noch vom Krankenlager aus erzählte sie mir mancherlei und schrieb mir umrißhaft ihre hauptsächlichsten Fahrten nieder. Sie und ihr Mann, so meinte sie, sollten nicht ganz vergessen sein. Herzlich bat sie mich, wenn Überlebende sich ihrer erinnern würden, sie zu grüßen.
E. F. Hofmann
Quelle: DAV Mitteilungen 1955, Heft 11, Seite 180


Gestorben am:
07.03.1955

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