Diamantidi Demeter

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Biografie:
Diamantidi Demeter, * 20.3.1839 Hietzing, ab1860 Wien, + 4.4.1893 Wien

Die Familie Diamantidi waren griechische Kaufleute, die nach einer Zwischenstation in Rumänien, sich in Wien niedergelassen hatten.
Diamantidi galt als bedeutender und außerordentlich konditionsstarker Bergsteiger und wichtiges Mitglied des Österreichischen Alpenklubs. Seine Besteigungen machte er nie ohne Führer. 1881 konnte er den 2554 m hohen Sasso di Mur in den Dolomiten erstbesteigen. Im gleichen Jahr bestieg er, geführt von Michel und Hans Innerkofler, als erster die Gipfel aller Drei Zinnen an einem Tag.1887 gelang ihm zusammen mit Carl Hofer und Albert Wachtler, geführt von Peter Kotter die Erstbesteigung der 3196 m hohen Agglsspitze. 1888 war Diamantidi Mitglied eines Personenkomitees zur Errichtung des Kaiser-Franz-Joseph-Obelisken am 3905 m hohen Ortler. Nach dem Scheitern dieses Unterfangens bestieg er als Ersatz den Gipfel zur Feier des 40-jährigenThronjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. mit einer Habsburgerflagge. 1892 konnte Diamantidi im Zuge einer Wette Schneeberg, Rax, Schneealpe und Veitsch innerhalb von 24 Stunden besteigen, eine Tour die einen Aufstieg von etwa 3200 Höhenmetern und einen Abstieg von etwa 3500 Höhenmetern umfasste. Im selben Jahr gelang ihm die Erstbegehung der Nordwand des 2846 m hohen Hauptgipfels des Latemarstocks in den Dolomiten, der später zu seinen Ehren Diamantiditurm benannt wurde. Gegen Ende seines Lebens war Diamantidi auch in den Westalpen aktiv.

1879 6.Best.Große Bischofsmütze,2455m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1879 1.Beg.Großes Wiesbachhorn-Nordostgrat,3564m, (Hohe Tauern)
1881 2.Best.Sass Maor,2812m, (Pala,Dolomiten)
1881 1.Best.Sass de Mura (Sasso di Mur)-Ostgipfel,2554 m, (Maiazzagruppe,Feltriner Dolomiten)
1881 2.Best.Kleine Zinne über Südwestwand "Normalweg",IV-,300 HM,2857m, (Sextener Dolomiten)
1881 1.Überschr.Drei Zinnen an einem Tag,2999m, (Sextener Dolomiten)
1881 1.Beg.Dürrenstein-Ostseite,I,2839m, (Pragser Dolomiten)
1888 1.Beg.Untergabelhorn-Nordcouloir im Abstieg,3392m, (Walliser Alpen)
1888 Best.Ortler,3905m, (Ortleralpen)
1887 1.Best.Agglsspitze über Nordwestgrat,3196m, (Stubaier Alpen)
1892 1.Best.Tamer Picolo,2547m, (Tamergruppe,Dolomiten)
1892 1.Best.Vorderer Tamer (Tamer Davanti),2496m, (Tamergruppe,Dolomiten)
1892 Best.Schneeberg,Rax,Schneealpe und Hohe Veitsch,3200 HM im Aufstieg,3500 HM im Abstieg,
in 27 Std., (Raxer Alpen)
1892 2.Best.u.1.Beg.Diamantiditurm, (Latemarspitze,Mittlerer Latemarturm)-Nordwestwand
"Diamantidi-Kamin",Eisrinne 50°,2846m, (Latemar,Dolomiten)
1.Beg.Monte Adamello-Nordwand "Linger-Diamantidi",3554m, (Adamello-Presanella-Alpen)
Quelle: Gerhard Schauer, Isny im Allgäu

Mitglied des Österreichischen Alpenklubs
1879.09.21 - Besteigung der Großen Bischofsmütze mit Bergführer Aushäusler.
Erste Begehung der Nordseite des Großen Wiesbachhorns (3570m) mit 2 Bergführern aus Kaprun.
1881 - Erster Tourist der 1881 mit Michl und Hans Innerkofler alle "Drei Zinnen" an einem Tag erstieg.
1881.08.25 - Zweite Besteigung des Sass Moar (2812m) mit den Bergführern Luigi Casaletti aus San Vito und Michele Bettega aus San Martino.
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

(+) Demeter Diamantidi
Binnen kurzer Frist hat der Tod dem Oesterreichischen Alpen-Club zwei hervorragende Mitglieder entrissen. Vor zwei Wochen mussten wir unseren Mitgliedern das Hinscheiden ihres ersten Präsidenten, des Herrn Thiard-Laforest, anzeigen, heute nöthigt uns abermals eine traurige Pflicht zu der Mittheilung, dass das unerbittliche Schicksal einen unserer treuesten Genossen abberufen hat. In der Vollkraft des gereiften Mannesalters ist Herr Diamantidi einem kurz währenden Leiden erlegen und aus unserer Mitte geschieden, nachdem er noch im vorigen Jahre durch eine Reihe bedeutender Hochtouren und Marschleistungen vielfache Proben seiner Kraft, Ausdauer und Willensstärke geliefert hatte. Herr Diamantidi gehörte dem Oesterreichischen Alpen-Club seit dessen Gründung an und fühlte sich stets als treuer, die Interessen des Vereins hochhaltender Freund unseres Club, dessen Tendenzen seinem Wesen entsprachen. Seltener Edelmuth und eine begeisterte Neigung für den Sport, dem er insbesondere auf der Eisbahn und in den Bergen huldigte, bildeten gepaart mit gewinnender Liebenswürdigkeit den Grundzug seines Charakters.
Auf die alpinistischen Leistungen unseres dahingeschiedenen Freundes brauchen wir nicht besonders hinzuweisen; die Bände der ?Oesterreichischen Alpen-Zeitung? enthalten in einzelnen Aufsätzen und Touren­ berichten zahlreiche Beweise der touristischen Thätigkeit Diamantidi?s, die sich mit Vorliebe den Dolomiten und erst in letzter Zeit den Westalpen zuwendete. Als seine bedeutendsten Leistungen dürfen die erste Besteigung des Sass di Mur und die erste Besteigung der Drei Zinnen an einem Tage gelten.
Der Oesterreichische Alpen-Club legte einen Kranz auf das Grab des verblichenen Freundes der Berge, dem auf seiner letzten Fahrt die Vertreter des Ausschusses und viele Mitglieder das Geleite gaben.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1893, Folge 373, Seite 112


Ein Sportsmann, einer der besten Eisläufer Wiens, der im ÖAK dank seinem geistreichen und launigen Wesen und seiner Rednergabe eine Rolle spielte, war Demeter Diamantidi. Seine bergsteigerische Tätigkeit galt in erster Linie den Dolomiten, in der lezten Zeit vor seinem 1893 erfolgten Tode auch den Westalpen. Sein anfangs nicht sehr umfangreicher Tourenbericht, der sich aber zu beginn der neunziger Jahre sehr vergrößerte, verzeichnet 1879 die Ersteigung des Wiesbachhorns von der Sandbodenscharte mit den Führern Thomas Lechner und Josef Hetz, 1881 die erste Ersteigung des Sasso di Mur, ferner die erste touristische Ersteigung der Kleinen Zinne mit Michel und Josef Innerkofler, woran er noch die Besteigung der beiden anderen Zinnen am selben Tage anschloß. Das Seil seiner Führer soll übrigens bei den klettertouren keine nebensächliche Rolle gespielt haben, denn als Michel Innerkofler vor der Tour gefragt wurde, ob er und Josef den Diamantidi auf die Kleine Zinne auch hinaufbringen würden, wie das wohl gehen werde, erwiderte Michel: "Auffi muaß er, ehender reiß' ma'n bei der Mitt'a!"
1892 machte er Neuersteigungen in der Palagruppe (erste Ersteigung von Sasso di Campo, Sasso d'Ortiga, Sasso di Cavallera und Monte Tamer).
Die vier Wiener Ausflugsberge Schneeberg, Rax, schneealpe und Veitsch bestieg er 1892 infolge einer Wette in einem Zug innerhalb 24 Stunden. Von Payerbach ging es mit dem Führer Hödl auf das Klosterwappen. Dort ruhten sie drei Stunden, brachen um Mitternacht auf und stiegen über den Baumgartner und durch die Eng nach Talhof ab; nun wurde mit Wagen in die Preisn gefahren, wo man um 4 Uhr früh eintraf. Über das Karl-Ludwig-Haus, die Heukuppe und den Naßkamm ging es zur Ameisbichlalm, wo von 12 bis 1 Uhr Mittagsrast gehalten wurde. Dann wurde der Weg über den Windberg nach Neuberg fortgesetzt. Ein Einspänner (ein wagen mit einem Pferd) brachte die beiden nach Niederalpl (6 Uhr). Etwas nach 11 Uhr standen die beiden, verstärkt durch einen Holzknecht, auf dem Gipfel der Hohen veitsch und langten um 3 Uhr früh wieder in Niederalpl an. Sie waren somit, eingerechnet die Rasten, 27 Stunden auf den Beinen gewesen. Im ganzen wurden etwa 3200m im Anstieges und 3500m im Abstieg zurückgelegt.
Quelle: Österr. Alpenzeitung

(+) Demeter Diamantidi.
Die alpinen Kreise Wien's wurden am 14. v. M. durch das unerwartet plötzlich erfolgte Ableben des als Alpinist hervorragend genannten Herrn Demeter Diamantidi schmerzlich erschüttert. Der Eindruck war umso tiefer, als von der nur dreitägigen Krankheit des Verstorbenen die Wenigsten unterrichtet gewesen waren, und man wusste, dass derselbe sich erst vor einigen Wochen wieder vermält hatte. Im Ö.T.-C., dessen langjähriges, treues Mitglied er war. sprach Herr Diamantidi zuletzt in der Wochenversammlung am 18. Nov. 1892 anlässlich eines Vortrages unseres Präsidenten (Traversiruug der Jungfrau), wobei auch seine werthvolle Collection seltener Photographien des im Kaukasus verunglückten Mr. Donkin zur Ausstellung gelangte. Die touristischen Leistungen des Dahingeschiedenen, welcher auch Mitglied des englischen »Alpine-Club« war, sind ebenso zahlreich als bedeutend, und viele derselben haben die Aufmerksamkeit selbst des grossen Publikums erregt. In früheren Jahren hat Diamantidi auch die alpine Feder in erfolgreicher Weise gehaudhabt und durch treffliche Aufsätze, insbesondere aber durch glänzende Vorträge zu fesseln verstanden. Zu den hervorragendsten alpinen Thaten Diamaiitidi's gehören: Die Ersteigung des Hochgall (Rieserfener-Gruppe) von der- Ostseite (bis circa 50 m unter dem Gipfel) am 29. Juli 1875; die Ersteigung des Großen Wiesbachhorn über den nördlichen Eisgrat
am 25. Sept. 1879; die erste Ersteigung des höchsten Gipfels des Sasse di Mur in den Dolomiten am 23. August 1881, die Ersteigung der Kleinen, der Grossen und der Westlichen (zweithöchsten) Zinne in einem Tage am 31. August 1881, die Winterfahrt auf den Ortler am 5. December 1888 u. v. A. Noch im Vorjahre unternahm er die Traversirung des Matterhorns und der Jungfrau, welche Touren bekanntlich hervorragende touristische Eignung fordern, und setzte durch seine in 24 Stunden ausgeführte Forcetour Schneeberg-Raxalpe-Schneealpe-Veitsch in Verwunderung.
Die touristischen Leistungen Dianumtidi's sind um so höher anzuschlagen, als er oft durch Athemnoth im Aufwärtssteigen peinlich behindert war; seine Begeisterung für die Alpenwelt und seine seltene geistige und körperliche Elastizität lies ihn jedoch alle Qual gering achten und eine geradezu colossale Willenskraft entfalten, womit er auch jedesmal das Ziel erreichte, welches er sich einmal vorgesetzt hatte. Diamantidi war auch ein ungewöhnlich begabter Maler urnd Zeichner, und wenn er seinen Stift alpinen Darstellungen widmete, fand er allgemeine Bewunderung. Seine Hand führte Stift, Feder und Pickel mit gleicher Vollendung, und wenn wir schliesslich noch erwähnen, dass diese Hand stets in freigebigster Weise für den Alpinismus geöffnet.war, so haben wir den ganzen Umfang des grossen Verlustes dargelegt, welchen die alpine Sache durch den Tod Diamantidfs erlitten hat.
Der Verblichene wurde als Sprössling einer alten griechischen Familie 1839 in Wien geboren, studirte am Wiener
Polytechnum und ahsolvirte die Malerschule; später trat er in die Leitung der Freilander Waffenfabrik seines Schwagers Feld. Fruhwirth ein, und als diese von der Oesrterr. Waffenfabriks-Gesellschaft angekauft wurde, zog er sich ins Privatleben zurück. Von 1884 1889 war er Gemeinderath der Stadt Wien. Dass der Verblichene neben dem alpinen Sport noch andere sportliche Uebungen betrieb, ist bekannt; er war .schon in früher Jugend ein tüchtiger Reiter, Fahrer, Fechter. Läufer und Tänzer. In der Theorie und Technik des Eislaufens war er eine Capacität und sowohl schriftstellerisch als auch im Verwaltungsausschusse des Wiener- Eislaufvereines für die Ausbildung dieses Sportes thätig.
Quelle: Österreichische Touristenzeitung 1893, Nr. , 1. Mai 1893, Seite 112-113

Geboren am:
20.03.1839
Gestorben am:
04.04.1893

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